Unter anderen Umständen – Mutter werden in dieser Gesellschaft
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terschiedlich se<strong>in</strong>. Unsere eigene Frauenkl<strong>in</strong>ik haben wir so umstrukturiert,<br />
daß <strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik der primäre Ansprechpartner unter der Geburt die Hebam-<br />
me ist, was auch aus psychodynamischen Erwägungen heraus e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n<br />
ergibt. Auf der <strong>anderen</strong> Seite bedeutet dieses nicht, daß die Ärzte ohne<br />
weiteres die Geburt aus der Hand geben sollten. Die Betonung sollte so<br />
se<strong>in</strong>, daß der Arzt das Schwergewicht auf Sicherheit legen sollte und die<br />
Hebamme auf Geborgenheit und Begleitung. Darüber h<strong>in</strong>aus haben aber<br />
Städte wie Bremen, Hamburg oder Berl<strong>in</strong> mittlerweile so breit gefächerte<br />
Angebote <strong>in</strong> der Geburtshilfe, daß die Frauen selbst entscheiden können,<br />
ob sie <strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik, zu Hause, im Geburtshaus oder z.B. mit Beleghebamme<br />
entb<strong>in</strong>den wollen.<br />
Frau Staschek Es gibt noch die fest angestellten Hebammen <strong>in</strong> den Kl<strong>in</strong>iken zu<br />
nennen. Ich denke, die Frauen können zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> diesen Städten weitge-<br />
hend selbst entscheiden, welchen Weg sie wollen. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die admi-<br />
nistrativen und gesetzlichen Voraussetzungen für die Durchlässigkeit dieses<br />
Systems noch schlecht und müssen verändert <strong>werden</strong>.<br />
Moderator<strong>in</strong> Vielleicht können Sie noch e<strong>in</strong>mal den Prozeß während der Ge-<br />
burtshilfe schildern. Jede Hebamme ist ja verpflichtet, ab e<strong>in</strong>em gewissen<br />
Moment den Arzt zu rufen, weil sie gewisse Handgriffe e<strong>in</strong>fach nicht unter-<br />
nehmen darf, selbst wenn sie sie könnte. D.h. <strong>in</strong>nerhalb der Kl<strong>in</strong>ik entschei-<br />
det die Hebamme den Fall, wann der Arzt zu kommen und wann er nicht zu<br />
kommen hat. Ist das richtig?<br />
Herr Kentenich Bei e<strong>in</strong>er Geburt <strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik muß me<strong>in</strong>er Ansicht nach der<br />
Arzt dabei sei. Dieses ist auch aus forensischen Erwägungen gefordert.<br />
Trotzdem bleibt die Hebamme die primär betreuende Person. Sie ist <strong>in</strong> der<br />
Lage zu entscheiden, wann sie e<strong>in</strong>en Arzt nach der Aufnahmeuntersuchung<br />
vor der eigentlichen Geburt erneut im Kreißsaal h<strong>in</strong>zuzieht. Das wird immer<br />
dann se<strong>in</strong>, wenn e<strong>in</strong>e Gefahr für die Frau oder das K<strong>in</strong>d droht.<br />
Ärzte wenden oft e<strong>in</strong>, daß Hebammen den mediz<strong>in</strong>ischen Teil der Geburt<br />
nicht so gut überblicken können. Das stimmt me<strong>in</strong>er Ansicht nach nicht.<br />
Der mediz<strong>in</strong>ische Teil der Überwachung ist wie alles <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong> gut<br />
erlernbar, und die Praxis lehrt auch, daß Hebammen Gefahren frühzeitig<br />
erkennen. E<strong>in</strong>e Überwachung ist <strong>in</strong> jedem Fall s<strong>in</strong>nvoll. Probleme zwischen<br />
Arzt und Hebamme ergeben sich nur, wenn beide schlecht mite<strong>in</strong>ander<br />
kommunizieren.<br />
164 Podiumsdiskussion