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Unter anderen Umständen – Mutter werden in dieser Gesellschaft

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geborenen nach der Kl<strong>in</strong>ikentlassung; ihre Kolleg<strong>in</strong>nen im Krankenhaus<br />

s<strong>in</strong>d für alle normalen Geburten verantwortlich zuständig. So benötigen<br />

mehr als 70 % aller Frauen ke<strong>in</strong>erlei ärztliche Hilfe. Für die Frauen ist dies<br />

so selbstverständlich, daß sie erschrecken, wenn z.B. unter der Geburt der<br />

diensthabende Arzt den Kreißsaal betritt <strong>–</strong> und erleichtert s<strong>in</strong>d, wenn die-<br />

ser se<strong>in</strong>e Anwesenheit mit der Suche nach e<strong>in</strong>er Tasse Kaffee begründen<br />

kann. Von Ärzt<strong>in</strong>nen, Ärzten und Hebammen geme<strong>in</strong>sam ausgeübte Ge-<br />

burtsmediz<strong>in</strong> tritt nämlich nur dort <strong>in</strong> Aktion, wo es zu Risikosituationen<br />

oder Komplikationen gekommen ist. Für diese <strong>–</strong> und nur für sie <strong>–</strong> wird<br />

alles an Technik bereitgestellt, was wir kennen, denn hier wird Sicherheit<br />

groß geschrieben. Allerd<strong>in</strong>gs gel<strong>in</strong>gt es den skand<strong>in</strong>avischen Gesundheits-<br />

systemen wesentlich besser als unserem deutschen, echte Risiken zu er-<br />

kennen und dann auch wirklich nur im spezialisierten Großkrankenhaus <strong>in</strong><br />

excellenter Zusammenarbeit mit K<strong>in</strong>derärztInnen zu behandeln.<br />

Resultat <strong>dieser</strong> Art zu arbeiten s<strong>in</strong>d nicht nur sehr niedrige Sterblichkeitsraten,<br />

sondern auch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt niedriger Prozentsatz von geburtshilflichen<br />

Interventionen <strong>–</strong> Kaiserschnittraten zwischen 11 und 12 %, vag<strong>in</strong>alopera-<br />

tive Entb<strong>in</strong>dungen zwischen 5 und 7 % <strong>–</strong> und natürlich auch niedrigere<br />

Kosten.<br />

Von den Frauen wird an diesem System zuweilen kritisiert, daß sie ke<strong>in</strong>e<br />

Wahlmöglichkeiten haben <strong>–</strong> <strong>in</strong> vielen Orten s<strong>in</strong>d die Krankenhäuser zen-<br />

tralisiert worden <strong>–</strong> und daß ihnen durch die Trennung <strong>in</strong> ambulante und<br />

stationäre Bereiche ke<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Betreuung (etwa durch die glei-<br />

che Hebamme <strong>in</strong> der Schwangerschaft, unter der Geburt und danach) ge-<br />

boten wird. Beides soll sich zukünftig verändern: z.B. durch die E<strong>in</strong>richtung<br />

von geburtshausähnlichen, sog. ABC ( Alternative Birth Center ) -Abteilun-<br />

gen <strong>in</strong> den Kl<strong>in</strong>iken, deren Effektivität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großen wissenschaftlichen<br />

Studie <strong>in</strong> Stockholm e<strong>in</strong>wandfrei nachgewiesen wurde.<br />

»Es war immer e<strong>in</strong>e Hebamme bei mir, ich war nie alle<strong>in</strong> <strong>–</strong> nur weil es so<br />

lange g<strong>in</strong>g, mußten sie wechseln. Zum Schluß haben sie mir zu zweit<br />

geholfen. Da war e<strong>in</strong>e ganz gute Atmosphäre im Kreißsaal <strong>–</strong> wir waren<br />

so e<strong>in</strong> Team: Me<strong>in</strong> Mann und ich, die beiden Hebammen und die K<strong>in</strong>der-<br />

schwester...und als er dann da war, der Kle<strong>in</strong>e, haben sie uns gefeiert, wie<br />

an e<strong>in</strong>em Geburtstag eben ...« erzählte z.B. e<strong>in</strong>e 32-jährige norwegische<br />

Erstgebärende, die ihren 4800 g schweren Sohn spontan geboren hatte.<br />

Beate Schück<strong>in</strong>g

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