schuelklick sursee - Trienger Woche
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9. JULI 2009 • SURSEER WOCHE/SEMPACHER WOCHE/TRIENGER WOCHE AKTUELL 3<br />
Liste mit Chancen und Gefahren einer Fusion<br />
GEUENSEE BERICHT DES GEMEINDERATES AN DIE BEVÖLKERUNG ZUR URNENUMFRAGE VOM 27. SEPTEMBER<br />
Ende September können sich die<br />
Stimmberechtigten von Geuensee<br />
in einer Urnenumfrage äusser,<br />
ob sie Fusionsverhandlungen<br />
grundsätzlich möchten. Nun<br />
hat der Gemeinderat einen Bericht<br />
verfasst, der die Vor- und<br />
Nachteile einer Fusion respektive<br />
eines «Alleingangs» darlegt.<br />
In diesen Tagen erhalten alle Haushaltungen<br />
von Geuensee eine zehnseitige<br />
Broschüre. Ihr Titel: «Fusion» (=Zusammenschluss)<br />
– «Kooperation»<br />
(=Zusammenarbeit). Bericht des Gemeinderates<br />
Geuensee zur Bevölkerungsumfrage<br />
vom 27. September 2009.<br />
Erklärtes Ziel des Rates ist es, die Bevölkerung<br />
zu informieren sowie eine<br />
umfassende Meinungsbildung und<br />
Diskussion zu ermöglichen.<br />
Der Gemeinderat gibt sich in diesem Bericht<br />
überzeugt, «dass jeder Mensch die<br />
Möglichkeit haben soll, im Rahmen der<br />
vorherrschenden Kultur und Bedingungen<br />
(Gesetze) das Leben seiner Vorstellung<br />
entsprechend zu gestalten. Aufgabe<br />
der Gemeinde (sowie des Staates und<br />
des Kantons) ist es, die Grundvoraussetzungen<br />
dafür zu schaffen.» Deshalb<br />
muss auch die Gemeinde Geuensee<br />
nach Auffassung der Behörden ihre Leistungen<br />
zum Wohle ihrer Bürger möglichst<br />
optimieren. Sei es in der Verwaltung,<br />
der öffentlichen Sicherheit, bei<br />
der Bildung, Kultur, der Umwelt und<br />
Raumordnung, der Volkswirtschaft,<br />
beim Verkehr oder bei den Finanzen.<br />
Die Chancen und die Gefahren<br />
Fragt sich nur, wie diese Leistungen<br />
am wirtschaftlichsten und wirksamsten<br />
optimiert werden können. Dazu<br />
Nicht nur Guido Graf war ganz glücklich<br />
CVP-NOMINATIONSWAHL RUND 650 PERSONEN VERFOLGTEN DIE AUSMARCHUNG DER CVP IN DER SEMPACHER STADTHALLE<br />
Alle vier Kandidaten für die Nominationswahlen<br />
seien «gut», sagte<br />
alt Kantonsrat Franz Wüest und<br />
Götti von Guido Graf am Montagabend<br />
in Sempach. Aber nur einer,<br />
G.G. nämlich, mache es «ganz gut».<br />
Mit diesem Slogan traf er den berühmten<br />
Nagel auf den Kopf.<br />
Sein Auftritt bei der Vorstellungsrunde<br />
war einfach, natürlich, ohne rhetorischen<br />
Firlefanz, souverän: Guido<br />
Graf präsentierte sich als politisches<br />
Schwergewicht und aufgrund seiner<br />
Erfahrung dennoch wohltuend leichtfüssig.<br />
Mit diesem Trumpf dürfte er<br />
viele der 516 CVP-Delegierten in Sempach<br />
noch überzeugt (299 Stimmen im<br />
3. Wahlgang) und CVP-Vizepräsident<br />
Pius Zängerle (214 Stimmen) im «Jass»<br />
um die Regierungsratskandidatur ausgestochen<br />
haben.<br />
Keine Chance hatten demgegenüber die<br />
beiden Kandidierenden aus dem Amt<br />
Sursee. Der Eicher Kantonsrat und Gemeindepräsident<br />
Adrian Schmassmann,<br />
der sich als «Bewegungsmensch»<br />
dargestellt hatte, hinterliess<br />
bereits im ersten Wahlgang nur geringe<br />
Spuren (54 Stimmen), und die Surseer<br />
Kantonsrätin und Schuldirektorin<br />
Esther Schönberger konnte sich mit 81<br />
Stimmen nie auf der sicheren Seite wähnen.<br />
Beide zogen sich konsequenterweise<br />
nach zwei Wahlgängen zurück.<br />
Langes Wahlprozedere<br />
