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COMPACT-Magazin 05-2017

Der Osten leuchtet. Was der Westen lernen kann

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<strong>COMPACT</strong> Editorial<br />

Trump und die AfD<br />

Donald Trump hat seine Wähler und sein Programm<br />

verraten. Mit dem Angriff auf Syrien verhöhnt<br />

er alle, die an sein America First geglaubt<br />

haben – an eine Politik des Patriotismus, die das<br />

eigene Land verteidigt, aber die Interventionen in anderen<br />

Ländern energisch zurückfährt. Wie Alexander<br />

Dugin in dieser Ausgabe richtig feststellt: Trump hat<br />

aufgehört, Trump zu sein, und ist zu Hillary geworden,<br />

eine Art Transvestit, ein Wechselbalg der Macht.<br />

Dabei hatte Dugin nicht weniger auf Trump gehofft<br />

als Elsässer. Aber Katzenjammer nützt nichts,<br />

jetzt müssen Lehren gezogen werden. Die letzten<br />

Monate in den USA können als Exempel dienen, wie<br />

das Volk über ein Regime triumphieren kann – und<br />

im nächsten Schritt den Sieg wieder verspielt. Zunächst<br />

zu Trumps epochalem Erfolg vom 8. November:<br />

Der Emporkömmling schlug das versammelte<br />

Establishment und dessen medialen Wurmfortsatz,<br />

weil er sich einen Teufel um die politische Korrektheit<br />

scherte. Mit Lust trat er in alle Fettnäpfchen, die<br />

die neuen Jakobiner aufgestellt haben. Seine Forderung,<br />

Frau Clinton einzusperren – das würde man<br />

gerne in Bezug auf Frau Merkel mal von der AfD hören!<br />

Widerlegt hat er auch den petryanischen Unsinn,<br />

die Wahlen würden in der Mitte gewonnen, indem<br />

man die Faust in der Tasche verbirgt. Ganz im<br />

Gegenteil: Trump verdankt seinen Sieg den Nichtwählern,<br />

die jahre- und jahrzehntelang nicht mehr<br />

an die Urnen gingen, weil sie vom ganzen System<br />

die Nase voll haben. Auch die AfD wird nicht reüssieren,<br />

wenn sie ängstlich um CDU- oder FDP-Anhänger<br />

herumscharwenzelt. Den Hoffnungslosen<br />

Hoffnung zu geben, indem man ihre Sprache spricht<br />

– das ist die populistische Zauberformel.<br />

Zu konstatieren ist: Wenn Wahlen etwas bewirken<br />

würden, dann wären sie verboten. Der Gegner<br />

ist zu mächtig für eine parlamentarische Machtübernahme.<br />

Nachdem Trump trotz seiner Milliardenreserven<br />

mit dem Tiefen Staat nicht fertig geworden ist,<br />

wer soll es dann schaffen? Sind Marine Le Pen oder<br />

H.C. Strache stärker? Muss man nicht mit schmutzigen<br />

Tricks rechnen, die auch sie brechen ? Auf wen<br />

kann man sich noch verlassen? Die Antwort: Nicht<br />

auf Einzelne, nur auf das Volk. Politikern und Parteien<br />

kann man nur dann trauen, wenn sie sich lediglich<br />

als Türöffner für die Volksmacht verstehen. Der erste<br />

Schritt, den ein AfD-Bundeskanzler zu garantieren<br />

hätte, wäre die Einführung von direkter Demokratie<br />

nach Schweizer Vorbild. Dann haben die Bürger über<br />

Volksbegehren jederzeit die Möglichkeit, denen im<br />

Parlament zu zeigen, wo der Hammer hängt.<br />

Chefredakteur Jürgen Elsässer.<br />

Foto: Jörg Gründler<br />

Und weshalb ist Trump umgekippt? Ist er überhaupt?<br />

Manche halten ihn für einen gewieften Taktiker,<br />

der seine innenpolitischen Gegner entwaffnet<br />

hat, indem er ihr außenpolitisches Programm übernahm.<br />

Doch diese Argumentation erinnert allzu sehr<br />

die Grünen hierzulande: Da hat auch immer die Taktik<br />

die Strategie gefressen, und am Ende verkaufte<br />

Joschka Fischer seinen Bombenkrieg gegen Jugoslawien<br />

mit dem Argument, ansonsten müsste er<br />

als Minister zurücktreten, und dann käme es zu einem<br />

Krieg mit Bodentruppen…<br />

Solange das nicht geht, ist Opposition die einzig<br />

mögliche Form von Realpolitik. Die Grünen sind<br />

ein gutes Beispiel: Fast 20 Jahre waren sie in keiner<br />

Bundesregierung vertreten – und schafften es<br />

trotzdem, ihr wichtigstes Ziel durchzusetzen, nämlich<br />

den Neubau von AKWs zu verhindern. Warum<br />

kann die AfD nicht unser dringlichstes Anliegen, die<br />

Masseneinwanderung zu stoppen, auch aus der Opposition<br />

heraus erreichen? Notwendig wäre dafür<br />

freilich, dass Hunderttausende, wie damals gegen<br />

die Nuklearenergie, jetzt für die Grenzschließung demonstrierten.<br />

Der Schulterschluss mit der außerparlamentarischen<br />

Bewegung, den die Ökopaxe hinbekommen<br />

haben, müsste heute auch für die AfD zentral<br />

sein. Welcher Promi spricht als erster bei Pegida?<br />

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