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COMPACT-Magazin 05-2017

Der Osten leuchtet. Was der Westen lernen kann

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<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Im Februar 2016 beschrieb Ex-Verteidigungsminister<br />

Ash Carter die zwei angeblich wichtigsten<br />

Herausforderungen: «Die erste liegt in Europa, wo<br />

wir einen starken und ausgewogenen Ansatz verfolgen,<br />

russische Aggression abzuschrecken (…)<br />

Die zweite liegt im asiatisch-pazifischen Raum, wo<br />

sich China erhebt und wir damit fortfahren werden,<br />

wieder Gleichgewicht zu erzeugen, um in der Region<br />

Stabilität aufrechtzuerhalten.» Mit anderen Worten:<br />

Die USA zündeln tatsächlich gegen zwei Atommächte<br />

gleichzeitig.<br />

Peking in der Zange<br />

2011 hatte die damalige US-Außenministerin Hillary<br />

Clinton in einem Artikel für Foreign Policy verkündet,<br />

die Zukunft werde «in Asien entschieden, nicht<br />

in Afghanistan oder dem Irak». Amerika werde bei<br />

diesem Prozess «direkt im Zentrum dabei sein». Deutlicher<br />

lässt sich die geplante Einhegung des Hauptkonkurrenten<br />

kaum formulieren. Seit der Ankündigung<br />

dieser Neuorientierung US-amerikanischer Außenpolitik<br />

(Pivot to Asia) haben die USA ihre Präsenz<br />

vor Chinas Küsten aggressiv ausgebaut und Militärbündnisse<br />

mit Vasallen wie Japan, Vietnam und Südkorea<br />

verstärkt. «Amerikanische Militärbasen bilden<br />

einen gigantischen Galgen», erläutert Reporterlegende<br />

John Pilger in seiner kürzlich erschienenen Dokumentation<br />

Der kommende Krieg gegen China, «der<br />

China mit Raketen, Bombenflugzeugen und Kriegsschiffen<br />

umzingelt – vom fernen Australien durch den<br />

Pazifik bis nach Asien und darüber hinaus».<br />

In Washington ist ein Krieg gegen<br />

China keine Frage des Ob, sondern<br />

des Wann.<br />

In Washington ist ein Waffengang gegen die<br />

asiatische Großmacht keine Frage des Ob, sondern<br />

des Wann. Kongressanhörungen zum Thema «Die<br />

Zukunft der Kriegsführung» vom 3. November 2015<br />

fasste die World Socialist Website wie folgt zusammen:<br />

«In allen drei Anhörungen gingen die Teilnehmer<br />

davon aus, dass ein schwerer Konflikt mit einer<br />

anderen Großmacht (teilweise anonym, teilweise<br />

ausdrücklich als China oder Russland bezeichnet) in<br />

relativ naher Zukunft bevorstehe, eher in den nächsten<br />

Jahren als in Jahrzehnten. Die Gefahr durch Terrorismus,<br />

die unablässig hochgespielt wird, um die<br />

öffentliche Meinung zu beeinflussen, spielte kaum<br />

eine Rolle.»<br />

«China und die Vereinigten Staaten liegen sich<br />

in zahlreichen regionalen Streitigkeiten in den Haaren,<br />

die zu einer militärischen Konfrontation oder sogar<br />

zu Gewalt führen könnten», bilanziert die Rand<br />

Corporation in ihrer 2016 erschienen Publikation<br />

«Krieg mit China – Das Undenkbare denken». Was<br />

unerwähnt bleibt: Washington stellt vom anderen<br />

Ende der Welt in der Region imperiale Ansprüche,<br />

während Peking im Südchinesischen Meer in der eigenen<br />

Nachbarschaft vorgeht. Als Antwort auf die<br />

Umzingelung der USA rüstet es seit Jahren ebenfalls<br />

massiv auf und hat in zum Teil umstrittenen<br />

Seegebieten künstliche Militärinseln mit Landebahnen<br />

errichtet. Während sich Peking auf völkerrechtliche<br />

Ansprüche berufen kann, mahnt ausgerechnet<br />

der omnipräsente Weltpolizist davor, das Gebiet zu<br />

militarisieren: «Chinas fortwährende Bebauung im<br />

Südchinesischen Meer ist Teil einer wachsenden<br />

Beweislage, dass sie mit einseitigen Aktionen fortfahren,<br />

die Spannungen in der Region verstärken<br />

und einer friedlichen Lösung von Streitigkeiten im<br />

Weg stehen», kommentierte das Pentagon Ende<br />

März. Zu diesem Zeitpunkt fanden vor Korea Navy-<br />

Übungen mit den Spezialeinheiten Delta Force, Navy<br />

Seals und Army Rangers statt.<br />

Zwischen den US-Massenmedien und dem von<br />

ihnen anfangs bekämpften Präsidenten gibt es in<br />

dieser Frage keinen Widerspruch. China war neben<br />

Mexiko eines der dominierenden Themen seines<br />

Wahlkampfs. Trumps Chefberater Steve Bannon<br />

kündigte im März 2016 voller Inbrunst an: «In fünf<br />

bis zehn Jahren ziehen wir gegen China im Südchinesischen<br />

Meer in den Krieg. Daran besteht kein<br />

Zweifel.» Das glaubt anscheinend auch der US-<br />

Kongress. Im Dezember 2016 stimmte eine überwältigende<br />

Mehrheit einer Änderung der nationalen<br />

Raketenabwehrstrategie im Falle eines Nuklearangriffs<br />

zu. War seit 1999 von einem «begrenzten»<br />

Verteidigungssystem die Rede, um auf Bedrohungen<br />

seitens Iran und Nordkorea zu reagieren, werde<br />

man sich fortan «effektiv und robust» auch gegen<br />

Russland und China vorbereiten.<br />

Trump gegen Peking<br />

«Präsident Obama schaut hilflos<br />

mit an, wie Nordkorea seine<br />

Aggression verstärkt und seine<br />

nukleare Reichweite sogar noch<br />

erweitert. Unser Präsident hat es<br />

China erlaubt, seinen wirtschaftlichen<br />

Angriff auf amerikanische<br />

Jobs und amerikanischen Wohlstand<br />

fortzusetzen, indem er sich<br />

weigerte, Handelsregeln durchzusetzen<br />

– oder den notwendigen<br />

Druck auf China auszuüben,<br />

um Nordkorea in die Schranken<br />

zu weisen. Er hat China sogar<br />

erlaubt, unsere Regierungsgeheimnisse<br />

mit Cyberattacken<br />

zu stehlen und Industriespionage<br />

gegen die Vereinigten Staaten<br />

und ihre Unternehmen zu betreiben.<br />

Wir haben unsere Gegner<br />

und Herausforderer in dem Glauben<br />

gelassen, dass sie sich alles<br />

erlauben können.» (Trumps Rede<br />

vor dem Center of the National<br />

Interest vom 27.4.2016 – komplett<br />

nachzulesen in <strong>COMPACT</strong><br />

Edition Nr.4 Krieg und Frieden –<br />

Donald Trumps Reden: Erstmals<br />

auf Deutsch)<br />

So sieht Pjöngjang seine Soldaten.<br />

Die tatsächliche Kampfkraft der 1,2<br />

Millionen Mann starken nordkoreanischen<br />

Armee ist unklar. Foto:<br />

Repro <strong>COMPACT</strong><br />

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