2 d’Isarwinkler
URSPRÜNGLICH, FRECH, ORIGINELL UND BODENSTÄNDIG Geschichten, Porträts und Interviews von der Jachenau bis Dietramszell – von Bad Heilbrunn bis Reichersbeuern
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Geschichten, Porträts und Interviews von der Jachenau bis Dietramszell – von Bad Heilbrunn bis Reichersbeuern
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Hochverehrtes Brautpaar<br />
Text: Michaela Probst<br />
Von Mai bis Oktober kommt’s<br />
schon mal vor, dass ich des nächtens,<br />
genauer gesagt um Punkt vier Uhr<br />
morgens, mehr oder weniger unsanft<br />
geweckt werde. G’heirat werd und<br />
schiaßn dean’s! Ich freu mich für das<br />
Brautpaar und bin fast ein bisschen<br />
mit aufgeregt. Ich erinnere mich gern<br />
an meinen Hochzeitsmorgen. Meine<br />
Schwestern und Freundinnen haben<br />
mich aufgeweckt. Ganz leise. Der<br />
Prosecco-Korkenknall war das Lauteste<br />
und das Geschnatter von zehn<br />
Weibsen. Ich lausche und denk an<br />
die, die heute dran sind. Meist weiß<br />
ich, wer aufgeweckt wird, weil sie<br />
ganz in der Nachbarschaft wohnen<br />
und manchmal bin ich sogar eingeladen.<br />
Es ist einfach magisch so ein<br />
Hochzeitstag und mit nichts zu vergleichen<br />
– mehr als zehnmal Weihnachten!<br />
Kein Wunder, schließlich<br />
hat jemand die Liebe seines Lebens<br />
gefunden, und das ist ja nicht immer<br />
so einfach und ganz sicher eine Gänsehaut<br />
wert. Selbstverständlich, dass<br />
man jenes glückliche Paar verehrt,<br />
als wäre es ein Königspaar. Es ist eine<br />
Ehre diesen Tag zusammen mit ihm<br />
zu verbringen und dieses Glück vor<br />
dem Altar, vor dem Standesamt und<br />
mit der Familie und Freunden feiern<br />
zu dürfen. Ein Hoch auf die Braut<br />
und ihren Bräutigam!<br />
Jetzt im November ist es still geworden.<br />
Es wird so gut wie nicht geheiratet<br />
– auch nicht im Standesamt. Aber<br />
der ein oder andere denkt vielleicht<br />
darüber nach, seine Auserwählte zu<br />
fragen, weil es jetzt grad so kuschelig<br />
ist. D’Isarwinkler sind romantisch<br />
und altmodisch zugleich mit klarer<br />
Rollenverteilung. Er fragt – sie entscheidet!<br />
Gott sei Dank meistens mit<br />
einem Ja. Im Dezember geht’s dann<br />
richtig los. Es herrscht Hochkonjunktur<br />
auf dem Standesamt. Ob’s<br />
daran liegt, dass das Fest der Liebe<br />
vor der Tür steht oder daran, dass<br />
der Fiskus was unter den Christbaum<br />
legt, bleibt fraglich. Was auch immer,<br />
der Grund ist immer die Liebe, auch<br />
wenn den Anstoß vielleicht die Steuererklärung<br />
gibt.<br />
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