energiezukunft_2016-20
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Regionale Enrgiekonzepte<br />
nen, in denen rund 2,2 Millionen Einwohnern leben. Den<br />
Vorteil, den die Kooperation in Sachen Klimaschutz für die<br />
Region bringt, beschreibt Ludger Stüve, Verbandsdirektor<br />
des Regionalverbands FrankfurtRheinMain, wie folgt: Bisher<br />
waren sowohl Stadt wie auch Region reine Konsumenten<br />
von Energie. „Mithilfe dezentraler Erneuerbarer Energien<br />
verankern wir die Wertschöpfung nun in der Region“, so<br />
Stüve. „Neben den großen Leitlinien – Ausbau der Erneuerbaren<br />
Energien sowie die sparsame und effiziente Verwendung<br />
von Energie – gibt es auch viele weitere Bereiche, die<br />
wir zusammen erarbeiten. Dazu gehört die Verbesserung der<br />
Energieberatung in der Region, aber auch die Erneuerung<br />
der alten Energieversorgungssysteme“, so Stüve weiter.<br />
Nachdem Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie<br />
Bürger bis <strong>20</strong>15 Input zu den Themen Energie, Mobilität,<br />
Gebäude- und Siedlung, Wirtschaft sowie Wertschöpfung<br />
geliefert haben, wird derzeit die Beteiligungsphase ausgewertet.<br />
<strong><strong>20</strong>16</strong> soll das Energiekonzept dann veröffentlicht werden<br />
und ein Aktionsprogramm für konkrete Maßnahmen beinhalten.<br />
Masterplan 100% Klimaschutz<br />
Die Machbarkeitsstudie dient als Prüfung der Ziele des<br />
Masterplans 100% Klimaschutz. Sie wurde erstellt durch<br />
das Fraunhofer Institut für Bauphysik (IBP) und zeigt die<br />
energetische Ausgangslage der Stadt auf. Die Studie analysiert<br />
somit Einsparpotenziale und auch, welche Maßnahmen<br />
und Wege nötig sind, um eine vollständige Klimaneutralität<br />
zu erreichen. Die Fraunhofer-Experten erläutern beispielsweise,<br />
wie sich die Pkw-Dichte reduzieren und Nahmobilität<br />
steigern lassen. Auch Finanzströme in der Region, positive<br />
Effekte für Wertschöpfung und Beschäftigungslage wurden<br />
untersucht. „Künftig wird die Kopplung zwischen Strom,<br />
Wärme und Mobilität stark zunehmen“, so Patrick Schumacher,<br />
der Projektleiter des IBP. „Selbsterzeugter Strom<br />
zu Hause und auf der Arbeitsstätte kann bald das eigene<br />
Auto betanken.“ Schumacher und sein Team kamen zu dem<br />
Ergebnis, dass eine vollständige Versorgung aus Erneuerbaren<br />
Energien der Mainmetropole bis <strong>20</strong>50 realisierbar<br />
ist und die Energieversorgung auch in Zukunft gesichert<br />
sein wird.<br />
Foto: Hans-Jürgen Stumpf / Regionalverband FrankfurtRheinMain<br />
Der Regionalverband FrankfurtRheinMain macht Wind für die<br />
Finanzmetropole am Main.<br />
Die Energiewende beginnt im Haushalt<br />
Doch die Erfüllung solcher Ziele gelingt nur durch eine<br />
Zusammenarbeit aus Industrie, Städten, Gemeinden und<br />
den Bürgern. Weil das persönliche Verhalten einen großen<br />
Einfluss auf die Energiewende hat, steht der Bürger auch im<br />
Fokus der Frankfurter Klimaschutzaktivitäten. Das Frankfurter<br />
Energiereferat hat zusammen mit der Universität<br />
Kassel eine Umfrage zu den privaten Energieverbrauchsgewohnheiten<br />
durchgeführt. Mithilfe der Ergebnisse können<br />
Beratungs- und Hilfsangebote zum Strom- und Energiesparen<br />
in Privathaushalten gezielt zugeschnitten werden. Im<br />
kommunalen Klimaschutz zählt Frankfurt zu den Pionierstädten:<br />
Schon seit <strong>20</strong>07 kommt die Stadt ihrer Vorbildfunktion<br />
nach und baut und saniert städtische Gebäude nur noch<br />
im Passivhausstandard. Daneben gibt es viele Quartiere,<br />
die dank Blockheizkraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung<br />
eine effiziente und gemeinschaftliche Wärmeversorgung<br />
umgesetzt haben. Einen Schritt weiter als das Passivhaus<br />
geht das sogenannte „Aktivhaus“, das mehr Energie erzeugt<br />
als es verbraucht. Ein solches steht als Geschosswohnungsbau<br />
im Frankfurter Westhafen. Mit 1.330 Solarmodulen<br />
auf dem Dach und an der Fassade versorgt es die Bewohner<br />
mit Strom. Eine Batterie im Haus speichert den Strom. Die<br />
Wärme liefert eine Wärmepumpe, die Umweltwärme aus<br />
einem nahegelegenen Abwasserkanal nutzt. „Das Aktiv-<br />
Stadthaus macht deutlich, dass Klimaschutz ein ebenso klimaneutrales<br />
wie attraktives Projekt sein kann“, so Professor<br />
Manfred Hegger, der Architekt des Hauses.<br />
Frankfurt als Klimaschutzpionier<br />
Für die Klimaschutzanstrengungen hat die Metropole<br />
bereits mehrere Auszeichnungen bekommen. So hat Frankfurt<br />
<strong>20</strong>10 den Titel als Klimaschutzkommune und <strong>20</strong>15<br />
als nachhaltigste Stadt der Welt gewonnen. Hinsichtlich<br />
der Nachhaltigkeitskriterien „Menschen“, „Umwelt“ und<br />
„Wirtschaft“ konnte Frankfurt in dem von der holländischen<br />
Planungs- und Beratungsagentur Arcadis ausgeschriebenen<br />
Wettbewerb alle anderen 49 untersuchten<br />
Städte übertrumpfen. <strong>20</strong>14 präsentierte sich die Mainmetropole<br />
als Finalist im Wettbewerb um die „European<br />
Green Capital“. Geht Frankfurt den Weg zu 100% Klimaschutz<br />
auch in Zukunft weiter, werden das sicherlich nicht<br />
die letzten Ehrungen gewesen sein.<br />
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