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COMPACT-Magazin 05-2017

Der Osten leuchtet. Was der Westen lernen kann

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<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

völkerungsaustausch in Frankreich. Eine Moschee<br />

in Poitiers ist eine Provokation für unsere Geschichte<br />

und Identität.»<br />

Diese Aktion verkörpert alles, wofür die Identitäre<br />

Bewegung seitdem steht: friedliche und kreative<br />

Aktionen, mutiges und unerwartetes Auftreten sowie<br />

klare, leicht verständliche Forderungen, die einen<br />

tiefen geschichtlichen Hintergrund haben. Kein<br />

besserer Ort als dieser war als Ausgangspunkt für<br />

eine neue aktivistische Reconquista vorstellbar.<br />

Der frische Stil und der mutige Aktivismus verbreiteten<br />

sich wie ein Lauffeuer. Endlich zeigten junge<br />

Patrioten Gesicht und sprengten damit alle Klischees<br />

von den «bösen Ewiggestrigen», welche die<br />

Massenmedien so mühsam aufgebaut hatten. Seit<br />

2012 ist die Generation Identitaire in Frankreich massiv<br />

gewachsen. Sie konzentriert sich in Städten wie<br />

Paris, Lyon, Nizza und Lille, wo sie über eigene Zentren<br />

verfügt. Tausende Aktivisten, die sich jährlich zu<br />

einer europäischen Sommeruniversität zusammenfinden,<br />

machen regelmäßig mit spektakulären Aktionen<br />

auf sich aufmerksam. Die Besetzung der Parteizentrale<br />

der Sozialistischen Partei in Paris und die<br />

Blockade einer Brücke in der Migrationshochburg<br />

Calais wurden am bekanntesten. Weitere folgten in<br />

anderen Ländern, die spektakulärsten 2016 im Wiener<br />

Burgtheater und am Brandenburger Tor in Berlin.<br />

Dabei fließen Impulse der außerparlamentarischen<br />

Aktivisten auch in die Politik des Front National<br />

ein. Ihre Diskurse und Begriffe, wie zum Beispiel<br />

«Remigration» – also die Forderung nach konsequenter<br />

Abschiebung – oder die Warnung vor dem<br />

«Großen Austausch» – also einer Ersetzung der autochthonen<br />

Bevölkerung durch kulturfremde Siedler<br />

– prägen mittlerweile Debatten der Innenpolitik. Philippe<br />

Vardon, einer der frühen Köpfe der Bewegung,<br />

arbeitet eng mit Marion Maréchal-Le Pen zusammen,<br />

der Nichte der Parteivorsitzenden. Die jüngste<br />

Abgeordnete der Nationalversammlung gilt als<br />

die patriotische Zukunftshoffnung Frankreichs. Wie<br />

auch in Österreich mit der FPÖ und in Deutschland<br />

mit der AfD zielen die Identitären jedoch nicht darauf<br />

ab, Vorfeldorganisation einer Partei zu werden.<br />

Jagdszenen in Lyon<br />

In Frankreich spitzt sich die Situation insbesondere<br />

seit der Anschlagswelle des Jahres 2015 zu.<br />

Bei jedem Besuch spüre ich, wie die Lage ernster,<br />

die Stimmung angespannter wird. «Wir sind in einem<br />

Krieg. Das wurde mir spätestens bewusst, als<br />

dem Priester in Rouen von Islamisten im Juli 2016<br />

die Kehle aufgeschnitten wurde», sagt mir ein junger<br />

Aktivist, als wir in Lyon im Lokal der Identitären,<br />

dem Traboule, zusammensitzen. «Wir wollten<br />

das nicht, aber die Politiker haben diesen Krieg importiert.<br />

Wir müssen uns wehren.» Die Gefahr ist<br />

tatsächlich groß: 27 Prozent der Staatsbürger zwischen<br />

18 und 24 Jahren haben laut einer Umfrage<br />

des PEW Instituts eine positive Haltung zum Islamischen<br />

Staat (IS) – also das Gros der Jugend<br />

mit Migrationshintergrund! Durch eine selbstmörderische<br />

Einwanderungspolitik haben die globalistischen<br />

Eliten in den vergangen Jahrzehnten eine demographische<br />

Bombe gebastelt, welche die Grande<br />

Nation in die Luft zu jagen droht. Die Gewalt ist<br />

allgegenwärtig: In allen Vororten der großen Städte<br />

liegen diese jungen Muslime und IS-Fans auf der<br />

Lauer und warten. Worauf? Der kleinste Anlass<br />

reicht mittlerweile, um Krawalle zu entfesseln und<br />

bürgerkriegsähnliche Zustände heraufzubeschwören.<br />

Le Figaro schreibt dazu: «Seit 40 Jahren breiten<br />

sich rechtsfreie Zonen in unserem Staatsgebiet aus.<br />

Es flossen Subventionen in Milliardenhöhe, ohne<br />

dass sich irgendetwas verändert hat. Im Gegenteil,<br />

dieses Geld hat oft dazu gedient, den sozialen Frieden<br />

zu erkaufen.»<br />

Das Zentrum der Identitären in Lyon liegt direkt<br />

in der Altstadt, am Fuße des Hügels, auf dem die<br />

Kathedrale thront. Eine Brücke trennt diesen Stadtteil<br />

von Migrantenvierteln, in denen das «racaille»<br />

(Gesindel), wie die Einheimischen die importierten<br />

Gewalttäter nennen, wohnt. Als im Februar auch<br />

in Lyon Gewaltexzesse losbrachen, sammelten sich<br />

hunderte Patrioten vor dem Traboule, um gemeinsam<br />

mit den Identitären den historischen Stadtkern<br />

zu schützen.<br />

Das ist es, was die Generation Identitaire auszeichnet:<br />

Wo der Staat versagt oder seine Pflichten<br />

verrät, treten die jungen Aktivisten auf und springen<br />

in die Bresche.<br />

Die aussichtsreichsten<br />

Kandidaten<br />

Nach allen Umfragen haben nur<br />

drei Kandidaten Aussicht, in die<br />

Stichwahl Mitte Mai zu kommen.<br />

Marine Le Pen: Parteivorsitzende<br />

des Front National. Strebt den<br />

Austritt aus der EU an und stellt<br />

die NATO-Mitgliedschaft zur<br />

Disposition. In der Wirtschaftspolitik<br />

hat sie linke Forderungen.<br />

Russland- und Israel-freundlich.<br />

Emmanuel Macron: Dissident<br />

der Sozialistischen Partei, früherer<br />

Manager von Rothschild. Hat<br />

die neue Bewegung En marche<br />

gegründet, die programmatisch<br />

diffus, aber eindeutig pro-EU und<br />

pro-Globalisierung auftritt. Liebling<br />

von Angela Merkel.<br />

François Fillon: Kandidat der<br />

konservativen Republikaner.<br />

Wirtschaftsliberaler. Hat<br />

sich gegen eine Schmutzkampagne<br />

durchgesetzt, die von<br />

der Linksregierung, aber auch<br />

aus den eigenen Reihen betrieben<br />

wurde. Vertritt die katholischen<br />

Werte und tritt – anders<br />

als Le Pen – vehement gegen die<br />

Schwulenehe auf. Mit ihr teilt er<br />

die Ablehnung des Islams, will<br />

aber die EU- und NATO-Mitgliedschaft<br />

nicht antasten.<br />

Der 65-jährige Kandidat Jean-<br />

Luc Mélenchon spricht die radikale<br />

Linke an. Für manche ist er ein<br />

Geheimtipp. Foto: picture alliance /<br />

Jonathan Konitz/MAXPPP/dpa<br />

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