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Stahlreport 2016.09

Das Magazin des Bundesverbands Deutscher Stahlhandel für die Stahldistribution

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sungen gemacht, in den USA und in<br />

Deutschland. Daraus sind erste Ideen<br />

entstanden, welche digitalen Services<br />

wir denn überhaupt für den Stahlhandel<br />

entwickeln müssen. Dieser aus der<br />

Start-up-Szene stammende, radikal<br />

kundenzentriete Ansatz hat auf<br />

Anhieb gut funktioniert.<br />

Was ist der Unterschied des Start-up-<br />

Ansatzes im Gegensatz zum klassischen<br />

Konzerndenken?<br />

Tim Milde: Wir können Produkte<br />

sehr viel schneller entwickeln. In Konzernen<br />

ist die klassische Vorgehensweise,<br />

erstmal einen Investmentantrag<br />

zu stellen, der dann verschiedene<br />

Gremien bis zur Entscheidung durchläuft.<br />

Dann kommen zwei Jahre Entwicklung<br />

und schließlich entsteht ein<br />

Produkt mit 499 Funktionen, von<br />

denen der Kunde am Ende nur drei<br />

braucht.<br />

Wir hingegen haben nicht damit<br />

begonnen, ein sehr komplexes Produkt,<br />

sagen wir ein Auto, von Grund<br />

auf zu entwickeln. Wir haben eher mit<br />

einem Skateboard angefangen. Das ist<br />

einfach, deckt aber von Anfang an die<br />

wichtigste Funktionalität ab: Es fährt.<br />

Dieses Konzept haben wir sehr<br />

erfolgreich für die bereits angesprochenen<br />

Lösungen Webshop und Kontraktportal<br />

angewendet. Von der Idee<br />

bis zur Umsetzung hat es bspw. beim<br />

Kontraktportal nur wenige Wochen<br />

gedauert – dann waren wir live. Mittlerweile<br />

haben wir allein in Deutschland<br />

über 500 Kunden auf dem System<br />

und in den USA wurden darüber<br />

mit bislang nur wenigen Testkunden<br />

bereits über 10 Mio. US-Dollar Umsatz<br />

generiert.<br />

Christian Pokropp: Eine solch<br />

hohe Geschwindigkeit legen wir aber<br />

nicht nur bei der Entwicklung innovativer<br />

Tools an den Tag. Große Fortschritte<br />

haben wir auch bei der digitalen<br />

Vernetzung mit Kunden,<br />

Lieferanten und Großhändlern erzielt.<br />

Dies ist Grundvoraussetzung für<br />

unsere Industrieplattform, die auch<br />

für Wettbewerber offen sein wird. Eine<br />

erste Version dieser Plattform ist<br />

bereits für kommendes Jahr geplant.<br />

Was ist der Nutzen einer solchen Plattform<br />

für die Stahlhandelsbranche?<br />

Tim Milde: Wir sind überzeugt,<br />

dass man auch bei der Betrachtung<br />

dieser Idee zuallererst den Blickwinkel<br />

des Kunden einnehmen muss. Sie<br />

sind ja u.a. auch Kunde von Amazon,<br />

weil Sie sich nicht bei x verschiedenen<br />

Webshops einloggen möchten,<br />

sondern eine Plattform mit dem vollen<br />

Angebot haben möchten.<br />

Genauso sehen wir das auch für<br />

die Stahlindustrie kommen. Die ganze<br />

Bandbreite von Produkten kann ein<br />

Anbieter allein nicht leisten. Deswegen<br />

glauben wir, dass es zwangsläufig<br />

auf eine Industrieplattform unter<br />

Einbezug von Wettbewerben hinauslaufen<br />

wird. Neben dem breiten Produktanagebot<br />

profitieren Kunden von<br />

der größeren Preistransparenz, die<br />

auf der Plattform entsteht.<br />

Christian Pokropp: Transparenz<br />

spielt auch für Lieferanten und Großhändler<br />

eine wichtige Rolle. Durch die<br />

auf der Plattform generierten Daten<br />

lässt sich besser vorhersagen, welches<br />

Produkt in welcher Menge und zu welchem<br />

Zeitpunkt benötigt wird. Das<br />

führt dazu, dass Produktionskapazitäten<br />

bedarfsgerechter ausgelastet werden<br />

können. Obendrein ermöglicht<br />

diese neue Transparenz die Reduktion<br />

der Lagerbestände auf allen Wertschöpfungsstufen.<br />

Wir selbst werden durch den<br />

Betrieb der Plattform zum Manager<br />

von Lieferketten. Unser Geld verdienen<br />

wir künftig auch durch Transaktionsgebühren<br />

und nicht mehr nur<br />

mit dem Handel von Stahl.<br />

Trotz der beschriebenen Vorteile der<br />

Digitalisierung gibt es in der Stahlbranche<br />

viele Stimmen, die zumindest<br />

für den eigenen Bereich den Nutzen<br />

nicht sehen. Wie bewerten Sie das<br />

und was entgegnen Sie solchen Kritikern?<br />

Christian Pokropp: Alles, was<br />

digitalisiert werden kann, wird digitalisiert.<br />

Das gilt auch für die Stahlindustrie.<br />

Wer das noch immer nicht<br />

erkannt hat, dürfte es zukünftig<br />

schwer haben, im Wettbewerb zu bestehen.<br />

Die wesentlichen Treiber für die<br />

Digitalisierung der Stahlindustrie sind<br />

die derzeit noch bestehende Intransparenz<br />

und die damit verbundenen<br />

Ineffizienzen in der Lieferkette.<br />

Tim Milde: Bevor wir damit angefangen<br />

haben, uns digital mit Produzenten<br />

und Lieferanten zu vernetzen,<br />

konnten wir schon froh sein, wenn<br />

wir auf Anbieterseite einen Walzplan<br />

bekommen haben. Kundenseitig treffen<br />

wir zudem noch immer auf zum q<br />

Mit einfachen Instrumenten beginnen und sie kontinuierlich verbessern<br />

Prüfen<br />

Lernen<br />

Grafik: kloeckner.i<br />

Start-up-Ansatz: Produktentwicklung<br />

Konstruieren<br />

<strong>Stahlreport</strong> 9|16<br />

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