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I N T E R V I E W<br />
„ W i r w a r e n<br />
n i e e i n e<br />
p o l i t i s c h e B a n d “<br />
Mando Diao sind zurück. Die fünf Schweden kommen mit ihrem neuen Album Good Times auch auf Tour in die<br />
Republik. Sänger Björn Dixgård sprach mit Tossia Corman über die Arbeit am neuen Werk, Künstler, die ihn inspirieren<br />
<strong>und</strong> lustige Momente auf der Bühne.<br />
Seit Hurricane Bar, Bring ’Em In <strong>und</strong> Give Me Fire, euren größten Erfolgen,<br />
ist einige Zeit ins Land gegangen – ist es euch wichtig, mit dem neuen Album<br />
Good Time daran anzuknüpfen?<br />
Ich denke, es ist gefährlich zu versuchen, „Hits“ zu schreiben. Das wichtigste<br />
ist, sich inspirieren zu lassen, offen zu sein <strong>und</strong> das zu machen,<br />
was sich natürlich anfühlt. Das aktuelle Album war in erster Linie dazu da,<br />
wieder als Band zusammenzukommen. Zum ersten Mal waren alle involviert,<br />
das hat die Prioritäten ein bisschen verschoben. Dieser Prozess war<br />
aufregend <strong>und</strong> kreativ.<br />
15 Jahre Mando Diao – ihr seid älter geworden, <strong>und</strong> auch eure Musik hat<br />
sich entwickelt. Hat sich die Art, wie ihr Musik schreibt <strong>und</strong> im Studio arbeitet,<br />
sehr verändert?<br />
Bei dieser Produktion waren alle Band-Mitglieder beteiligt, beim Song-Writing,<br />
Produzieren, Komponieren. Wir haben so viel Talent in der Gruppe, es<br />
war w<strong>und</strong>erbar zu sehen. Jeder hat so viel mit reingebracht, Aufwand,<br />
Ideen, viel Unterstützung füreinander. Alle ziehen am selben Strang. Diese<br />
Energie zeigt sich dann auch auf der Bühne. Wir inspirieren uns gegenseitig.<br />
Patso <strong>und</strong> Jens haben beide auch viel Erfahrung als Produzenten <strong>und</strong><br />
Ton-Techniker, Daniel ist ein musikalisches Genie <strong>und</strong> Carl-Johan ist der<br />
beste Bassist im Rock ’n’ Roll heutzutage (lacht). Qualitativ sind wir also<br />
versorgt in der Band. Wir sind in verschiedene Studios gegangen, um aufzunehmen,<br />
um die Vibes der Orte einzufangen. Das ist wichtig für den<br />
So<strong>und</strong> einer Platte. Und wir haben live aufgenommen, das heißt alle zusammen,<br />
zur selben Zeit, nicht hintereinander, wie in der Popmusik oft üblich.<br />
Das war bei den Vorgängeralben nicht so.<br />
Euer früherer Sänger <strong>und</strong> Gründungsmitglied Gustaf hat die Band 2015<br />
nach über zehn Jahren verlassen – wie seid ihr damit umgegangen?<br />
Das war eine sehr schwere Phase, <strong>und</strong> wir mussten uns wirklich überlegen,<br />
ob wir weiter zusammenbleiben. Wir haben uns Zeit genommen, uns<br />
alle noch mal neu kennenzulernen, haben viel live gespielt <strong>und</strong> dann<br />
schließlich Jens in die Band geholt. Ich denke, diese ganze Sache hat uns<br />
am Ende noch weiter zusammengebracht, weil wir uns wirklich intensiv<br />
mit uns als Band auseinandersetzen mussten, aber auch jeder für sich<br />
überlegen musste, was er will.<br />
War es leicht, einen Ersatz zu finden?<br />
Keinen Ersatz. Das ist das falsche Wort! Wir kannten Jens schon durch einige<br />
andere Gelegenheiten, <strong>und</strong> er war sofort dabei, als wir ihn fragten.<br />
Und er brachte so viel positive Energie <strong>und</strong> neue Ideen zu Mando Diao. Das<br />
war großartig.<br />
War diese Umbesetzung auch der Gr<strong>und</strong>, warum ihr das neue Album so<br />
anders angegangen seid als die Vorgänger?<br />
Diese Veränderung machte eine neue Denk- <strong>und</strong> Herangehensweise nötig<br />
<strong>und</strong> möglich. Wir haben noch mal von vorne angefangen, haben uns von<br />
alten Routinen gelöst. Das war <strong>und</strong> ist ein sehr ges<strong>und</strong>er Prozess.<br />
Ist das Tourleben jetzt anders?<br />
Ein wenig schon. Wir sind seit 2009 zum ersten Mal wieder so richtig<br />
„Back on the Road“: sehr viele Shows, viele Länder <strong>und</strong> Städte. Die letzten<br />
Jahre waren ein bisschen ruhiger, was das angeht. Das ist sehr aufregend,<br />
<strong>und</strong> wir lieben es, unterwegs zu sein. Wir haben Anfang des Jahres<br />
schon eine kleine Club-Tour gemacht, zum Aufwärmen sozusagen. Das<br />
war auch genial. Es ist schön, die Möglichkeit zu haben, so viele verschiedene<br />
Sachen zu machen <strong>und</strong> einfach spielen zu können.<br />
Was habt ihr gelernt in all dieser Zeit als Band? Und als Menschen?<br />
Wow. Wer kann das sagen? Vielleicht sind wir reifer geworden. Wir nehmen<br />
nichts mehr als selbstverständlich hin. Wir lieben was wir tun, <strong>und</strong> sich<br />
darauf zu konzentrieren ist eine gute Lektion gewesen. Sich zu besinnen,<br />
was wirklich zählt für einen als Mensch, aber auch in der Gruppe.<br />
Welche Themen sind in eurer Musik heute präsenter als zu Beginn eurer<br />
Karriere?<br />
Wir waren nie eine politische Band. Der aktuelle Albumtitel scheint ein<br />
bisschen ironisch, Good Times, wenn man sich die Welt da draußen anschaut.<br />
Aber es geht auch um gute Zeiten, um Energie <strong>und</strong> Fröhlichkeit,<br />
die wir zum Publikum bringen wollen.<br />
In Zeiten wie diesen, wo alles drunter <strong>und</strong> drüber geht, wie macht ihr euch<br />
„Good Times“?<br />
Wir versuchen, positiv zu bleiben <strong>und</strong> gute Energie abzugeben. Auf unseren<br />
Konzerten zum Beispiel wollen wir immer eine Party feiern mit dem<br />
Publikum. Es soll Spaß machen, Emotionen freisetzen <strong>und</strong> alle sollen<br />
schwitzen. So gehen wir mit allem um.<br />
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