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machen müssen, sei eine erhebliche Anzahl von Maschinen und<br />
Werkzeugen von der Erhebung ausgeschlossen gewesen. 69<br />
Die hier angesprochenen Kriterien zur Umschreibung des<br />
Großbetriebs - Betriebsgröße, Maschinenbesatz, Produktion<br />
für überlokale Märkte - verweisen auf die vielfältigen Be-<br />
mühungen der Behörden, das Handwerk vom Fabrikbetrieb be-<br />
grifflich abzugrenzen. Dabei spielten außerdem die Gegen-<br />
überstellung von zünftigem Handwerk und unzünftiger Fabrik,<br />
Arbeitsteiligkeit, Mitarbeit oder Nicht-Mitarbeit des Lei-<br />
ters, Qualifikation der Mitarbeiter eine Rolle. Die Verwen-<br />
dung dieser Merkmale schuf jedoch nicht Eindeutigkeit, zu-<br />
mal dann nicht, wenn durch Gewerbefreiheit die Zuordnung<br />
zum zünftigen Gewerbe nicht mehr möglich war oder Handwer-<br />
ker ähnlich wie Heimgewerbetreibende im Verlag arbeiteten.<br />
Ob ein Betrieb zum Handwerk oder zur Fabrikindustrie ge-<br />
rechnet wurde, blieb der Selbstzuweisung, der Enumeration<br />
des Gesetzgebers sowie richterlichem Urteil überlas-<br />
sen. 70 Behilft man sich damit, Kleinbetriebe bis zu fünf<br />
Personen als Handwerksbetriebe zu deuten, ohne weitere In-<br />
formationen zu Produktionsweise, Absatzverhältnissen, Ab-<br />
hängigkeiten, Geschäftsführer und Beschäftigten heranziehen<br />
zu können, verfehlt man die Eigenschaften, die das Handwerk<br />
ursprünglich ausmachten: „[...] wirklich selbständige, qua-<br />
lifizierte, nicht allzu arbeitsteilige Handarbeit mit enger<br />
Beziehung zu Haushalt und Familie, ohne scharfe Trennung<br />
von Disposition und Ausführung im Arbeitsvollzug“. 71<br />
Da die Verfasserin zumindest nicht auf eine Übersicht über<br />
das Gewerbe im Jahr 1875 verzichten wollte, orientierte sie<br />
7, Oldenburg 1865) enthalten keine Angaben zu den einzelnen<br />
Handwerken in der Stadt Oldenburg.<br />
69 Vgl. Gewerbezählung v. 1.Dez. 1875 ... , S.6f.<br />
70 J. Kocka beschreibt die Veränderungen der Kriterien, die<br />
die Behörden zur Beurteilung heranzogen, seit dem frühen<br />
19. Jahrhundert, die Ursachen für die Aufrechterhaltung des<br />
Handwerksbegriffs und die damit verbundenen Schwierigkeiten,<br />
Gewerbestatistiken zu erstellen und zu interpretieren<br />
(vgl. ders, Arbeitsverhältnisse ... , S.299ff). Für Oldenburg<br />
sind bei Schulze Hinweise auf Abgrenzungsmerkmale zu<br />
finden (vgl. ders. Oldenburgs Wirtschaft ... , S.182ff).<br />
71 Kocka, J., Arbeitsverhältnisse ... , S.302