AB Archiv des Badewesens Juli 2017

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Kur- und Heilbäder · Gesundheit und Wellness | AB Archiv des Badewesens 07/2017 402 Gesetzliche Krankenversicherung Kurform/Jahr Veränderung 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2015/2014 Ambulante Vorsorge- 1 172.356 190.767 147.181 166.447 173.154 178.453 173.633 168.830 144.192 118.838 110.321 110.937 106.553 87.304 – 18,7 % maßnahmen nach § 23 Abs. 2 SGB V Sonstige 2.1 Rehabilitation 23.257 139.836 25.230 35.137 26.853 25.915 24.607 25.327 28.541 25.908 29.493 29.072 ambulante 2.2 Anschlussheil- 18.297 24.459 32.617 43.355 44.356 47.418 58.599 53.511 54.218 48.398 57.014 61.440 Maßnahmen behandlung 2.3 zusammen 41.554 164.295 57.847 78.492 71.209 73.333 83.206 78.838 82.759 74.306 86.507 90.512 + 4,63 % Stationäre 3.1 Vorsorge 12.141 10.010 Maßnahmen 3.2 Rehabilitation 120.170 106.081 3.3 Rehabilitation/ 214.659 189.937 150.339 136.876 138.636 155.310 126.606 129.448 142.808 99.599 120.758 111.171 Vorsorge 3.4 Anschlussheil- 450.262 494.112 532.507 540.564 563.022 563.782 560.816 573.001 556.654 559.451 558.331 527.993 528.222 540.584 behandlung 3.5 zusammen 664.921 684.049 682.846 677.440 701.658 719.092 687.422 702.449 699.462 659.050 679.089 639.164 660.533 656.675 – 0,58 % Leistungen für Mütter 4.2 Vorsorge/ 187.638 181.362 130.689 118.792 119.289 131.009 143.340 132.754 142.808 108.347 124.392 130.098 122.439 116.655 – 4,72 % und Väter, auch in Rehabilitation Form einer Mutter/ Vater-Kind-Maßnahme Quellen: 1. Bundesministerium für Gesundheit (20.02.2013): Ergebnisse der Statistik KG 5, Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen 2011 der Gesetzlichen Krankenversicherungen 2. Bundesministerium für Gesundheit (18.11.2013): Ergebnisse der Statistik KG 5, Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen 2012 der Gesetzlichen Krankenversicherungen 3. Bundesministerium für Gesundheit (25.08.2014): Ergebnisse der Statistik KG 5, Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen 2013 der Gesetzlichen Krankenversicherungen 4. Bundesministerium für Gesundheit (29.07.2015): Ergebnisse der Statistik KG 5, Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen 2014 der Gesetzlichen Krankenversicherungen 5. Bundesministerium für Gesundheit (27.09.2016): Ergebnisse der Statistik KG 5, Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen 2015 der Gesetzlichen Krankenversicherungen Deutsche Rentenversicherung Bund Kurform/Jahr Veränderung 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2015/2014 Anträge in der GRV 5 1.423.489 1.362.197 1.317.879 1.295.991 1.382.569 1.504.604 1.589.104 1.638.294 1.669.142 1.690.818 1.692.801 1.670.139 1.724.277 1.659.740 – 3,74 % auf Leistungen zur med. Rehabilitation und auf sonstige Leistungen zur Teilhabe Abgeschlossene 6.1 Stationäre 852.271 792.954 742.055 696.731 742.278 810.796 842.434 866.916 872.706 843.074 876.456 858.648 872.677 845.825 Leistungen zur med. Maßnahmen Rehabilitation und 6.2 davon stationäre 205.171 208.929 217.165 213.208 224.670 246.270 249.617 261.276 279.275 286.788 286.736 284.401 288.554 293.753 sonstige Leistungen AHB zur Teilhabe 6.3 sonstige Leistun- 42.076 52.664 61.975 67.975 76.155 92.461 84.659 95.896 106.865 107.023 111.707 112.785 123.791 147.783 gen zur Teilhabe inkl. ambulante AHB und Reha 6.4 zusammen 894.347 845.618 803.159 