13.11.2017 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 05 / 2017

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe sechs Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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Leben & Wissen |<br />

w: Okay, Growth Hacking<br />

ist ein Prozess. Können Sie diesen Prozess<br />

bitte einmal genauer beschreiben?<br />

Hendrik Lennarz: Klar, nichts lieber als<br />

das. Mein Growth-Hacking-Prozess, den<br />

ich die letzten Jahre entwickelt und immer<br />

wieder für Start-ups oder auch Corporate-Projekte<br />

angewendet habe, besteht im<br />

Wesentlichen aus vier Bausteinen (siehe<br />

Grafik auf Seite 60):<br />

#1 Ein exzellentes Produkt<br />

„Man sollte niemals mit Growth Hacking<br />

starten, ohne sich sicher zu sein, ein ausgezeichnetes<br />

Produkt am Markt zu haben,<br />

was von den Usern auch wirklich geliebt<br />

wird.“ Growth Hacking beginnt somit<br />

schon bei der Produktentwicklung.<br />

Mit welcher Produkt-Positionierung geht<br />

man in den Markt? Mit welcher Value Proposition<br />

glänzt man gegenüber der Konkurrenz?<br />

Der günstigste Preis, die beste<br />

Qualität, lokale Nähe oder ein ganz besonders<br />

innovatives Feature sind nur ein paar<br />

Beispiele für den berühmten Unique Selling<br />

Point.<br />

Nur durch das ständige Einholen von Kundenfeedbacks<br />

bekommt man tatsächlich<br />

valide heraus, welche Kundenbedürfnisse<br />

das Produkt denn wirklich bedient. Oder<br />

was die Kunden denn wirklich benötigen,<br />

was man heute vielleicht noch nicht anbieten<br />

kann. Krasser ausgedrückt, kann man<br />

auch von Kunden-Schmerzen sprechen.<br />

Welche Probleme der Zielgruppe löst mein<br />

Produkt wirklich? Welche Probleme haben<br />

meine Kunden heute und welche Probleme<br />

werden sie in zwei bis drei Jahren tatsächlich<br />

haben? <strong>Die</strong>se Kundenwünsche<br />

werden dann in Features oder neuen Produkten<br />

umgesetzt. Klingt einfach? Ist es<br />

aber nicht. <strong>Die</strong> meisten Gründer sind (Gott<br />

sei Dank ...) so von ihrer Idee überzeugt,<br />

dass sie sich fürs echte Validieren auf dem<br />

Markt nicht genügend Zeit nehmen oder<br />

oftmals auch zu viel Zeit.<br />

<strong>Die</strong> richtige User Experience (UX) – also<br />

wie ist die Nutzer-Erfahrung mit meinem<br />

Produkt – hat mittlerweile einen ganz bedeutenden<br />

Einfluss auf den Erfolg eines<br />

Produkts gewonnen. Ist mein Produkt einfach<br />

zu bedienen? Erfüllt es den Zweck,<br />

den ein User damit erreichen möchte, genauso<br />

gut wie den Zweck, den ich als Betreiber<br />

mit dem Produkt verfolge? UX hat<br />

heute auch nur noch wenig mit dem früheren<br />

Webdesign zu tun. Schöne Grafiken erstellen<br />

ist nicht mehr das, was ausschlaggebend<br />

ist. UX-Designer müssen die User<br />

"Growth Hacker" - die ganz persönliche Jobbeschreibung von Hendrik Lennarz.<br />

mittlerweile bestens in ihrer Situation verstehen,<br />

um ein gutes User-Erlebnis zu erzeugen.<br />

Dazu gehören auch einfache Prozesse<br />

und nahtlose Übergänge zwischen<br />

verschiedenen Devices.<br />

#2 Das Business-Modell<br />

Mit dem Tool-Business-Modell Canvas<br />

(http://www.startplatz.de/startup-wiki/<br />

business-model-canvas/) lassen sich die<br />

wichtigsten Fragen, die man früher wochenlang<br />

in einem Businessplan niedergeschrieben<br />

hat, in kürzester Zeit beantworten.<br />

Mittlerweile lieben sogar Investoren<br />

das BMC, da sie so auf einen Blick erkennen,<br />

worin die Stärken und Schwächen des<br />

Business-Modells liegen. Ein Business-Modell<br />

Canvas sollte regelmäßig upgedated<br />

werden, um den Veränderungen der Märkte,<br />

Technologien und Konkurrenzsituation<br />

gerecht zu werden.<br />

Den typischen Kunden für das Produkt zu<br />

finden ist gar nicht so einfach, wie es aussieht.<br />

Jedoch gibt es meistens genau eine<br />

bestimmte Zielgruppe (Persona), mit der<br />

man den Großteil des Umsatzes erzielen<br />

wird. Das Produkt sollte demnach, gerade<br />

in der Startphase, genau für diese „typische<br />

Zielgruppe“ perfektioniert werden.<br />

Alle anderen Zielgruppen müssen hintenanstehen<br />

und können später durch Anpassungen<br />

oder Erweiterungen bedient werden.<br />

Zum Business-Modell gehört natürlich<br />

auch noch die Königsdisziplin des Produktmanagements,<br />

das Pricing. Welchen<br />

Preis rufe ich auf – bin ich günstiger als<br />

die Konkurrenz, teurer oder gleich? Paketieren<br />

und Bundling sind immer Thema,<br />

weil in den meisten Fällen immer ganz<br />

entscheidend auf die Höhe der Bestellsummen.<br />

Monatliche Zahlung, Einmalzahlungen,<br />

Free-Trial oder Freemium … alles gar<br />

nicht so einfach. Letztendlich bleibt einem<br />

nichts anderes übrig, als am Markt zu testen<br />

und die Marktsituation stets im Blick<br />

zu behalten.<br />

http://www.startplatz.de/wp-content/<br />

uploads/2013/<strong>05</strong>/business-model-canvas.pdf<br />

#3 <strong>Die</strong> richtigen<br />

Marketing-Channels<br />

Welche Marketing-Kanäle gibt es eigentlich,<br />

mit welchen sollte ich starten und<br />

welche sind denn die richtigen? <strong>Die</strong> nächste<br />

riesige Herausforderung. Nur weil alle<br />

von Influencer-Marketing auf Instagram<br />

oder den geheimen Facebook Ad Hacks<br />

sprechen, heißt das nicht, dass man auf<br />

Teufel komm raus auch auf diesen Zug aufspringen<br />

sollte. Eine enorm wichtige Leitfrage<br />

des Growth Hackings ist: „Wo genau<br />

hält sich meine Zielgruppe auf und wie<br />

kann ich diese dort genau ansprechen?“<br />

Beantworten kann man diese Frage wiederum<br />

nur mit knochenhartem Ausprobieren.<br />

Ein Knochenjob zwischen SEO, SEM,<br />

Facebook-Marketing, Instagram, Affiliate-Marketing,<br />

Guest-Blogging, TV-Kampagnen,<br />

E-Mail-Marketing, Content-Marketing,<br />

Vorträge, Messen, Banner-Werbung,<br />

Telefon-Akquise und Co. Aber welcher Kanal<br />

ist der richtige? Welcher Kanal bringt<br />

wie viele Besucher zu welchen Kosten und<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 61

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