Unter anderen Umständen – Mutter werden in dieser Gesellschaft
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Überlegungen, was für die Frau wichtig se<strong>in</strong> könnte. Wohlbef<strong>in</strong>den um-<br />
faßt alle <strong>in</strong>trapartalen Empf<strong>in</strong>dungen und Äußerungen der Frau. Die Frau-<br />
en ihrerseits s<strong>in</strong>d aufgefordert, sich zu »trauen«, ihre Wünsche und Bedürf-<br />
nisse zu äußern. E<strong>in</strong>e Teilnehmer<strong>in</strong> wünschte, daß Hebammen unter der<br />
Geburt immer die Wahrheit sagen sollten. Wohlbef<strong>in</strong>den hängt mit dem<br />
Ausmaß der zeitlichen Präsenz der Hebamme zusammen. Auch begleiten-<br />
de Personen können, ebenso wie die Hebamme, zum Wohlbef<strong>in</strong>den der Ge-<br />
bärenden beitragen. Nach Ansicht e<strong>in</strong>er anwesenden Geburtsvorbereiter<strong>in</strong><br />
kann Wohlbef<strong>in</strong>den im Rahmen e<strong>in</strong>es Geburtsvorbereitungskurses geübt<br />
<strong>werden</strong>.<br />
Im Gespräch mit den Teilnehmer<strong>in</strong>nen wurden Vorbehalte gegenüber<br />
der Verwendung des Begriffs Wohlbef<strong>in</strong>den im geburtshilflichen Zusam-<br />
menhang geäußert. Da sich für den deutschen Sprachgebrauch im ge-<br />
burtshilflichen Kontext momentan ke<strong>in</strong>e konsistente Verwendung des Be-<br />
griffs »Wohlbef<strong>in</strong>den« abzeichnet, wurde als Hilfsbegriff für Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der Ausdruck des »gelungenen Gebärens« vorgeschlagen. Welche Zuwen-<br />
dungen (Bestätigung, Ermutigung, Präsenz) f<strong>in</strong>den von Seiten der Hebam-<br />
me statt? Was wird als Erleichterung/Wohlbef<strong>in</strong>den von der Gebärenden<br />
wahrgenommen und bleibt als Er<strong>in</strong>nerung bestehen?<br />
Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, daß unabhängig von dem<br />
Geburtsmodus (Spontangeburt, vag<strong>in</strong>al operative Geburt, sectio caesarea)<br />
e<strong>in</strong>e Gebärende die Geburt als »gelungen« bezeichnet, wenn ihren Wün-<br />
schen und Bedürfnissen Rechnung getragen wurde.<br />
Zusammenfassend bildeten sich e<strong>in</strong>ige Punkte heraus, die auch bei ei-<br />
nem heterogenen Verständnis von Wohlbef<strong>in</strong>den ( jede Hebamme bzw.<br />
jede Gebärende hat etwas anderes darunter verstanden) allen gleich wich-<br />
tig erschienen: Die Gebärende wird nach ihren Wünschen und Bedürfnissen<br />
gefragt, die Hebamme beobachtet die Gebärende, nimmt sich Zeit, ist im<br />
Hier und Jetzt präsent und nimmt die Gebärende ernst. Dabei ist die Heb-<br />
amme bemüht, sich selbst zurückzunehmen, damit sie feststellen kann,<br />
wo sie die Gebärende »abzuholen« hat. Dieses ist bei allen bestehenden<br />
Geburtsformen ( Spontangeburt, vag<strong>in</strong>al operative Entb<strong>in</strong>dung, sectio<br />
caesarea ) erforderlich. Geme<strong>in</strong>sam war den Äußerungen, daß es hierbei<br />
um mehr als nur die ( kognitive ) Zufriedenheit mit der Geburtserfahrung<br />
geht.<br />
132 Mechthild Groß/Workshop