Altlandkreis Ausgabe September/Oktober2017 - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel
Der Höhlenforscher von Wurmansau - Max Kriesmair auf der Roten Couch: ein Leben für die Blasmusik - Rosstag in Burggen - Konstanter Mitgliederzuwachs beim Alpenverein - Auerberg Klassik: das legendäre Auerbergrennen wird wiederbelebt - Deutschlands älteste Binnensee-Segelschule - Flugtag in Paterzell - Peitinger Polizist berichtet vom G-20-Gipfel in Hamburg - Geigen und Celli aus Peißenberg für die besten Musiker der Welt - Bulldogwallfahrt auf den Hohen Peißenberg - Ralf Bornheber, der Flugzeug-Prüfer - Theorie und Praxis beim Kutschenführerschein - Valentin Üffing: Balletttänzer aus Leidenschaft - Flüchtlinge in der Handwerksausbildung u.v.m.
Der Höhlenforscher von Wurmansau - Max Kriesmair auf der Roten Couch: ein Leben für die Blasmusik - Rosstag in Burggen - Konstanter Mitgliederzuwachs beim Alpenverein - Auerberg Klassik: das legendäre Auerbergrennen wird wiederbelebt - Deutschlands älteste Binnensee-Segelschule - Flugtag in Paterzell - Peitinger Polizist berichtet vom G-20-Gipfel in Hamburg - Geigen und Celli aus Peißenberg für die besten Musiker der Welt - Bulldogwallfahrt auf den Hohen Peißenberg - Ralf Bornheber, der Flugzeug-Prüfer - Theorie und Praxis beim Kutschenführerschein - Valentin Üffing: Balletttänzer aus Leidenschaft - Flüchtlinge in der Handwerksausbildung u.v.m.
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Nachwuchs-Bäckerin und -Metzger fordern Um<strong>den</strong>ken<br />
„Mehr Gehalt würde nichts verändern“<br />
Tankenrain | Von wegen, das<br />
Handwerk stirbt aus: Mit größter<br />
Lei<strong>den</strong>schaft üben die Geschwister<br />
Simon (19 Jahre) und Agnes<br />
(22 Jahre) Staltmayr ihre Berufe<br />
als Metzger und Bäckerin aus. Im<br />
Interview sprechen die Tankenrainer<br />
nicht nur über „unchristliche“<br />
Arbeitszeiten, Tiere schlachten und<br />
Brezn drehen. Sie fordern auch ein<br />
Um<strong>den</strong>ken in <strong>den</strong> Köpfen der Menschen,<br />
damit ihre berufliche Außenseiterrolle<br />
bald Geschichte ist.<br />
Agnes und Simon Staltmayr, warum<br />
habt Ihr euch <strong>für</strong> Berufe entschie<strong>den</strong>,<br />
die sonst keiner mehr<br />
machen möchte?<br />
Agnes: Ich habe zuhause schon<br />
gerne Kuchen gebacken. Auf <strong>den</strong><br />
Beruf bin ich letztlich über zwei<br />
Praktika gekommen.<br />
Simon: Wie aus einer lebendigen<br />
Sau eine Weißwurst wird, hat<br />
mich immer schon interessiert.<br />
Außerdem haben wir Geißen daheim,<br />
die wir regelmäßig zum<br />
Schlachten bringen. Da wollte ich<br />
schon als Fünfjähriger unbedingt<br />
dabei sein.<br />
mit Teig machen oder bereits fertigen<br />
Teig abmengen. Ansonsten<br />
mache ich im Grunde alles, was<br />
ein Bäcker so zu tun hat. Feierabend<br />
ist in der Regel nach acht,<br />
neun Stun<strong>den</strong>.<br />
Simon: Mein Tag beginnt immer<br />
um fünf Uhr, jedoch stets mit einer<br />
anderen Tätigkeit. Montags wird<br />
geschlachtet, dienstags Presssack<br />
und Blutwurst hergestellt.<br />
Mittwochs ist großer Zerlege-Tag<br />
von Schweine- und Rindfleisch.<br />
Außerdem wer<strong>den</strong> die Wurst-<br />
Chargen abgewogen, damit wir<br />
wissen, wie viel Wurst und welche<br />
Sorten wir am Donnerstag machen<br />
können – von Wiener über<br />
Aufschnitt bis Weißwürst. Letztere<br />