764.706 818.433 903.257 927.093 962.812 979.571 950.097 988.163 971.433 996.468 993.608 – 0,29 % (6.1 plus 6.3) Ablehnungsquote 37,20 % 37,90 % 39,10 % 41,00 % 41,00 % 40,00 % 41,70 % 41,23 % 41,31 % 43,80 % 41,63 % 41,82 % 42,21 % 42,02 % (abgeschlossene Maßnahmen/Anträge) Quellen: 1. Deutsche Rentenversicherung Bund (2012): Statistik Rehabilitation des Jahres 2011 2. Deutsche Rentenversicherung Bund (2013): Statistik Rehabilitation des Jahres 2012 3. Deutsche Rentenversicherung Bund (2014): Statistik Rehabilitation des Jahres 2013 4. Deutsche Rentenversicherung Bund (2015): Statistik Rehabilitation des Jahres 2014 5. Deutsche Rentenversicherung Bund (2016): Statistik Rehabilitation des Jahres 2015 Kurorttherapeutische Vorsorge-, Rehabilitations- und Anschlussheilbehandlungs-Maßnahmen, Fälle von 2002 bis 2015; Quelle: Deutscher Heilbäderverband, Berlin AHB: Anschlussheilbehandlung; GRV: Gesetzliche Rentenversicherung; SGB V: Sozialgesetzbuch, 5. Buch Jahrhunderten gefestigt. Die Anerkennung in der Politik und bei den Kostenträgern schwankt. Heilbäder und Kurorte sind nicht nur aufgrund ihrer örtlichen Rahmenbedingungen (Luftreinheit, gepflegte Kulturlandschaft etc.) aus dem touristischen Angebot herausragende Destinationen. Sie stehen auch für Standorte besonders hochwertiger medizinisch-therapeutischer Einrichtungen, für ein einmaliges kurorttypisches Ambiente und für regionale Angebote. So befindet sich selbst mehr als die Hälfte der in der aktuellen Studie des „Focus Gesundheit“ – „Die besten Reha-Kliniken 2017“ – prämierten Einrichtungen in deutschen Heilbädern und Kurorten. Auch hierin spiegelt sich einmal mehr die große Bedeutung der Heilbäder und Kurorte als Gesundheitsstandorte und Partner im Gesundheitswesen wider. Über die Ergänzung des medizinischen Leistungsspektrums ihres stationären Klientels hinaus leisten die Heilbäder und Kurorte einen großen Beitrag zur medizinisch-therapeutischen Versorgung in den unterversorgten ländlichen Regionen. Für die oftmals strukturschwachen Regionen sind die Heilbäder und Kurorte nicht nur ein zentraler Bestandteil gesundheitlicher Versorgung, sondern auch ein immenser Wirtschaftsfaktor. Sie sichern nach-
403 AB Archiv des Badewesens 07/2017 | Gesundheit und Wellness · Kur- und Heilbäder haltig hochwertige, nicht exportierbare Arbeitsplätze und damit rund 500 000 Primäreinkommen. In den Heilbädern und Kurorten wird derzeit ein Bruttoumsatz von nicht weniger als 25 Mrd. € pro Jahr erwirtschaftet. Das bedeutet, dass Heilbäder und Kurorte einen Beitrag in Höhe von 2,3 Mrd. € pro Jahr zum Steueraufkommen in Deutschland leisten. Damit stehen die Heilbäder und Kurorte für eine bedeutende Wirtschaftskraft in überwiegend ländlichen Regionen, die zudem primär von mittelständischen Kurbetrieben getragen wird. Entwicklung der Nachfrage Der hohe und weiterhin steigende Bedarf der Menschen und die Bereitstellung leistungsgerechter Angebote spiegeln sich in den wachsenden Gäste-/ Patientenzahlen der Heilbäder und Kurorte, und das übergreifend über alle Bädersparten hinweg, wider. Von 2015 auf 2016 konnten die Seeheil- und Seebäder den größten Zuwachs bei den Ankünften verzeichnen (plus 482 465 Ankünfte [+ 5,7 %]), gefolgt von den Heilklimatischen Kurorten (plus 197 845 Ankünfte [+ 4,4 %]). Auch die Kneipp-Heilbäder / Kneipp-Kurorte (plus 83 610 Ankünfte [+ 3,5 %]) sowie die Mineral- und