Z19 »REFORMAFIKTION 5.0«
Die volle Ausgabe der Z 19/20 – 500 Jahre, was nun? Etliche sind froh, dass der Jubiläums-Hype vorbei ist – andere haben den tiefen Wunsch nach einer echten Erneuerung. Diese Z-Ausgabe liefert eine Fülle von Impulsen für Reformation die vor uns liegt und realisiert werden kann. Die Leseprobe liefert einen Einblick – den vollen Umfang kann man hier vorbestellen. http://www.zwiezukunft.de/z19/
Die volle Ausgabe der Z 19/20 – 500 Jahre, was nun?
Etliche sind froh, dass der Jubiläums-Hype vorbei ist – andere haben den tiefen Wunsch nach einer echten Erneuerung. Diese Z-Ausgabe liefert eine Fülle von Impulsen für Reformation die vor uns liegt und realisiert werden kann.
Die Leseprobe liefert einen Einblick – den vollen Umfang kann man hier vorbestellen. http://www.zwiezukunft.de/z19/
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Zeitkritisch<br />
Wenn ich die<br />
Aussagen der<br />
Bibel nicht als<br />
hilfreich ansehe,<br />
dann gilt sie<br />
nicht! – ?<br />
Ich bin der<br />
Maßstab?<br />
Bin ich<br />
Gott?<br />
Es wird so getan, als ob man sich über die<br />
Inhalte des Evangeliums und der Verkündigung<br />
einig wäre. Das ist aber überhaupt nicht der Fall.<br />
Die Pfarrer scheuen sich, über die Qualität, sprich<br />
Inhalt ihrer Predigt miteinander zu reden.<br />
Ich behaupte, es besteht keine Einigkeit in der<br />
Pfarrerschaft über die Grundaussagen des christlichen<br />
Glaubens: Wer ist Jesus Christus? Wurde<br />
er von der Jungfrau Maria geboren? Hat er den<br />
Anspruch erhoben, Messias, Sohn Gottes und<br />
Menschensohn-Weltrichter zu sein?<br />
Ist er vom Tod auferstanden? Ist der Auferstandene<br />
seinen Jüngern tatsächlich begegnet? Worin<br />
besteht das Heil? Was heißt Rettung? Haben<br />
Kreuzigung und Auferweckung Jesu versöhnende<br />
Wirkung? Ist die Bibel Gottes Wort, also<br />
das Dokument der Offenbarung Gottes und damit<br />
Maßstab für Glauben und Leben? Diese Fragen<br />
werden nicht gestellt. Wenn die Diagnose nicht<br />
die Ursachen der Krankheit aufdeckt, wird die<br />
Therapie bestenfalls Symptome überdecken.<br />
Dürfen Pfarrer alles und auch das Gegenteil<br />
von allem verkündigen – Hauptsache in rhetorischer<br />
Qualität und in ansprechendem liturgischem<br />
Rahmen? Man könnte die Vermutung<br />
haben, das käme durch den Einfluss des Postmodernismus.<br />
Der bestreitet, dass die Diskussion<br />
über die Wahrheitsfrage überhaupt Sinn ergibt:<br />
Jeder hat seine Wahrheit. Hauptsache, jeder ist<br />
authentisch. Ich hingegen meine, dass es einfach<br />
um Macht geht.<br />
Kirchenleiter reden zwar oft und gern davon,<br />
dass man im Gespräch bleiben sollte. Aber in den<br />
letzten Jahren haben wir beobachten müssen,<br />
dass Vorhaben wie die gottesdienstliche Segnung<br />
oder Trauung gleichgeschlechtlicher Paare ohne<br />
Rücksicht auf Verluste durchgesetzt werden. Kirchenleitungen<br />
haben mögliche Opponenten in<br />
den eigenen Gremien längst aussortiert.<br />
Bibelkritik –<br />
das Krebsgeschwür der Kirche<br />
Ja, es geht um die Frage: Ist die Bibel Gottes<br />
Wort? Die Christenheit war fest überzeugt, dass<br />
Gott sich dem Volk Israel und durch Jesus Christus<br />
der ganzen Welt offenbart hat und dass die<br />
Bibel die Urkunde dieser Offenbarung und darum<br />
Gottes Wort ist.<br />
In dem Grundlagentext des Rates der EKD<br />
„Rechtfertigung und Freiheit – 500 Jahre Reformation<br />
2017“ lesen wir: „Seit dem siebzehnten<br />
Jahrhundert werden die biblischen Texte historisch-kritisch<br />
erforscht. Deshalb können sie nicht<br />
mehr so wie zur Zeit der Reformatoren als ‚Wort<br />
Gottes‘ verstanden werden. Die Reformatoren<br />
waren ja grundsätzlich davon ausgegangen, dass<br />
die biblischen Texte wirklich von Gott selbst gegeben<br />
waren. Angesichts von unterschiedlichen Versionen<br />
eines Textabschnitts oder der Entdeckung<br />
verschiedener Textschichten lässt sich diese Vorstellung<br />
so nicht mehr halten. Damit aber ergibt<br />
sich die Frage, ob, wie und warum sola scriptura<br />
auch heute gelten kann.“ 8<br />
Lesen wir, was Landesbischof Ralf Meister<br />
schreibt, der die Evangelisch-lutherische Kirche<br />
Hannovers leitet. Er hat in einem Vortrag bei<br />
der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste<br />
(AMD) am 20. Mai 2014 über „Die Bibel als<br />
Grundlage von Glauben und Theologie“ erklärt: 9<br />
„Die Bibel ist nicht einfach Autorität, weil es<br />
konventionell so ist oder weil sie einfach Gottes<br />
Wort ‚enthält‘. Hier haben die modernen Säkularisierungsprozesse<br />
zu einer grundsätzlichen<br />
Infragestellung nicht nur der biblischen Autorität<br />
geführt. Autorität muss heute notwendigerweise<br />
eine sich legitimierende Autorität sein. In diesem<br />
Sinne kann die Bibel nur noch dann als Autorität<br />
anerkannt werden, wenn sie in der individuellen<br />
Lebensführung als hilfreich, sinn- und lebenserschließend<br />
erfahren wird.“<br />
Beliebiger und unverbindlicher geht es nicht<br />
mehr. Wenn ich die Aussagen der Bibel nicht als<br />
hilfreich ansehe, dann gilt sie nicht. Ich bin der<br />
Maßstab? Bin ich Gott?<br />
Bischof Meister weiter: „Dazu – so paradox es<br />
klingt – muss ich zuerst damit ernst machen, dass<br />
die Bibel ein ganz normales Stück Literatur ist.<br />
Dass das immer wieder gesagt werden muss, mag<br />
überraschen. Aber faktisch wird auf den Kanzeln<br />
häufig vergessen, was im exegetischen Prosemi-<br />
26<br />
Z für Zukunft