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Stahlreport 2016.11

Das Magazin des Bundesverbands Deutscher Stahlhandel für die Stahldistribution

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Großunternehmen der Industrie zu<br />

großen Teilen nicht oder nur teilweise<br />

elektronisch erfolgt.<br />

Weiterhin erwartet die überwiegende<br />

Mehrheit der Studie zufolge<br />

erst mittel- bis langfristig, dass<br />

Industrie-4.0-induzierte Veränderungen<br />

in ihrem wirtschaftlichen<br />

Umfeld greifen.<br />

Eine der Stärken der Stahldistribution<br />

liege darin, ihre Kunden<br />

individuell und passgenau zu bedienen.<br />

Das bedeute eben auch, die<br />

üblichen Vertriebskanäle der Kunden<br />

weiter zu bedienen – und seien<br />

es handgeschriebene, jeder elektronischen<br />

Datenverarbeitung spottende<br />

Auftragszettel per Fax.<br />

Richtig warten lohnt sich<br />

Thema des zweiten Vortrags war<br />

die korrekte und sorgfältige Wartung<br />

der Maschinen in Stahlhandelsunternehmen.<br />

Zwar sollte die<br />

sorgfältige Wartung eigentlich eine<br />

Selbstverständlichkeit sein. Dass<br />

dem in der Praxis durchaus nicht<br />

so ist, berichtete Bernd Krause,<br />

Geschäftsführer der Krause Maschinenhandels<br />

& Service GmbH.<br />

In einer Beispielrechnung auf<br />

Basis einer Bandsägeanlage mit<br />

einem Schnittbereich über 530 mm<br />

machte der Gebrauchtmaschinenexperte<br />

deutlich, dass sich die Wartungskosten,<br />

die sich durch unsachgemäße<br />

Pflege bzw. Nichtpflege der<br />

Maschine summieren, auf bis zu<br />

über 6.000 € pro Jahr belaufen können.<br />

Übliche vermeidbare Schäden<br />

seien z.B. Getriebeschäden oder ein<br />

Schaden am Verstellantrieb.<br />

Die Ursache solcher Schäden<br />

sah Krause vor allem in der mangelhaften<br />

Aufmerksamkeit im<br />

Unternehmen für die korrekte<br />

Maschinenwartung bzw. in der<br />

Unkenntnis ihrer Folgen. Die richtige<br />

Wartung der Maschinen sei<br />

unbedingt ein Managementthema<br />

und müsse organisatorisch verankert<br />

werden.<br />

Oft fehle Bedienern das richtige<br />

Bewusstsein für die Auswirkungen<br />

mangelhafter Wartung. Es helfe,<br />

z.B. Wartungsbücher für jede<br />

Maschine zu führen, Wartungspläne<br />

aufzustellen und konsequent zu<br />

befolgen, auch regelmäßige Schulungen<br />

der Bediener trügen zur richtigen<br />

Maschinenpflege bei – und<br />

damit zum kostenbewussten<br />

Umgang mit den Unternehmensressourcen.<br />

Mängel richtig rügen<br />

Über aktuelle, für den Stahlhandel<br />

relevante Rechtsthemen hat RA Tim<br />

Lieber, Kanzlei Henseler & Partner<br />

und Referatsleiter Recht im BDS,<br />

berichtet. Themen seines Beitrags<br />

waren die Mängelrüge, die Herstellerzertifizierung<br />

nach DIN EN 1090<br />

sowie die richtige Einbeziehung von<br />

Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

(AGB) bei Geschäftsabschlüssen.<br />

Immer wieder kommt es im<br />

Stahlhandel zu mangelbehafteten<br />

Lieferungen. Um die daraus folgenden<br />

Rechtsansprüche zu bewahren,<br />

muss der Käufer dem Verkäufer den<br />

Mangel im Rahmen einer korrekten<br />

Mängelrüge anzeigen.<br />

Je nach Art des Mangels, ob es<br />

um einen offenen oder verdeckten<br />

Mangel geht, müssen dabei<br />

bestimmte Anzeigefristen eingehalten<br />

werden. Das Problem dabei ist,<br />

die jeweils notwendigen Prüfungen<br />

