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O+P Fluidtechnik 6/2017

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VERBINDUNGSELEMENTE<br />

Ungelöste (freie) Luft in Druckflüssigkeit (Dispersion): Luft ist hier<br />

in Form frei verteilter Bläschen in die Flüssigkeit eingeschlossen, bei<br />

etwa über 30 % Luft im Hydrauliköl liegt Schaum vor. „Freie Luft“ beeinflusst<br />

die physikalischen Eigenschaften des Hydrauliköls [2].<br />

Solange der Fluiddruck hoch genug ist, ist dieser Luftanteil so<br />

stark komprimiert, dass er keine Auswirkung auf die Eigenschaften<br />

des Fluids hat. Je niedriger der Druck im Fluid wird, umso stärker ist<br />

jedoch der Einfluss der ungelösten Luft auf die Eigenschaften des<br />

Fluids. Zum Beispiel wird hierdurch der effektive Kompressionsmodul<br />

des Fluids sehr stark reduziert, was bei der Berechnung des<br />

Druckschlages noch wichtig wird. Auf eine detaillierte Beschreibung<br />

zum Einfluss der ungelösten Luft wird an dieser Stelle verzichtet<br />

und zur vertiefenden Lektüre auf Murrenhoff [3] verwiesen.<br />

Ist das Fluid komplett „entspannt“ und es wird trotzdem noch<br />

weiter an ihm „gezogen“, dann entsteht im Bereich des niedrigen<br />

Drucks die in Bild 01 gezeigte kavitationsähnliche Zone.<br />

02 Experimentell ermittelte Grenzkurve für die Zündung bei<br />

Kompression von einzelnen Luftblasen [9]<br />

Kavitation: Kavitation ist die Bildung und Auflösung von dampfgefüllten<br />

Hohlräumen (Dampfblasen) in Flüssigkeiten. Man unterscheidet<br />

zwei Grenzfälle, zwischen denen es viele Übergangsformen<br />

gibt. Bei der Dampfkavitation oder harten (transienten) Kavitation<br />

enthalten die Hohlräume hauptsächlich Dampf der umgebenden<br />

Flüssigkeit. Solche Hohlräume fallen unter Einwirkung des äußeren<br />

Drucks per Blasenimplosion zusammen (mikroskopischer Dampfschlag).<br />

Bei der weichen Gaskavitation treten in der Flüssigkeit gelöste<br />

Gase in die Kavitäten ein und dämpfen deren Kollaps [4].<br />

Kavitationsähnlich: Kavitationsähnlich (oder Pseudokavitation),<br />

weil es sich streng genommen um eine Mischung aus etwas Ölkavitation<br />

(Dampfdruck viel höher als bei Wasser) und aber erheblichen,<br />

meistens überwiegenden Luftblasenwirkungen handelt [5].<br />

In den beiden Textstellen zur Kavitation befinden sich zwei für<br />

die weitere Betrachtung von Druckschlägen in einer Tankleitung<br />

wichtige Punkte. Zum einen dämpfen im Fluid gelöste Gase den<br />

Kollaps der Kavitäten, also den Druckschlag, und zum anderen<br />

wird angedeutet, dass in diesen Kavitäten neben der Luft auch eine<br />

gewisse Menge Dampf des umgebenden Fluids enthalten ist. Dieser<br />

Dampf ist verantwortlich dafür, dass es bei Druckschlägen in der<br />

Tankleitung nicht nur zu Problemen durch die starken mechanischen<br />

Belastungen kommt, sondern auch zu thermischen Beschädigungen,<br />

da das Fluiddampf-Luft-Gemisch der Kavitationsblasen<br />

bei einer schnellen Kompression zündet. In der Hydraulik<br />

wird dieser Vorgang als Diesel-Effekt bezeichnet.<br />

Diesel-Effekt: Wenn man Mineralöl, das Luftbläschen enthält,<br />

sehr schnell verdichtet, werden die Bläschen so stark erhitzt, dass<br />

eine Selbstzündung des Luft-Gas-Gemisches auftreten kann. Dadurch<br />

entsteht örtlich ein sehr hoher Druck- und Temperaturanstieg<br />

– der auch Dichtungen beschädigen kann – sowie eine beschleunigte<br />

Alterung des Öls verursacht [6].<br />

Der Diesel-Effekt und die dadurch verursachten Schäden sind<br />

bereits seit Jahrzehnten Forschungsgegenstand. Interessante Veröffentlichungen<br />

zu diesem Thema finden sich bereits in den 1970er<br />

Jahren. So präsentiert Lohrentz [7] eine Vorrichtung mit der der<br />

Diesel-Effekt visuell beobachtet werden konnte. Hörl [8] hat die Explosion<br />

in einem transparenten Zylinderrohr in einem Video festgehalten.<br />

In der nur wenig später erschienenen Dissertation von<br />

Lipphardt [9] findet sich dann bereits eine Grafik (Bild 02), die abhängig<br />

von der Druckanstiegsgeschwindigkeit eine experimentell<br />

ermittelte Grenzkurve für die Zündung bei Kompression von einzelnen<br />

Luftblasen zeigt.<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

03 Verlauf der mittleren Blasentemperatur bei unterschiedlichen Druckanstiegsgeschwindigkeiten [10]<br />

40 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> 6/<strong>2017</strong>

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