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430<br />

Auszug aus dem Meisterhaushalt setzte sich der Geldlohn und<br />

leistungsbezogene Entlohnung der Gesellen durch. Das Mei-<br />

ster-Gesellen-Verhältnis reduzierte sich zusehends auf den<br />

Tausch von Arbeit gegen Lohn. Der Prozeß der Aufspaltung<br />

der Meister und Gesellen in Selbständige und Lohnarbeiter<br />

ging auf die Frühindustrialisierung und staatliche Diszi-<br />

plinierungsmaßnahmen zurück, die in ihrer Kombination er-<br />

folgreich die alten ständisch-zünftigen Strukturen zurück-<br />

drängten; der Gegensatz erhielt seine spezifische Ausprä-<br />

gung gegenüber den Entwicklungen beispielsweise in Frank-<br />

reich und England dadurch, daß Zunftregelungen einseitig<br />

zuungunsten der Gesellen abgebaut wurden und dadurch die<br />

Klassenspannung verschärften. Der Meister-Gesellen-<br />

Unterschied im 19. Jahrhundert war sowohl ökonomischer wie<br />

auch rechtlicher Art.<br />

6.1.1 Heiratsverbot und politischer Ehekonsens<br />

Den thematischen Hintergrund bildet das Heiratsverhalten<br />

der Gesellen im 19. Jahrhundert. Ehelosigkeit und Einbin-<br />

dung in den Meisterhaushalt waren zentrale Merkmale, die<br />

len lag tiefer und wuchs langsamer als der Anteil der nicht<br />

mehr beim Meister lebenden Gesellen“ (Ebenda, S.331). Kocka<br />

führt dies auf das noch existierende unterschiedliche Heiratsverhalten<br />

von Fabrikarbeitern und Gesellen zurück:“Sei<br />

es aufgrund beengter ökonomischer Spielräume, sei es, weil<br />

die Vorstellung vom Zusammenhang zwischen Familiengründung<br />

und Selbständigkeit in den Köpfen der jungen Handwerker und<br />

ihrer möglichen Bräute die gesetzlichen und zünftigen Ehehindernisse<br />

überlebte, [...]“ (S.330f.). Daß sich überdies<br />

in einigen großen Handwerken auch noch am Ende des 19.<br />

Jahrhunderts ein durchschnittlicher Altersunterschied zwischen<br />

Meistern und Gesellen gehalten hatte, Gesellen im<br />

Durchschnitt jünger und häufiger unverheiratet als der<br />

Durchschnitt der Meister und der Fabrikarbeiter waren, erklärt<br />

Kocka mit dem Abwandern zahlreicher Gesellen in andere<br />

Bereiche. In der Fabrik, im Heimgewerbe und im Transportwesen<br />

war es längst keine Ausnahme mehr, in abhängiger<br />

Stellung verheiratet zu sein; andere machten sich nach wie<br />

vor selbständig.

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