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Stahlreport 2016.11

Das Magazin des Bundesverbands Deutscher Stahlhandel für die Stahldistribution

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BDS<br />

Gebietsversammlungen<br />

Quelle: BDS Jahresmeldung 2015<br />

von 10,8 Punkten zu verzeichnen –<br />

dies war zuletzt kurz nach der<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise der<br />

Fall.<br />

Stahlhersteller im Krisenmodus<br />

Der Blick auf die Situation der Stahlhersteller<br />

bot ein eher düsteres<br />

Panorama. Der Krisenmodus in der<br />

weltweiten Stahlindustrie bleibt<br />

bestehen, machte Ellermann deutlich.<br />

Sorge bereiten weltweit u.a.<br />

die Überkapazitäten am Markt.<br />

Während die Produktionskapazitäten<br />

global immer noch steigen (auf<br />

mittlerweile deutlich über insgesamt<br />

2,2 Mrd. t), bewegt sich die<br />

Nachfrage dagegen eher nur lateral<br />

(derzeit knapp über 1,6 Mrd. t,<br />

Zahlen von worldsteel, OECD).<br />

Die Auslastung der globalen<br />

Kapazitäten ist im Schnitt seit etwa<br />

2011 deutlich gesunken (von 82 %<br />

auf jetzt rund 72 %). Dass sich an<br />

dem Aufbau der Kapazitäten kurzfristig<br />

etwas ändere, sah Ellermann<br />

angesichts des hohen politischen<br />

Interesses an der Erhaltung von<br />

Stahlproduktionsstandorten dabei<br />

eher skeptisch.<br />

Mit Blick auf die europäischen<br />

Produzenten müssten zudem<br />

zusätzliche Herausforderungen in<br />

Rechnung gestellt werden. Während<br />

z.B. andere internationale<br />

Märkte den Zugang durch Importzölle<br />

oder andere Instrumente vielfach<br />

stark beschränken, bleibe die<br />

EU weiterhin ein offener Markt –<br />

und damit ein Ziel von Importen.<br />

„Ich bin sehr für eine starke Stahlerzeugung<br />

in Europa und in<br />

Deutschland“, sagte Ellermann.<br />

„Stahl ist ein Innovationsträger. Je<br />

mehr Stahlerzeugung wir hier<br />

haben, desto mehr Know-how in<br />

Technologie und Werkstoffwissenschaften<br />

haben wir. Das benötigen<br />

wir auch in der Distribution“, sagte<br />

Ellermann.<br />

Wertbasierte Preisbildung<br />

Der Stahlhandel in Deutschland<br />

hatte bis Ende August 2016 bei den<br />

Absatzmengen gute Zahlen zu verzeichnen,<br />

bilanzierte Ellermann.<br />

Stand Ende September bewegten<br />

sich die Absätze etwa auf Vorjahresniveau.<br />

Das ergebe sich aus der vom<br />

BDS erhobenen Stahlhandelsstatistik.<br />

„Mengenmäßig läuft der Stahlhandel<br />

in Deutschland derzeit in<br />

der Spur“, unterstrich der BDS-Vorstand.<br />

„Bei den Margen sieht das<br />

allerdings anders aus“, so Ellermann<br />

weiter.<br />

Seit Anfang 2011 seien über alle<br />

Produkte hinweg, vom Formstahl<br />

über Beton- und Stabstahl, Bleche<br />

und Rohre, zum Teil enorme Preisrückgänge<br />

zu verzeichnen gewesen.<br />

Erst Anfang 2016 habe ein kurzfristiger<br />

Anstieg wieder zu höheren<br />

Preisen geführt.<br />

Das Geschäftsmodell des lagerhaltenden<br />

Stahlhandels sei nach<br />

wie vor zukunftsfähig, sagte Ellermann.<br />

Als Versorger der kleinen<br />

Abnehmergruppen der Stahldistribution in Deutschland<br />

Angaben in Prozent<br />

EBM<br />

Maschinenbau<br />

Sonstige<br />

14<br />

16<br />

12<br />

19<br />

20<br />

19<br />

Stahlbau<br />

Fahrzeugbau<br />

Bauwirtschaft<br />

und mittelständischen Verarbeiter<br />

sei die Branche nach wie vor unverzichtbar.<br />

Das in der Regel von kleinlosigen<br />

Aufträgen geprägte Geschäft<br />

sei ein notwendiges Glied in der<br />

Versorgungskette, das auch auf längere<br />

Sicht nicht ersetzbar sei.<br />

Der Stahlhandel ist bei seinen<br />

Kunden hoch geschätzt. „Das ist<br />

angesichts des überaus breiten Produktspektrums,<br />

vielfältigster Anarbeitungsmöglichkeiten<br />

und hoher<br />

Liefertreue auch nicht verwunderlich“,<br />

betonte Ellermann.<br />

Zugleich appellierte der BDS-<br />

Chef, die Leistungen des Stahlhandels<br />

ihrem Wert entsprechend zu<br />

bepreisen – auch in Krisenzeiten.<br />

„Die übliche Denkweise ist: Die Marge<br />

ergibt sich aus dem Materialpreis<br />

mal Menge minus Kosten“, sagte<br />

Ellermann. „Wir müssen aber auch<br />

die Leistungen des Stahlhandels<br />

konsequent in Rechnung stellen“,<br />

unterstrich Ellermann. Anarbeitung,<br />

Verpackung, Bescheinigungen, La -<br />

dungssicherung – all das müsse als<br />

wertige Leistung bewusst gemacht<br />

und dann auch abgerechnet werden.<br />

Stahlhandel 4.0?<br />

Für Entspannung warb Ellermann<br />

angesichts des aktuellen Megathemas<br />

„Industrie 4.0“. Zwar gelte es,<br />

die technologische Entwicklung,<br />

insbesondere die der Vertriebswege<br />

– Stichwort Webshop und Online-<br />

Portal – genau zu beobachten. Sich<br />

jedoch aus der Erwartung einer<br />

kurzfristigen, völligen Umgestaltung<br />

bisheriger Verkaufskanäle zu<br />

eigenen, ähnlich revolutionären<br />

Handlungen motivieren zu lassen<br />

– davon riet Ellermann ab.<br />

„Unsere Kunden, die kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen,<br />

sind nicht durchgängig digitalisiert,<br />

im Gegenteil“, so Ellermann.<br />

Die Studie „Industrie 4.0 –<br />

Wie verändern sich die IT-Systeme<br />

in Einkauf und SCM“ der Universität<br />

Würzburg zusammen mit dem<br />

Bundesverband Materialwirtschaft,<br />

Einkauf und Logistik e.V. (BME)<br />

sowie dem österreichischen Pendant<br />

BMÖ habe aktuell gezeigt, dass<br />

z.B. die Verarbeitung von Geschäftsdokumenten<br />

in kleinen und mittelständischen<br />

Firmen, aber auch in<br />

30 <strong>Stahlreport</strong> 11|16

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