energiezukunft_2016-20
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nachgefragt<br />
fen“ informieren Sie Jugendliche über Ausbildungen und<br />
Studiengänge, mit denen sie zur Energiewende beitragen<br />
können. Wie kann man denn die „Generation Smartphone“<br />
überhaupt in ihrer Ausbildungs- und Berufswahl<br />
motivieren?<br />
Nach meiner Überzeugung ist das vor allem eine Frage der<br />
Glaubwürdigkeit und Seriosität. Ob man mit Broschüren,<br />
Computern oder Smartphones kommuniziert, ist letztlich<br />
eine instrumentelle Frage. Fast noch wichtiger aber ist,<br />
dass man belastbare Informationen gerade zu unbekannten<br />
Berufen der Energiewende vorhalten kann. Die Motivation<br />
der Jugendlichen für Umwelt- und Klimaschutz ist ja grundsätzlich<br />
da – viel stärker übrigens als in der Erwachsenengeneration.<br />
Was fehlt, sind vernünftige Materialien, die die<br />
Verbindung zwischen dieser Motivation und der Berufswahl<br />
ziehen.<br />
Sind denn einzelne Ausbildungen oder Studiengänge für<br />
den beruflichen Einsatz in der Energiewende eher zu empfehlen<br />
als andere?<br />
Ja, in gewissem Rahmen. Gerade die Erneuerbaren Energien<br />
sind ja eine sehr techniklastige Branche. Daher sind<br />
die entsprechenden Ausbildungen und Studiengänge ein<br />
guter Zugang. Ob das nun der klassische Anlagenmechaniker<br />
SHK, die Elektrikerin oder der Verfahrenstechniker<br />
sein soll, muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber auch<br />
darüber hinaus brauchen die Unternehmen kaufmännische<br />
Fachkräfte oder IT-Spezialisten. Es führt durchaus nicht nur<br />
ein Weg nach Rom.<br />
Klingt nach einer klassischen Männerdomäne …<br />
Das ist einerseits richtig und andererseits falsch. Richtig ist,<br />
dass in den technischen Berufsfeldern auch in den Erneuerbaren<br />
Energien deutlich mehr Männer als Frauen beschäftigt<br />
sind. Richtig ist aber auch, dass die Zahl der Studentinnen<br />
gerade in „grünen“ Studiengängen höher ist als in anderen.<br />
Und ganz klar ist, dass die Unternehmen sehr gerne mehr<br />
weibliche Fachkräfte einstellen würden – auch jenseits der<br />
klassischen Jobs in Verwaltung und Kommunikation. Aber<br />
dafür müsste es erst einmal sehr viel mehr weiblichen Nachwuchs<br />
für die Energiewende geben. Deshalb kümmert sich<br />
unser Schwesterprojekt SERENA um die besondere Ansprache<br />
von Mädchen.<br />
Die Attraktivität von Arbeitgebern trägt ja auch zur<br />
Berufswahl bei. Sind denn die Unternehmen der Erneuerbaren<br />
Energien die besseren Arbeitgeber?<br />
Was ein guter Arbeitgeber ist, lässt sich nicht so einfach am<br />
Reißbrett beantworten. Der eine legt großen Wert auf Familienfreundlichkeit,<br />
den anderen geht es vornehmlich um die<br />
monatliche Gehaltsabrechnung. Klar ist jedoch, dass die<br />
Unternehmen der Erneuerbaren Energien sich nicht hinter<br />
anderen Branchen verstecken müssen. Die Gehälter sind<br />
konkurrenzfähig und teils überdurchschnittlich, die Rahmenbedingungen<br />
versprechen eine relativ stabile Beschäftigungsentwicklung,<br />
und die meisten Unternehmen haben<br />
begriffen, dass man den Angestellten in Sachen Familienfreundlichkeit<br />
oder auch Weiterbildung etwas bieten muss.<br />
Leider gibt es unter den grünen Unternehmern auch ausgewiesene<br />
Überzeugungstäter. In einer ganzen Reihe von<br />
Unternehmen wird nachhaltige Beschäftigung und Beschäftigung<br />
für Nachhaltigkeit allerdings als Einheit gelebt.<br />
Was würden Sie denn demjenigen empfehlen, der sich<br />
beruflich mit der Energiewende beschäftigen will?<br />
Zunächst würde ich dringend raten, die eigenen Fähigkeiten<br />
mit einem konkreten Ausbildungs- oder Studienberuf<br />
abzugleichen. Denn ohne eine handfeste Ausbildung oder<br />
ein anwendungsorientiertes Studium, das zu den eigenen<br />
Interessen passt, wird sich kaum ein Weg in einen grünen<br />
Beruf finden. Die Unternehmen suchen ja keine Visionäre<br />
oder Propheten, sondern Fachkräfte, die mit einer soliden<br />
Ausbildung etwas für die Energiewende bewegen wollen.<br />
Man sollte das Anforderungsniveau nicht unterschätzen –<br />
umgekehrt aber kann man dann stolz auf seinen Job sein.<br />
Wer kann schon von sich sagen, dass er beruflich die Welt<br />
rettet und damit auch noch gutes Geld verdient?<br />
Neben Informationen zu einzelnen<br />
Berufsfeldern der Energiewende<br />
finden sich auf der Website<br />
www.energiewende-schaffen.de<br />
Hinweise zu aktuellen Studien<br />
und Veranstaltungen. In Videos<br />
erzählen Azubis und Young Professionals<br />
von ihrem Arbeitsalltag.<br />
Die Artikelreihe „Unternehmensbeispiele“<br />
stellt exemplarisch<br />
Organisationen der Energiewende<br />
wie die NATURSTROM AG als<br />
Arbeitgeber vor. Das Berufsorientierungsprojekt<br />
„Energiewende<br />
schaffen“ des Wissenschaftsladen<br />
Bonn e.V. wird von der Deutschen<br />
Bundesstiftung Umwelt und der<br />
Robert Bosch Stiftung gefördert.<br />
Fotos: WILA Bonn e.V.<br />
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