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COMPACT-Magazin 05-2017

Der Osten leuchtet. Was der Westen lernen kann

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<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Bargeld-Aus:<br />

Die Schockstrategie der Eliten<br />

_ Tino Perlick im Gespräch mit James Rickards<br />

«Mit einem finanziellen Blitzkrieg soll ein neues Weltwährungssystem<br />

und eine Weltregierung durchgesetzt werden.» James Rickards,<br />

35 Jahre an der Wall Street tätig, hat das US-Verteidigungsministerium<br />

beraten. Gerade ist sein brisantes Buch Der Weg ins Verderben<br />

erschienen.<br />

be ich in meinem Buch Der Weg ins Verderben. Anhand<br />

der Komplexitätstheorie betrachte ich zwei<br />

vorangegangene Finanzkrisen, um die Dynamik<br />

der kommenden erkennen zu können. Im September<br />

1998 waren wir sehr kurz davor, jeden größeren<br />

Aktien- und Anleihemarkt der Welt schließen<br />

zu müssen. Dazu kam es aber nicht, weil die Wall<br />

Street den maroden Hedgefonds Long-Term Capital<br />

Management rettete, obwohl sie sich in Wahrheit<br />

selbst aus der Klemme geholfen hat. 2008 befanden<br />

wir uns erneut kurz vor einer Kettenreaktion<br />

mit dem Kollaps jeder größeren Bank der Welt.<br />

Nur weil die Zentralbanken auf extreme Art eingriffen,<br />

kam es wieder nicht dazu. Doch wenn Sie sich<br />

diese zwei Vorfälle ansehen – also 1998 rettet die<br />

Wall Street einen Hedgefonds, und 2008 retten die<br />

Zentralbanken die Wall Street – wer soll dann in<br />

der nächsten Krise die Zentralbanken retten? Anders<br />

gesagt: Jede Panik, jede Rettungsaktion ist größer<br />

als die letzte.<br />

Sie werden Geldinstitute schließen<br />

und Geldautomaten auf<br />

niedrigere Abhebesummen umprogrammieren.<br />

42<br />

Unsicherer geht’s nicht: Die Konten<br />

der Bürger können von Banken<br />

und Regierungen jederzeit gesperrt<br />

werden. Foto: pixabay<br />

Notnagel Gold: Ist Papiergeld bald<br />

wieder wertlos? Foto: darknightsky/Fotolia<br />

Inwiefern hat sich die Welt seit dem Crash von<br />

2008 erholt?<br />

Gar nicht – zumindest was nachhaltiges Wachstum<br />

betrifft. In den USA, soweit ich weiß aber auch global,<br />

dauerte die Rezession bis Anfang 2009. Technisch<br />

gesehen, erleben wir seitdem einen Aufschwung<br />

– allerdings den schwächsten in der Geschichte<br />

der Vereinigten Staaten und auch, was<br />

Europa und China betrifft. In Wahrheit stecken wir<br />

in einer Wirtschaftskrise, wie sie John Maynard<br />

Keynes definierte: als Wachstum unter Trend oder<br />

als belastete Entwicklung.<br />

Die Krisenspirale<br />

Wie wird sich die nächste Finanzkrise Ihrer<br />

Ansicht nach von der letzten unterscheiden?<br />

Zuerst würde ich sagen, dass sie viel größer sein<br />

wird und die Zentralbanken keine Möglichkeit mehr<br />

haben werden, Abhilfe zu schaffen. Darüber schrei-<br />

Warum sind die Zentralbanken in Gefahr?<br />

Um mit der letzten Krise klarzukommen, hat die US-<br />

Notenbank Federal Reserve ihre Jahresbilanz [de<br />

facto ihr Kapital] von 800 Milliarden Dollar auf weit<br />

mehr als vier Billionen Dollar aufgestockt. So haben<br />

sie zwar das System gerettet – zumindest zeitweise<br />

–, doch die Fed-Bilanz konnte seitdem nicht abgebaut<br />

werden. Also was sollen sie in der nächsten<br />

Panik tun? Können sie die Bilanz auf acht Billionen<br />

Dollar oder eine noch unvorstellbarere Summe ausweiten?<br />

Laut Gesetz dürften sie das, aber aus praktischen<br />

Gründen werden sie es nicht tun, weil es<br />

dann zu einer Vertrauenskrise käme. Also wird die<br />

Rettung vom Internationalen Währungsfonds (IWF)<br />

oder vom Gold kommen müssen oder von beidem<br />

zusammen. Eine neue globale Finanzkonferenz wie<br />

in Bretton Woods 1944 ist sehr wahrscheinlich, und<br />

dort könnte man eine globale Kunstwährung auf der<br />

Grundlage der Sonderziehungsrechte (SZR) einführen<br />

(siehe Infobox Seite 43).

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