Unter anderen Umständen – Mutter werden in dieser Gesellschaft
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Beh<strong>in</strong>derung mit Leid gleichgesetzt wird) abwenden zu können.<br />
• Risiken, negative Folgen und Begleitersche<strong>in</strong>ungen <strong>dieser</strong> Diagnostik<br />
(unklare Befunde, »Schwangerschaft auf Probe«, später Abbruch als e<strong>in</strong>-<br />
geleitete Geburt ) <strong>werden</strong> häufig erstmalig <strong>in</strong> der Beratung thematisiert,<br />
das heißt: sie s<strong>in</strong>d bisher gar nicht oder kaum angesprochen worden.<br />
• Häufig fühlen sich schwangere Frauen h<strong>in</strong> und her gerissen zwischen<br />
ihren Ängsten, e<strong>in</strong>em Leben mit e<strong>in</strong>em beh<strong>in</strong>derten K<strong>in</strong>d nicht gewachsen<br />
zu se<strong>in</strong> (z.B. Angst vor Autonomieverlust, davor auschließlich und lebens-<br />
lang auf die <strong>Mutter</strong>rolle festgelegt zu se<strong>in</strong> oder von ihrem Partner verlassen<br />
zu <strong>werden</strong> ) und den Ängsten, durch e<strong>in</strong>e Fehlgeburt das Ungeborene zu<br />
verlieren bzw. nach e<strong>in</strong>em auffälligen Befund e<strong>in</strong>e Entscheidung über Le-<br />
ben oder Tod fällen zu müssen.<br />
• Viele Frauen beklagen, daß für sie der Entscheidungsprozeß zusätzlich<br />
belastet wird durch den Erwartungsdruck aus dem sozialen Umfeld, sich<br />
für die Diagnostik zu entscheiden. Hierbei wird der Druck durch Frauen-<br />
arzt/Frauenärzt<strong>in</strong> zumeist an erster Stelle genannt.<br />
Viele schwangere Frauen wenden sich an ›Cara‹, nicht nur um Informa-<br />
tionen zu erhalten, sondern um vielmehr dar<strong>in</strong> ermutigt zu <strong>werden</strong>, ihre<br />
Skepsis gegenüber den vorgeburtlichen Tests ernstzunehmen.<br />
Für alle Menschen, die <strong>in</strong> diesem Kontext beraten, ist die kont<strong>in</strong>uierliche<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der eigenen Haltung zu diesem Thema (eigener<br />
Selbstbestimmungsbegriff, eigene beh<strong>in</strong>dertenfe<strong>in</strong>dliche Anteile etc.) un-<br />
erläßlich. Außerdem sollten sie grundsätzliche Fragen klären wie: »Will ich<br />
non-direktiv beraten? Gibt es überhaupt non-direktive Beratung? Wieviel<br />
von me<strong>in</strong>er eigenen Haltung will ich sichtbar machen?«.<br />
Pränataldiagnostik: das Dilemma der Entscheidungsfreiheit 143