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COMPACT-Spezial "Asyl unsere Toten"

Asyl, Unsere Toten Unsere Toten, Unsere Trauer

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Unsere Toten, Unsere Trauer

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Ausgabe 1/2015 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Ohne Grenzen, ohne Sicherheit<br />

Der große Austausch<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

<strong>Asyl</strong>zahlen<br />

1972 bis 2011<br />

Die Grenzöffnung durch Angela Merkel im September 2015 hat einen Prozess<br />

beschleunigt, der schon vor 25 Jahren begonnen hat: Der Anteil von Ausländern an<br />

der Bevölkerung steigt rapide an.<br />

Aus Sicht der <strong>Asyl</strong>lobby nimmt Deutschland<br />

nach wie vor zu wenige Flüchtlinge auf. Die nackten<br />

Zahlen des Statistischen Bundesamtes erlauben<br />

einen Blick auf die dramatischen Veränderungen:<br />

1990 lebten knapp 5,6 Millionen Ausländer im<br />

wiedervereinigten Deutschland. Bis dahin hatte es<br />

kaum Einbürgerungen von Zuwanderern gegeben. In<br />

den knapp 25 Jahren seither stieg die Zahl auf rund<br />

16,4 Millionen Personen. Allerdings spricht man jetzt<br />

nicht mehr von Ausländern, sondern von Menschen<br />

«mit Migrationshintergrund», da ein Großteil von ihnen<br />

deutsche Pässe bekommen hat. Die Entwicklung<br />

ist exponentiell: Allein von 2011 bis 2014 sind gut 1,5<br />

Millionen Neusiedler hinzugekommen (plus 10,3 Prozent).<br />

Gleichzeitig hat die Geburtenrate der Stammbevölkerung<br />

den weltweit tiefsten Stand erreicht.<br />

Der Anstieg der Nettozuwanderung (Zuwanderer<br />

einschließlich <strong>Asyl</strong>bewerber minus Auswanderer)<br />

ist erschreckend: Von lediglich 11.000 im Jahr 2008<br />

stieg die Zahl auf 300.000 (2011), 383.000 (2012)<br />

und schließlich 465.000 (2013). Damit war Deutschland<br />

unter den OECD-Staaten nach den Vereinigten<br />

Staaten das zweitwichtigste Zielland für Wanderungsströme.<br />

Im Jahr 2014 waren es 577.000,<br />

vermutlich auch aufgrund des Wegfalls von Arbeitsmarktbeschränkungen<br />

für Rumänen und Bulgaren.<br />

Das lässt an eine Äußerung von Altbundeskanzler<br />

Helmut Schmidt aus dem Jahre 1992 denken:<br />

«500.000 Menschen jährlich, das ist einfach zu<br />

viel.» Und weiter: «Kein Volk der Welt würde es ertragen,<br />

wenn jedes Jahr eine halbe Million Ausländer<br />

dazukommt, wie bei uns (…).» 2015 schließlich<br />

explodierte die Nettozuwanderung um fast 50 Prozent:<br />

Die Zahl der Ausländer in der Bundesrepublik<br />

stieg um 1,14 Millionen, den Löwenanteil bildeten<br />

<strong>Asyl</strong>bewerber aus islamischen Staaten.<br />

Vor mehr als 20 Jahren erlebte Deutschland<br />

schon einmal eine Flüchtlingsflut. 1991 beantragten<br />

256.000 Menschen <strong>Asyl</strong> in der Bundesrepublik, 1992<br />

bereits 438.000 und 1993 immer noch 322.000. Darunter<br />

waren nicht wenige Zuwanderer aus Rumänien<br />

und Bulgarien, die heute nicht mehr in den <strong>Asyl</strong>statistiken<br />

