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2010-04

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Einheimischen, die vom Land in die Metropole strömten,<br />

nämlich nicht das geboten, was es versprochen habe. Statt<br />

Arbeit und Wohlstand erwartete diese Unglücklichen nur<br />

ein Leben in Hinterhofkasernen in bitterster Armut.<br />

Während sich wieder Paare auf der Tanzfläche finden,<br />

erfahre ich, dass vor allem das von dem Deutschen Heinrich<br />

Band gebaute Bandoneon der Musik ihren ganz eigenen<br />

Klang verleiht.<br />

Plötzlich ändert sich jedoch der Charakter der Musik.<br />

Zwar wird immer noch Tango gespielt, aber jetzt sind andere<br />

Instrumente beteiligt, erfordern schnellere Tanzbewegungen.<br />

Die umarmende Haltung wird aufgelöst, zwischen<br />

den tanzenden Paaren bleibt mehr Raum. Tango nuevo oder<br />

Elektrotango ist angesagt.<br />

Das, so höre ich, seien jedoch nur einige Zwischenstücke.<br />

Bald kehre man wieder zur klassischen Tangomusik zurück,<br />

der sogenannte Salontango prägt wieder die Tanzfläche.<br />

Einer der Großen des argentinischen Tango hat einmal<br />

gesagt: „Ich kann dir die Schritte beibringen. Das Licht musst<br />

du selbst anzünden.“ Das weist<br />

auf die Philosophie des Tanzes<br />

hin. Mit ihm sollen Gefühle in<br />

Bewegung umgesetzt und im<br />

tanzenden Paar eine gemeinsame<br />

Harmonie erreicht werden. Deshalb<br />

besteht der Tanz auch nicht<br />

aus einer Aneinanderreihung<br />

von Schrittfolgen, sondern die<br />

Paare improvisieren. Leidenschaft<br />

gepaart mit Einsamkeit,<br />

Erinnerungen, Sehnsucht, aber<br />

auch die Hoffnung auf bessere<br />

Zeiten, Fantasien und Träume<br />

sind die „Gedanken“ des Tangotanzes.<br />

Nach einem Abend in zwar<br />

eigentümlicher, aber gemütlicher<br />

Atmosphäre verlasse ich das Lÿz<br />

und gebe mir das Versprechen<br />

wiederzukommen. ramk<br />

Was wäre der Tango ohne das Bandoneon?<br />

W<br />

er ahnt schon, dass dieses Instrument seinen<br />

Weg vom Niederrhein zum südamerikanischen<br />

Kontinent fand?<br />

Heinrich Band wurde 1821 in Krefeld geboren, übernahm<br />

das kleine Musikaliengeschäft seines Vaters und<br />

war ebenfalls als Musiklehrer tätig. Es ist unstrittig, dass<br />

er Instrumente aus Sachsen bezog, daran Veränderungen<br />

vornahm, was den Absatz sprunghaft steigerte.<br />

Das Bandoneon entstand aus einer „Concertina“, an der<br />

Heinrich Band – jene kleinen, aber entscheidenden Änderungen<br />

zu diesem – entstandenen „Erfolgsinstrument“<br />

hinzufügte.<br />

Der Name Bandonion oder Bandoneon wurde zu<br />

einer Qualitätsbezeichnung innerhalb der Harmonika-<br />

Instrumente. In Argentinien wird Heinrich Band heute<br />

noch verehrt, denn er schuf die Grundlage für den melancholischen<br />

Tango.<br />

Eva Herrmann<br />

durchblick 4/<strong>2010</strong> 45

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