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442<br />

Fall der Verheiratung aus seinem Stand austrete und damit<br />

alle Ansprüche auf eine spätere Meisterschaft verliere. 18<br />

Der ständisch und der eher, wenn auch eingeschränkten,<br />

staatsbürgerlich geprägten Sichtweise setzte Hofrat Böde-<br />

ker 19 noch in einem ausführlichen Einzelvotum seine rein<br />

pragmatisch-konservativ ausgerichtete Ansicht über die<br />

Wirksamkeit der Gesetzgebung schlechthin hinzu. Es sei die<br />

Pflicht des Gesetzgebers ein Gesetz, das Übertretungen und<br />

Umgehungen Raum gewähre, auf der Basis der konkreten Um-<br />

stände nachzubessern, nicht aber darüber hinauszuge-<br />

hen. 20 Daß die Verordnung über die Beschränkung des Heira-<br />

tens, die als erste ihrer Art in Oldenburg erlassen wurde,<br />

einige Modifikationen erleiden würde, damit sei zu rechnen<br />

gewesen. Das Verhalten der Gesellen habe den Anlaß gegeben,<br />

eine auf sie zugeschnittene besondere Bestimmung zu dieser<br />

Verordnung zu formulieren. Zur Zeit gebe es keinen Grund,<br />

sie auch auf andere Personen auszudehnen; zumal, wenn man<br />

18 Vgl. Regierungsbericht v.11.6.1834, in: Ebenda<br />

19 Vgl. Votum des Geh. Hofrats Heinrich Friedrich Gerhard<br />

Bödeker im Anhang des oben genannten Regierungsberichts<br />

20 Vgl. dazu die Beschreibung konservativen Denkens bei<br />

Mannheim, K., Das konservative Denken. Soziologische Beiträge<br />

zum Werden des politisch-historischen Denkens in<br />

Deutschland, in: Schumann, H.G., (Hg.), Konservatismus<br />

(Neue wissenschaftl. Bibliothek Bd.68), Köln 1974, S.24-75;<br />

Mannheim hebt u.a. zwei grundsätzliche Merkmale, die konservatives<br />

von progressivem Denken unterscheiden, hervor:<br />

die Tendenz zum Konkreten, zum Einzelfall. „Einer der wesentlichsten<br />

Charakterzüge dieses konservativen Erlebens<br />

und Denkens scheint uns das Sichklammern an das unmittelbar<br />

Vorhandene, praktisch Konkrete zu sein [...] Der nichtromantisierte<br />

Konservatismus geht stets vom unmittelbaren<br />

Einzelfall aus und erweitert seinen Horizont nicht über die<br />

eigene besondere Umwelt hinaus. Er ist auf unmittelbares<br />

Handeln gerichtet, auf Veränderung der konkreten Einzelheiten,<br />

und kümmert sich deshalb eigentlich nicht um die<br />

Struktur der Welt, in der er lebt [...] Konservativer Reformismus<br />

besteht im Austausch (Ersetzung) der Einzeltatsachen<br />

durch andere Einzeltatsachen („Verbessern“). Progressiver<br />

Reformismus hat die Tendenz, um einer unliebsamen<br />

Tatsache willen die ganze Welt, die um diese Tatsache herumgebaut<br />

ist, in der eine solche Tatsache möglich ist, umzugestalten.<br />

Von hier aus, ist die Tendenz des Progressiven<br />

zum System, die Tendenz des „Konservativen“ zum Einzelfall<br />

verstehbar“. (Ebenda, S.33)

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