auftauchen, sondern im Rahmen der EU-Freizügigkeit<br />

nach Deutschland umsiedeln. Doch während<br />

die Flüchtlingswelle vor 20 Jahren durch eine Neufassung<br />

des <strong>Asyl</strong>gesetzes vorübergehend gestoppt<br />

werden konnte, bejubelt heute die politische Klasse<br />

den gefährlichen Trend als Beweis der Attraktivität<br />

Deutschlands. Im Oktober 2014 zog Angela Merkel<br />

einen gewagten Vergleich zwischen der deutschen<br />

Einheit und der Integrationspolitik: Deutschland werde<br />

weltweit für die Bewältigung der Wiedervereinigung<br />

und die Eingliederung der innerdeutschen Übersiedler<br />

gelobt. «Deshalb glaube ich, dass wir genauso<br />

das Potenzial und die Möglichkeiten haben, ein<br />

tolles Integrationsland zu sein.» Diese Steilvorlage<br />

nahmen in der Folge die Mitglieder des vom Berliner<br />

Senat eingesetzten Beirats für Flüchtlingspolitik auf:<br />

Ex-Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) schätzte<br />

die «Integrationsfähigkeit» der Hauptstadt freihändig<br />

auf «mehrere zehntausend Flüchtlinge».<br />

Die jährliche Nettozuwanderung<br />

nach Deutschland hat sich von<br />

2008 auf 2015 mehr als verhundertfacht.<br />

Die ehemalige Sozialsenatorin Ingrid Stahmer<br />

(SPD) legte noch eine Schippe drauf und erinnerte<br />

daran, dass Berlin vor 25 Jahren mit «deutlich höheren<br />

Flüchtlingszahlen» zu tun hatte – nämlich sowohl<br />

1989 wie 1990 mit jeweils über 100.000. Zum Vergleich:<br />

Im Jahr 2014 kamen 12.000 <strong>Asyl</strong>bewerber in<br />

die Hauptstadt, und schon das führte in den betroffenen<br />

Stadtteilen zu starken Protesten.<br />

Mutti<br />

Multikulti<br />

Merkels Migrationspolitik<br />

Tugce<br />

Die verhöhnten Opfer<br />

PEGIDA<br />

Dresden wehrt sich<br />

Ferguson<br />

Rambo gegen Django<br />

Mütter & Sex<br />

Baby da, Lust weg?<br />

Dossier: Frieden mit Russland<br />

Plädoyers für eine Achse Paris-Berlin-Moskau<br />

«In Westdeutschland erhöhte<br />

sich die Zahl der <strong>Asyl</strong>suchenden<br />

zwischen 1972 und 1980<br />

von 5.289 auf 107.818. In den<br />

drei Folgejahren ist die Zahl<br />

dreimal gesunken – auf unter<br />

20.000 im Jahr 1983. Mit Ausnahme<br />

des Jahres 1987 nahm<br />

die Zahl der <strong>Asyl</strong>suchenden in<br />

Westdeutschland beziehungsweise<br />

später in Deutschland<br />

zwischen 1983 und 1992 jedes<br />

Jahr zu. Mit 438.191 <strong>Asyl</strong>suchenden<br />

im Jahr 1992 wurde<br />

der bisherige Höchststand<br />

erreicht. Durch die <strong>Asyl</strong>rechtsreform<br />

1992/1993, das Ende<br />

der Kriegshandlungen im ehemaligen<br />

Jugoslawien sowie die<br />

Stabilisierung Osteuropas und<br />

anderer Regionen sank die Zahl<br />

der <strong>Asyl</strong>suchenden auf 322.599<br />

im Jahr 1993 beziehungsweise<br />

auf unter 128.000 in den Jahren<br />

1994/1995. In den Folgejahren<br />

ist die Zahl der <strong>Asyl</strong>bewerber –<br />

bis auf eine leichte Steigerung<br />

2001 – kontinuierlich gesunken.<br />

1998 lag sie erstmals seit 1987<br />

unter 100.000 und im Jahr 2007<br />

erreichte die Zahl der <strong>Asyl</strong>bewerber<br />

mit 19.164 den niedrigsten<br />

Stand seit 1977. Seit 2007<br />

ist die <strong>Asyl</strong>bewerberzahl allerdings<br />

vier Jahre in Folge gestiegen<br />

– auf 45.741 <strong>Asyl</strong>bewerber<br />

im Jahr 2011.»<br />

(Bundeszentrale für politische<br />

Bildung)<br />

Dieses <strong>COMPACT</strong>-Cover vom Januar<br />

2015 avancierte zum beliebten<br />

Motiv auf asylkritischen Demonstrationen.<br />

Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Bild oben links: 1992 strömten diese<br />

Ausländer in das damals für <strong>Asyl</strong>fragen<br />

zuständige Berliner Sozialamt<br />

am Friedrich-Krause-Ufer. Foto:<br />

picture alliance / zb<br />

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