machen wir auch am Freitag.<br />
Unsere kesselfrischen Weißwürst<br />
sind bei <strong>den</strong> umliegen<strong>den</strong> Firmen<br />
beliebt zur Brotzeit. Bevor es ins<br />
Wochenende geht, ist großes Putzen<br />
angesagt. Jede Maschine, jede<br />
Wand, jeder Bo<strong>den</strong> wird mit Desinfektionsmittel<br />
gereinigt.<br />
Kommt Ihr mit <strong>den</strong> „unchristlichen“<br />
Arbeitszeiten klar?<br />
Agnes: Eigentlich ganz gut. Man<br />
stellt einfach seinen Tagesrhythmus<br />
komplett um, steht um halb<br />
zwölf in der Nacht auf und geht<br />
nachmittags um fünf ins Bett.<br />
Dadurch, dass ich inzwischen am<br />
Wochenende komplett frei habe,<br />
kann ich mit meinen Arbeitszeiten<br />
wirklich gut leben.<br />
Simon: Da ich seit jeher bekennender<br />
Frühaufsteher bin und<br />
gleichzeitig um neun Uhr Abends<br />
ins Bett gehe, komme ich ohne<br />
Probleme aus <strong>den</strong> Federn, habe<br />
mit fünf Uhr also überhaupt kein<br />
Problem.<br />
Welche Tätigkeit macht Euch besonders<br />
Spaß?<br />
Simon: Als Wurstliebhaber das<br />
Herstellen von Wurst. Und auf je<strong>den</strong><br />
Fall auch das Schlachten, wo<br />
es wirklich auf handwerkliches<br />
Geschick ankommt, damit das Tier<br />
nicht leidet und schmerzfrei stirbt.<br />
Außerdem muss ich als Schlachter<br />
absolute Ruhe ausstrahlen, damit<br />
die Tiere nicht nervös wer<strong>den</strong>. Sobald<br />
sie merken, dass etwas nicht<br />
stimmt, schütten sie Stresshormone<br />
aus, was zu wässrigem und damit<br />
schlechtem Fleisch führt.<br />
Agnes: <strong>Das</strong> Backen von Selenbrot,<br />
das aufgrund der Zutaten sehr gesund<br />
ist.<br />
Gibt es auch Aufgaben, die Euch<br />
weniger taugen?<br />
Agnes: Den ganzen Tag Brezn drehen<br />
ist schon extrem. Obwohl man<br />
hinterher da<strong>für</strong> besonders gut<br />
schlafen kann.<br />
Simon: (grinst) Putzen. <strong>Das</strong> ist<br />
zwar eine der wichtigsten Arbeiten<br />
<strong>für</strong> uns Metzger, aber halt einfach<br />
nicht schön.<br />
Berufsschule habt Ihr beide in<br />
München gehabt, die Praxis in <strong>den</strong><br />
jetzigen Betrieben gelernt. Was<br />
waren die Schwerpunktthemen Eurer<br />
Ausbildung?<br />
Simon: Als Metzger gibt es die<br />
Wahlqualifikationen Schlachten<br />
oder Kochen. Ich habe mich <strong>für</strong>s<br />
Schlachten entschie<strong>den</strong>, weil ich<br />
der Meinung bin, dass das zum<br />
Metzgerberuf einfach dazugehört.<br />
Ansonsten aber ist die Ausbildung<br />
Was reizt Euch an diesen Berufen?<br />
Simon: Der Beruf des Metzgers ist<br />
sehr vielseitig. Man sieht am Ende<br />
des Tages, was man geschafft hat.<br />
Und man kann seine Erzeugnisse<br />
auch gleich essen. Zudem lernt<br />
man viel über Ernährung. Besser<br />
geht’s nicht.<br />
Agnes: <strong>Das</strong>s ich weiß, was <strong>für</strong> Zutaten<br />
im Brot sind, finde ich unglaublich<br />
wertvoll.<br />
Wie sieht Euer Arbeitsalltag aus?<br />
Agnes: Ich fange frühestens um<br />
1 Uhr, spätestens um 3 Uhr an.<br />
Meistens beginnt mein Arbeitstag<br />
Die Geschwister Staltmayr bei ihrer nicht alltäglichen Arbeit: Während<br />
Simon feinsäuberlich das Fleisch auslöst, dreht Agnes eine Breze nach<br />
der anderen. Bei bei<strong>den</strong> muss jeder Handgriff sitzen.<br />
82 | der altlandkreis