der gelieferten Güter fristgemäß<br />

durchzuführen. Denn wird die Rügefrist<br />

versäumt, gilt die Ware trotz<br />

Mangel als genehmigt – es sein<br />

denn, es liegt ein arglistiges Verschweigen<br />

des Lieferanten vor.<br />

Ob offener oder versteckter Mangel<br />

– für beide gilt, dass sie unverzüglich<br />

(nach Auslieferung bzw.<br />

nach Entdeckung) zu rügen sind.<br />

Was dabei „unverzüglich“ konkret<br />

bedeutet, regelt das Gesetz aber<br />

nicht im Detail. Das Gericht muss<br />

daher einzelne Fälle individuell<br />

bewerten. „Krankheit eines Mitarbeiters<br />

und regionale Feiertage, z.B.<br />

Karneval im Rheinland, gelten i.d.R.<br />

nicht als Grund, die Anzeigefrist<br />

für die Mängelrüge zu verlängern“,<br />

so Tim Lieber.<br />

Seit der Einführung der DIN EN<br />

1090 bestellen Stahlbaukunden häufig<br />

Material gemäß dieser Stahlbaunorm.<br />

Zur Vorsicht mahnte Tim Lieber<br />

aber bei einer Zertifizierung<br />

nach DIN EN 1090 als Stahlhändler.<br />

„Die Zertifizierung nach DIN<br />

EN 1090 können für Stahlhändler<br />

rechtliche Risiken bergen“, so Tim<br />

Lieber.<br />

Denn im Falle einer mangelhaften<br />

Lieferung kann der Abnehmer möglicherweise<br />

geltend machen, dass die<br />

Stahlhandelsunternehmen infolge<br />

ihrer Zertifizierung als Hersteller<br />

auch wie ein Hersteller haften müssen.<br />

Je nach Auftrag komme es im<br />

Einzelfall dann darauf an, was im<br />

Unternehmen tatsächlich mit der<br />

Ware geschehen ist. Laut einem neueren<br />

Urteil reiche jedoch allein die Zertifizierung<br />

eines Stahlhändlers nicht<br />

aus, um diesem eine Herstellerhaftung<br />

aufzuerlegen. „Das Landesgericht<br />

Erfurt z.B. hat in einem entsprechenden<br />

Fall geurteilt, dass die<br />

Zertifizierung allein das Unternehmen<br />

noch nicht zum Hersteller<br />

mache“, so Lieber.<br />

Ein weiterer Fallstrick, über den<br />

Stahlhandelsunternehmen juristisch<br />

stolpern können, ist das korrekte<br />

Handling der AGB bei einem Vertragsabschluss.<br />

So gilt zwar für<br />

Geschäfte innerhalb Deutschlands<br />

schon der Hinweis auf die AGBs als<br />

ausreichend. Anders sieht das aber<br />

bei internationalen Abschlüssen aus.<br />

Hier ist es aufgrund anderer gesetzlicher<br />

Vorgaben regelmäßig erforderlich,<br />

auf die AGBs mit dem Vertragsabschluss<br />

nicht nur hinzuweisen,<br />

sondern sie auch gleich komplett dem<br />

Vertragspartner zu Verfügung zu stellen,<br />

am besten in der Vertragssprache<br />

und/oder auf englisch.<br />

Unaufmerksamkeit kann hier<br />

gravierende Folgen nach sich ziehen,<br />

etwa die fehlende Bestimmung<br />

des anwendbaren Rechts oder des<br />

Gerichtsstands – mit der Folge der<br />

Geltung eines unbekannten ausländischen<br />

Rechts oder der Zuständigkeit<br />

ausländischer Gerichte.<br />

Zu guter Letzt dankte Oliver<br />

Ellermann den Vertretern der im<br />

BDS organisierten Unternehmen<br />

für ihr Engagement. Auch im kommenden<br />

Jahr lädt der BDS wieder<br />

zu einer Reihe interessanter Veranstaltungen<br />

ein, allen voran zum<br />

Stahlhandelstag im September 2017,<br />

aber auch zu weiteren Tagungen<br />

wie dem Betonstahltag (12.1.2017,<br />

Darmstadt), Q&E-Tag (9.2.2017, Düsseldorf)<br />

oder dem Flachtag (30.03.,<br />

Düsseldorf). 2<br />

<strong>Stahlreport</strong> 11|16<br />

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