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Dezember 2016 - coolibri Düsseldorf und Wuppertal

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K I N O<br />

Mord im Orient-Express | Start: 9.11.<br />

Mord an Bord<br />

In der aktuellen Revivalwelle ist es eigentlich gar bestaunenswert, wie<br />

lange die Werke von Krimikönigin Agatha Christie unangetastet blieben.<br />

Nun ist Schluss mit Ruhe, denn es fährt ein mit Hollywood-Stars vollgestopfter<br />

Zug aus dem Orient Richtung Mordfall. Das Passagierregister der<br />

Neuverfilmung liest sich dabei wie eine Gästeliste zur Awardshow-Afterparty<br />

in eleganter Abendrobe – nur das hier einer der illustren Gäste, ganz<br />

wie beim beliebten Kinderspiel „Mord in der Disco“, heimlich gemeuchelt<br />

wird <strong>und</strong> alle Zugreisenden mächtig verdächtig wirken. Für den richtigen<br />

Dreh am klassischen Stoff sorgt der in Historienfilmen versierte Regisseur<br />

Kenneth Branagh, der auch gleich noch die Hauptrolle des belgischen Detektivs<br />

Hercule Poiroit übernimmt. Rollt!<br />

USA 2017, R: Kenneth Branagh<br />

D: K. Branagh, Judi Dench, Daisy Ridley, Michelle Pfeiffer, Willem Dafoe<br />

Foto: © 2017 Twentieth Century Fox<br />

The Big Sick | Start: 16.11.<br />

Komatös in Chicago<br />

Kumail kommt aus Pakistan, lebt in Chicago, fährt Uber, versucht sich als<br />

Comedian <strong>und</strong> darin, sich aus elterlich angeleierten Ehearrangements zu<br />

winden. Und dann stürzt er sich in eine Beziehung mit Emily, deren Vergeigung<br />

er nicht retten kann, weil die Holde vorher ins Koma fällt. Der Clou:<br />

Das Drehbuch schrieb Kumail zusammen mit seiner Frau <strong>und</strong> erzählt darin<br />

die Geschichte ihres Kennenlernens. Genau dieser Fakt verleiht dem<br />

Film die Geheimzutat, die „The Big Sick“ aus der Masse an lustigen Romanzen<br />

hervorstechen lässt. Hier sieht man echte Personen, die sich real anfühlen,<br />

deren Emotionen nie überzogen wirken, sondern immer greifbar.<br />

Dazu webt der Film geschickt Ideen über Kultur, Comedy, Rassismus <strong>und</strong><br />

Familie ein. Und auch wenn teils mehr Druck auf die Tränendrüse, als auf<br />

das Zwerchfell ausgeübt wird, sitzt der spritzige Humor.<br />

USA 2017, R: Michael Showalter<br />

D: Kumail Nanjiani, Zoe Kazan, Holly Hunter, Bo Burnham<br />

Foto: ©2017 COMATOSE INC._Photo by Nicole Rivelli<br />

Detroit | Start: 23.11.<br />

Foto: © 2017 Concorde Filmverleih GmbH<br />

Good Time | Start: 2.11.<br />

Foto: © temperclayfilm<br />

Harte Eskalation<br />

Regisseurin Kathryn Bigelow traute sich schon an Themen wie den Irak-<br />

Krieg, die Bin-Laden-Tötung <strong>und</strong> den Kalten Krieg. Ihr neustes Werk zentriert<br />

die Bürgeraufstände im Detroit des Jahres 1967. Ihr Film ist dabei genauso<br />

hart, erschütternd <strong>und</strong> kompromisslos, wie die Realität der Ereignisse<br />

selbst. Bigelow fängt das frenetische Chaos <strong>und</strong> den eskalierenden<br />

Kontrollverlust der Situation fast schon unheimlich treffend ein, vergisst<br />

dabei aber nie ihre Protagonisten mit klaren Linien zu zeichnen. „Detroit“<br />

ist sicherlich kein einfach anzuschauender, aber ein wichtiger Film. Und<br />

auch wenn die Massen vor der thematischen Schwere <strong>und</strong> schier unerträglichen<br />

Wahrheit dieses Filmes zurückschrecken könnten, wird das Interesse<br />

an Bigelows „Detroit“ spätestens in der Awardsaison überkochen.<br />

USA 2017, R: Kathryn Bigelow<br />

D: John Boyega, Will Poulter, Anthony Mackie, Algee Smith, Hanna Murray<br />

36<br />

Übles Enigma<br />

In „Good Time“ hat der genauso glück- wie ruchlose Kleinkriminelle Connie<br />

Nikas entgegen des Filmtitels alles andere als eine gute Zeit. Nachdem er<br />

seinen geistig behinderten Bruder mit auf die schiefe Bahn zieht <strong>und</strong> dieser<br />

im Knast landet, versucht Connie ihn mit allen Mitteln wieder auf freien<br />

Fuß zu kriegen – <strong>und</strong> versinkt dabei immer tiefer in Lügen, Verbrechen<br />

<strong>und</strong> Gewalt. Anstatt aus diesem Stoff einen erwartbar grimmigen, monochromen<br />

Thriller zu stricken, liefern die regieführenden Safdie-Brüder einen<br />

knallbunten, schrillen, kantigen <strong>und</strong> auffälligen Film ab. „Good Time“<br />

ist ein spannendes, dreistes <strong>und</strong> abgefucktes Enigma, das einen auch<br />

nach dem Kinobesuch noch beschäftigt. Robert Pattinson überwältigt dabei<br />

als übler Typ ohne Rücksicht oder Gewissen.<br />

USA 2017, R: Ben & Joshua Safdie<br />

D: Robert Pattinson, Ben Safdie, Buddy Duress, Jennifer Jason Leigh

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