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akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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SEE-LEUTE<br />
IM LAND DER<br />
FELSEN<br />
D – Konstanz | Jörg Helfrich ist Kletterer aus Leidenschaft. 4000 Meter über<br />
dem Boden sucht er auf Slacklines den Ausgleich vom Alltag und füllt die weißen<br />
Flecken auf der Kletterkarte. Sein nächstes Ziel: Simbabwe, Kletterparadies und<br />
Herzensort.<br />
Von heimischen Bergen und fernen Felsen<br />
Der Wahl-Konstanzer ist einer der wenigen staatlich geprüften Ski- und Bergführer.<br />
1979 in der Pfalz geboren, wurden ihm die Wanderausflüge seiner Eltern<br />
schnell zu langweilig. Das Klettern war die ideale Lösung. Letztendlich zog<br />
es ihn zum Studium nach Konstanz. Im Sommer klettern, im Winter Ski<br />
fahren. Einfach perfekt. Heute ist er Sportwissenschaftler und Mitglied<br />
im Bundeslehrteam Sportklettern des Deutschen Alpenvereins.<br />
Das Klettern ist dabei Beruf und Berufung zugleich. Beim Hochschulsport<br />
der Universität Konstanz kann er seine Leidenschaft den<br />
Studenten vermitteln und gute Klettervoraussetzungen in Konstanz<br />
schaffen. Er schätzt das Gefühl von Freiheit, die körperliche und<br />
auch mentale Herausforderung. Jeder Schritt, auch jeder Fehltritt, hat<br />
unmittelbare Auswirkungen auf sein Dasein. Sein Hausklettergebiet ist das<br />
Donautal, doch es zieht ihn regelmäßig in die Ferne. Sein nächstes Ziel: Simbabwe,<br />
das Land der Felsen.<br />
Im Land der Felsen<br />
Mit Afrika verbindet Jörg Helfrich eine tiefe Faszination und Freundschaft. Es sei<br />
wie ein „innerer Ruf zur Wiege der Menschheit“, dem er schließlich gefolgt sei. 2009<br />
kletterte er in Madagaskar, bereiste Namibia und Südafrika. In Namibia meisterte<br />
er eine 300m-Tour bei Hitze und nur wenig Verpflegung. 10 Tage an der Wand und<br />
kaum Wasser, das bedeutet auch einen mentalen Kraftakt, es trotz Hunger, Durst<br />
und schmerzenden Muskeln zu schaffen. Nach so einer Erfahrung sähe man „das<br />
Wasser fürs Zähneputzen mit ganz anderen Augen“. In Simbabwe sind die klimatischen<br />
Bedingungen ideal, das Land ist voller Felsen und klettertechnisch kaum<br />
erschlossen. Ganz oben auf der Liste: Die Route „Black Mamba“ am Ngomakurira<br />
und Erstbegehungen an der Hambushaba Wall. Erholung findet er in seiner Wahlheimat<br />
Konstanz. Der Bodensee ist seine Oase. Am Hörnle begann seine zweite große<br />
Leidenschaft: das Slacklinen.<br />
Sommer über Wasser<br />
Jörg Helfrich hat in Konstanz Pionierarbeit geleistet. In den frühen 2000ern war er<br />
mit Freunden fast täglich am Hörnle, spannte Lines von Baum zu Baum und balancierte<br />
zwischen Jakobssteg und den Pfählen übers Wasser. Baumschutz ist für<br />
ihn als Baumpfleger eine Selbstverständlichkeit. Als Kletterer konnte er spektakuläre<br />
Projekte in die Tat umsetzen und spannte Highlines in 4000 Metern Höhe. Mangels<br />
passender Ausrüstung gründeten sie selbst ein Unternehmen: „Slackline-Tools“<br />
produziert und verkauft alles, was das Slackliner-Herz begehrt. In Zusammenarbeit<br />
mit der Lebenshilfe entstehen fair und nachhaltig produzierte Produkte made in<br />
Germany. 1 % des Jahresumsatzes geht über „1 % for the planet“ an eine kleine NGO<br />
in Harare, Simbabwe. So schließt sich der Kreis. Bei der Jahresversammlung des DAV<br />
wird Jörg Helfrich über das sprechen, was er am besten kann: (Partner-)Sicherung<br />
beim Klettern. Verantwortung zu übernehmen, Gefahren einzukalkulieren und seinem<br />
persönlichen Leitsatz zu folgen: „Eigenverantwortliche Selbstgefährdung ist keine<br />
Straftat – und das ist auch gut so!“<br />
www.rotpunktschule.de<br />
TEXT: ANNE PRELL<br />
FOTO: RONALD NORDMANN