Moorheilbäder (plus 292 546 Ankünfte [+ 3,3 %]) verzeichneten mehr Ankünfte. Anders stellt sich das Bild bei der Verweildauer der Gäste/Patienten in den jeweiligen Bädersparten dar. Nimmt man die Anzahl der Übernachtungen als Indikator (wohl wissend, dass die Statistik nicht alle Übernachtungsarten erfasst) und setzt sie in Beziehung zur Anzahl der Ankünfte, so ist die Aufenthaltsdauer der Gäste/Patienten in allen Bädersparten von 2015 auf 2016 nahezu unverändert. Betrachtet man den Zeitraum von den 1990iger Jahren bis 2016, so ist die Aufenthaltsdauer in allen Bädersparten deutlich gesunken. Diese Verringerung ist sicher wesentlich den Veränderungen im Bereich der Gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung sowohl hinsichtlich der Rahmenbedingungen (Kann- Leistung) als auch der Genehmigungspraxis geschuldet. Die eingeführte Budgetierung und die Verkürzung der Aufenthaltszeit bei stationären Maßnahmen von vier auf drei Wochen lassen augenscheinlich werden, welche Folgen Zwangsregulierungen haben. Der Trend zur weiteren Verringerung der Aufenthaltsdauer setzt sich heute, vergleichbar dem sich geänderten Reiseverhalten der Deutschen, fort. Mit Ausnahme der Seeheil- und Seebäder konnten alle Bädersparten 2016 im Vergleich zu 2015 nicht nur mehr Gäste aus dem Inland, sondern auch aus dem Ausland verzeichnen. Gleichzeitig verweilen die ausländischen Gäste immer länger in den Heilbädern und Kurorten. Auch hier bilden die Seeheil- und Seebäder mit niedrigeren Verweildauern ausländischer Gäste die Ausnahme. Künftiger Bedarf an den Leistungen der Heilbäder und Kurorte Nicht nur die steigende Anzahl der Ankünfte und die Entwicklung der Übernachtungen spiegeln den wachsenden Bedarf nach den Leistungen der Heilbäder und Kurorte aller Bädersparten wider. Sondern auch die enorme Summe von 73 Mio. €, welche die GKV-Versicherten im Jahr 2016 aus eigenen Mitteln für ambulante Vorsorgeleistungen, stationäre Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen, medizinische Leistungen für Väter und Mütter aufgebracht haben (vgl. GKV-Statistiken KJ 1 2016), zeigt die hohe Nachfrage nach den Gesundheitsdienstleistungen in Heilbädern und Kurorten. Hinzu kommen diejenigen Patienten, die ihre ambulanten Vorsorgemaßnahmen nicht nur teilweise, sondern vollständig aus eigenen Mitteln finanzieren. Der ganzheitliche Ansatz ambulanter Vorsorgemaßnahmen (Kuren) mit den Zielen Prävention und Rehabilitation umfasst wesensmäßig auch die Selbstverantwortung. Über diesen medizinischen Ansatz hinaus nimmt der Gesetzgeber deshalb Kurpatienten pekuniär in die Pflicht, über den Selbstkostenanteil und noch wesentlicher durch die Verankerung der Leistungen des § 23 Abs. 2 SGB V als Kann-Leistung (SGB V: Sozialgesetzbuch, 5. Buch). Medizinische Rehabilitation und Prävention sind neben der Akutversorgung und Pflege tragende Säulen des Gesundheitswesens. Sie gewinnen mit dem Wissen um längere Lebensarbeitszeiten, eine zunehmend älter werdende Bevölkerung und mit der Zunahme chronischer Erkrankungen weiter an Bedeutung. Es ist dringend notwendig, die gesundheitliche Versorgung zeitnah von der heute nach wie vor primär akutmedizinischen, kurativen (besonders auch pharmakologisch/apparativen) auf eine künftig noch deutlich stärker präventions- und rehabilitationsbezogene Versorgung auszurichten. jh
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