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Evang. Arbeiterverein 1920 in Sanders Saal,<br />
Regie: Hugo Heyser<br />
zumeist in die Landwehr und den „Dicken<br />
Hörsten“, unternommen und damit auch ein<br />
Waldgottesdienst verbunden, den der Kirchenchor<br />
„mit vierstimmig gesungenen Chören<br />
verschönte.“<br />
Trotz mancherlei Einschränkungen erlahmte<br />
die Vereinstätigkeit selbst im 1. Weltkrieg<br />
nicht, doch wirkten sich die Kriegsfolgen und<br />
die Inflationszeit aus. Die Chronik berichtet,<br />
es habe „eine vermehrte Sterblichkeit unter<br />
den Mitgliedern“ gegeben und es sei so weit<br />
gekommen, „dass viele früher Wohlhabende<br />
verarmten und nicht in der Lage waren,<br />
die Begräbniskosten ihrer Angehörigen zu<br />
bezahlen.“<br />
Hier kam die bereits 1907 gegründete<br />
vereinseigene Sterbekasse (Begräbnishilfe)<br />
im Umlageverfahren zum Tragen, die den<br />
Zweck zu erfüllen hatte, in Sterbefällen eine<br />
Unterstützung an die rechtlichen Erben eines<br />
verstorbenen Vereinsmitglieds zu zahlen:<br />
„Die ausgezahlten Beträge werden ehrenamtlich<br />
von Vertrauensleuten wieder von den<br />
Mitgliedern eingesammelt, so dass immer<br />
ein Bestand verbleibt“, so die Chronik über die<br />
auch nach dem Zweiten Weltkrieg fortgeführte<br />
Begräbnishilfe.<br />
Theatergruppe 1935<br />
Grundlegenden Änderungen unterworfen<br />
war der Verein in den Jahren der „Gleichschaltung“<br />
zwischen 1933<br />
und 1945, als sogar der<br />
Name in „Evangelische<br />
Gemeinschaft“<br />
umgeändert werden<br />
musste. In diesen<br />
Jahren wirkten Hans<br />
Klapp, Wilhelm<br />
Wallrabenstein und<br />
schließlich Pastor<br />
Hermann Werner als<br />
Vorsitzende.<br />
Ab 1944 ruhte der Verein fast völlig.<br />
Der Neuaufbau des Evangelischen Arbeitervereins,<br />
der sich zeitweise auch „Arbeiter- und<br />
Volksbildungsverein“ nannte, begann wieder<br />
ab 1948 unter dem Vorsitz von Carl Trute senior<br />
und setzte sich unter seinen Nachfolgern<br />
Horst Magnus und Werner Korfhage fort. Die<br />
alten Vereinsveranstaltungen lebten wieder<br />
auf und vor allen Dingen wurde 1954 die Gründung<br />
einer neuen Laienspielschar begrüßt,<br />
deren Erfolge sich unter dem Regisseuren<br />
Friedrich de Buhr, Peter Puncken, Wilhelm Behling<br />
und Ortwin Bork bis heute fortsetzen.<br />
Anziehungspunkte waren außer den Stiftungsfesten<br />
die Nikolausfeiern mit Tütenverteilung<br />
und natürlich<br />
das mit den Namen Erich<br />
Kohl, Manfred Hartwich,<br />
Heinz Werner Asen, Peter<br />
Puncken u. Wolfgang<br />
Becker verbundene Fahrtenprogramm.<br />
So findet<br />
alljährlich im Frühjahr<br />
eine Tagesfahrt mit wechselnden<br />
Zielen und interessanten<br />
Besichtigungen<br />
sowie im Spätsommer<br />
eine Mehrtagesfahrt bis<br />
ins europäische Ausland<br />
mit umfangreichem Besichtigungs- und Begleitprogramm<br />
statt. Überhaupt entwickelte<br />
der wiederaufgelebte Verein erstaunliche<br />
Aktivitäten, die vom reinen Bildungsprogramm<br />
(Vorträge, Musik, Theater, Ausflüge, Bücherei)<br />
über die „Förderung der Evangelischen Jugend<br />
im wohlverstandenen Sinne der Elternschaft<br />
und der Allgemeinheit“ bis zum Eintreten für<br />
Belange der evangelischen Einrichtungen in<br />
Quakenbrück (Kirche, Gemeindehaus, Krankenund<br />
Siechenhaus, Friedhof) reichten.<br />
Es ist ein erstaunliches Phänomen, dass der unter<br />
dem Vorsitz von Wolfgang Becker stehende<br />
Evangelische Arbeiterverein in all diesen Veränderungen<br />
und Umbrüchen vom Kaiserreich<br />
bis auf den heutigen Tag Bestand gehabt hat<br />
und in diesen Turbulenzen sein unverwechselbares,<br />
im Evangelium von Jesus Christus<br />
verankertes Profil bewahrte. Hinzu kommt das<br />
unter dem Leitsatz „Was ihr getan habt einem<br />
von diesen meinen geringsten Brüdern, das<br />
habt ihr mir getan“ stehende gesellschaftliche,<br />
soziale Engagement. Gemeinsinn wächst eben<br />
nur dann, wenn der Nächste nicht außen vor<br />
gelassen, sondern mit hineingenommen wird.<br />
All das findet seinen Ausdruck im Wirken des<br />
Evangelischen Arbeitervereins, der nach wie vor<br />
nicht nur ein wichtiger Faktor innerhalb des<br />
kirchlichen Lebens, sondern auch in der Stadt<br />
Quakenbrück ist.<br />
Heiko Bockstiegel<br />
Nadine Brackmann<br />
Am Bahnhof 1 · Quakenbrück<br />
9-18 Uhr<br />
Mo-Fr<br />
Tel. 0 54 31 - 908 90 88<br />
E-Mail: info@reisecenter-Artland.de<br />
Sa 9-13 Uhr<br />
Laienspielschar 1992<br />
Ausgabe Herbst <strong>2017</strong> mq | 25