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2008-03

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Philosophischer Essay<br />

Bildbearbeitung: durchblick - Bildredaktion, Gottfried Klör<br />

Kritische Gedanken über das Für und Wider moderner Transplantationsmedizin 1)<br />

Warum ich diesen Beitrag schreibe?<br />

Es sind nun schon viele Jahre ins Land gegangen, seit<br />

ich mich erstmals mit dem Thema Organspende auseinandergesetzt<br />

habe. Damals, es mögen ungefähr 15 Jahre her<br />

sein, es gab in Deutschland noch kein Transplantationsgesetz,<br />

habe ich zwei Bücher gelesen und zwar „Organspende“<br />

von Renate Greinert und Gisela Wuttke und „Mit dem<br />

Herzen eines anderen leben?“ von Elisabeth Wellendorf.<br />

Nach der Lektüre dieser beiden Bücher, ich kann mich noch<br />

sehr gut erinnern, war ich innerlich ziemlich aufgewühlt<br />

und durcheinander. War ich doch bis dahin der Auffassung<br />

gewesen, dass ich mit der Bereitschaft, nach meinem Tod<br />

brauchbare Organe von mir zu spenden, nicht zuletzt auch<br />

im Sinne christlicher Nächstenliebe handeln würde.<br />

Warum, so meine damalige Überlegung, sollte durch<br />

meine Organspende das Leben anderer Menschen nicht<br />

verlängert und ihr Leiden gemildert werden, wenn die<br />

moderne Transplantationsmedizin diese Möglichkeit bietet.<br />

Nach all dem aber, was ich in diesen beiden Büchern<br />

aus verschiedenen Blickrichtungen von Betroffenen, Angehörigen,<br />

Psychologen, Ärzten und Pflegepersonal über<br />

ihre selbst erlebten, praktischen Erfahrungen und ihr<br />

fachmännisches Wissen über Organspende und Organtransplantation<br />

gelesen hatte, kamen erhebliche Zweifel<br />

und kritische Fragen bei mir auf, die ich vorher so nie<br />

bedacht hatte. Es kam zu einer inneren Kehrtwende und<br />

dem Entschluss, dass für mich eine Organspende nicht<br />

(mehr) in Frage kam, sowohl als Spender (Explantierter)<br />

als auch als Empfänger (Implantierter). Wie gesagt, eine<br />

Entscheidung, die ich schon vor vielen Jahren für mich<br />

ganz persönlich getroffen habe.<br />

Und heute? In der Zwischenzeit ist die Transplantationsmedizin<br />

weltweit in ihrer Entwicklung weiter vorangeschritten<br />

und verzeichnet beachtenswerte Erfolge. Die<br />

Möglichkeiten und Chancen durch ein fremdes Spenderorgan,<br />

bedrohtes Leben zu verlängern und krankheitsbedingtes<br />

Leid zu mildern, haben sich in den letzten Jahren<br />

ständig verbessert. Das Thema Organspende rückt mehr<br />

und mehr in den Blick der Öffentlichkeit. Die Deutsche<br />

Stiftung Organtransplantation (DSO) startete in diesem<br />

Jahr die bisher größte bundesweite Informationskampagne<br />

„Fürs Leben“ unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel. Gestartet wurde die Kampagne am<br />

7. Juni d. J. dem Tag der Organspende. Auf Großplakaten in<br />

17 Städten in Deutschland und einem neuen Internetportal<br />

„fuers-leben.de will die DSO mit emotionalen Geschichten<br />

von Betroffenen die Menschen im Lande aufrütteln und<br />

auf das Schicksal von Tausenden aufmerksam machen, die<br />

durch eine Organspende auf eine Überlebenschance hoffen.<br />

Bekannte und berühmte Sportler und Sportjournalisten wie<br />

Boris Becker, Franz Beckenbauer, Jürgen Klinsmann, Steffi<br />

Graf, Michael Schumacher, Jens Weißflog, J. B. Kerner,<br />

Reinhold Beckmann, um nur einige wenige zu nennen,<br />

werben in einem speziell dafür gegründeten Verein für die<br />

Organspende, und Politiker aller Parteien gehen auf die<br />

Straße und werben für sich und für Organspenderausweise.<br />

Eine Entwicklung, die mich veranlasst hat, meine damalige<br />

Entscheidung erneut auf den Prüfstand zu stellen. Dies wiederum<br />

bedeutete für mich, meinen bisherigen Wissensstand<br />

zu aktualisieren und in alle möglichen Richtungen neu zu<br />

recherchieren.<br />

JA oder NEIN, die Entscheidung ist wichtig<br />

Gleich zu Anfang mein Rat. Jeder von uns sollte sich<br />

umfassend informieren und die Argumente der Befürworter<br />

und Gegner der Organspende sorgfältig abwägen, bevor er<br />

40 durchblick 3/<strong>2008</strong>

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