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KUNST & KULTUR<br />
Der Landschaftsmaler Titus D.<br />
Schulze wurde 1939 in Magdeburg<br />
geboren und wuchs<br />
in der Altmark auf, deren<br />
landschaftliche Eigenart sein<br />
Schaffen bis heute geprägt<br />
hat. Zurzeit stellt er 27 Werke im Café-<br />
Bistro des Gutes Vehr aus. Sie dienten<br />
auch als Motiv für Quakenbrücker<br />
Postkarten, die von der Druckerei Oelkers<br />
herausgegeben wurden. Der Künstler<br />
lebte mit seiner Frau Magdalena Schulze-<br />
Oelkers, einer renommierten Fotografin,<br />
im niederländischen Hindeloopen, nachdem<br />
das Paar zehn Jahre lang in einem<br />
alten Fachwerkhaus in Löningen/Röpke<br />
gewohnt und gewirkt hat. Hier fanden<br />
seit 1985 regelmäßig Ausstellungen statt.<br />
Das eigenwillige Atelier „Eremitage“ war<br />
ein deutschlandweiter Treffpunkt von<br />
Sammlern und Kunstfreunden, als sich<br />
das Paar 1994 in das ehemalige Rathaus<br />
(1795) des malerischen Seemannsdorfes<br />
Hindeloopen verliebte und es aufwendig<br />
renovierte. Nach vielen Stationen<br />
seiner Wanderschaft hatte das Künstlerpaar<br />
eine vorübergehende Heimat<br />
am Ijsselmeer gefunden. Nicht nur,<br />
das er sich mit Vincant van Gogh, Piet<br />
Mondrian und Pieter Bruegel in bester<br />
niederländischer Gesellschaft befand.<br />
Auch Titus Schulze und seine Frau haben<br />
die Holländer freundlich aufgenommen<br />
und unterstützt, weil sie ein besonderes<br />
Faible für bildende Künstler haben. Die<br />
ehemalige rauhe Zuidersee faszinierte<br />
den Maler, weil er sich durch Sonne,<br />
Wasser, Wind , Wolken und Nebel sehr<br />
inspiriert fühlte. „Titus Werke sind<br />
Sinnbilder für ein Landschaftsgefühl,<br />
Sinnbilder für die Flüchtigkeit der Natur“,<br />
schwärmen selbst Experten für seine<br />
Kompositionen aus Licht und Farbe, die er<br />
am liebsten mit borstigen, kurz geschnittenen<br />
Pinseln oder Schwämmen auf<br />
Hartfaserplatten tupft. Der international<br />
erfolgreiche Einzelgänger stellte in Berlin<br />
und Amsterdam aus und unternahm<br />
ausgedehnte Reisen nach Griechenland,<br />
Spanien, Belgien, Husum, Sylt und immer<br />
wieder in die französische Provence. Seit<br />
Kreta faszinieren seine Bilder durch ein<br />
ultramarinblaues Pigment, so dass in<br />
der Folgezeit die sogenannten „Blauen<br />
Bilder“ entstanden. Wer seine Gemälde<br />
auf Gut Vehr betrachtet, wird auch hier<br />
Quakenbrücker Impressionen<br />
Ausstellung im Café & Bistro Gut Vehr<br />
das dominierende Blau entdecken. Im<br />
Zentrum dieser Ausstellung stehen Quakenbrücker<br />
Motive wie die Hohe Pforte,<br />
das Stadttor und der Swin-Golfplatz mit<br />
der St.-Sylvester-Kirche. Zu allen Zeiten<br />
avancierte der wolkenverhangene, weite<br />
Himmel zum zentralen Motiv seiner<br />
Bilder. Mit Pinselstiel und Fingernägeln<br />
schabt und ritzt er zum Beispiel Gestalten<br />
in die gemalte Fläche hinein. Sie<br />
erscheinen darin nur als kleine Figuren in<br />
der meditativen Landschaft. Stunden und<br />
Tage verbringt Titus Schulze damit, mit<br />
Bleistift oder Kohlestift Skizzen von der<br />
sich ständig verändernden Stimmung in<br />
der Natur zu machen. Sie bilden die Basis<br />
für seine Gouache-Malerei im Atelier, wo<br />
auch Temperafarben, Wachskreiden und<br />
Pigmente zum Einsatz kommen. „Am<br />
erstaunenswerten ist die Stille, die aus<br />
vielen Arbeiten des Malers dringt. Eine<br />
Stille, die das Verhältnis eines Menschen<br />
zur Natur ausdrückt“, rezensierte<br />
der Berliner Thomas Teubner das Werk<br />
Schulzes. „Titus Verhältnis zur Natur ist<br />
Liebe, Ehrfurcht und Herausforderung. Der<br />
Betrachter sieht die Landschaft, er empfindet<br />
die Stimmung nach“, charakterisierte<br />
der Löninger Toni Bösterling treffend die<br />
Bilder des Künstlers. Vor fünf Jahren zog es<br />
Schulze wieder zurück nach Deutschland,<br />
wo er in Dannenberg/Wendland ein neues<br />
Domizil für sich, seine Frau und die Kunst<br />
gefunden hat.<br />
Fotos:<br />
Alexandra Lüders<br />
Ausgabe Herbst <strong>2017</strong> mq | 45