Weil Guido Graf im zweiten Wahlgang<br />
das absolute Mehr nur um sechs Stimmen<br />
verpasste, war aber dennoch ein<br />
dritter nötig, der die definitive Klarheit<br />
brachte. Dazwischen blieb Zeit für<br />
die politische Diskussion der Steuergesetzrevision<br />
2011, welche die Delegierten<br />
mit 295 Ja zu 172 Nein-Stimmen<br />
allerdings nicht so deutlich verabschiedeten,<br />
wie dies Kantonsrat Leo<br />
Müller (Ruswil), der die Vorlage vorgestellt<br />
hatte, wohl erwartet hatte. Die<br />
Zeit reichte zudem für die Wahl der<br />
heisst es im Bericht: «Wir Bürgerinnen<br />
und Bürger dürfen zusammen mit dem<br />
Gemeinderat die Frage beantworten, in<br />
welcher Form – ‘fusioniert’ oder ‘kooperiert’<br />
– dieses Ziel erreicht werden<br />
kann. Sowohl eine Fusion wie auch<br />
eine Kooperation (will heissen: Alleingang,<br />
bei dem je nach Bedürfnis mit<br />
unterschiedlichen Gemeinden zusammengearbeitet<br />
wird) würden Chancen<br />
und Gefahren eröffnen. «Beide Wege<br />
zeigen Entwicklungspotenziale auf»,<br />
heisst es folglich.<br />
Um der Bevölkerung eine Enscheidungshilfe<br />
zu geben, hat der Gemeinderat<br />
deshalb einen «nicht vollständigen»<br />
Katalog erarbeitet. Darin sind die<br />
Chancen und Gefahren einer Fusion respektive<br />
einer Kooperation aufgeführt<br />
(siehe erste und zweite Box rechts). Im<br />
Weiteren sind jene Punkte aufgelistet,<br />
die bei einer allfälligen Fusion respektive<br />
Kooperation durch Geuensee angegangen<br />
werden müssten, damit die Gemeinde<br />
auf jeden Fall ihre Identität<br />
wahren kann (siehe dritte Box).<br />
Klares Vorgehen definiert<br />
In seinem Bericht hält der Gemeinderat<br />
letztlich fest, wie der Entscheidungsprozess<br />
in den nächsten Monaten<br />
abläuft. Zuerst steht nun am 28.<br />
August eine Gemeindeversammlung<br />
an, an der die Stimmbürger eingehend<br />
orientiert werden und Gelegenheit<br />
zum Fragen haben. Am 27. September<br />
findet dann im Urnenverfahren eine<br />
Bevölkerungsumfrage statt, bei der es<br />
heisst: «Eintreten auf Fusionsverhandlungen<br />
– ja oder nein?» Die Frage soll<br />
unabhängig von möglichen Fusionspartnern<br />
beantwortet werden. Bei einer<br />
Umfragebeteiligung von mindes-<br />
FUSION<br />
Chancen<br />
• Grösseres Dienstleistungsangebot<br />
• Mitbestimmung bei Projekten, die<br />
regionale Auswirkungen haben<br />
• Steigerung der Ressourcen<br />
• Professionalisierung der Dienstleistungen<br />
• Umfassendes Standortmarketing<br />
• Aufbruchstimmung<br />
Gefahren<br />
• Demokratieverlust (Gemeindeversammlung<br />
entfällt)<br />
• Anonymisierung, Verlust des Bezuges<br />
zur Organisation Gemeinde<br />
• Ungleichwertigkeit der Dorfstrukturen<br />
• Anstieg der Bodenpreise und somit<br />
der Mieten<br />
• Verlust der Vertrautheit zum<br />
Dienstleister (Verwaltung)<br />
• Abnehmende Qualität der Leistungen<br />
des Staates infolge Wettbewerbsverlust<br />
• Bürokratisierungsgefahr<br />
• Mangelnde Motivation für Freiwilligenarbeit<br />
• Erhöhung der Staatsquote<br />
• Verlust der Übersicht in Bezug auf<br />
die Finanzflüsse<br />
tens 40 Prozent und einem Entscheidungsverhältnis<br />
von 60 zu 40 Prozent<br />
fühlt sich der Gemeinderat zur entsprechenden<br />
Umsetzung aufgefordert.<br />
Will heissen: Er nimmt unverzüglich<br />
Kontakt auf mit möglichen Fusions-<br />
KOOPERATION<br />
Chancen<br />
• Freie Partnersuche für eine Zusammenarbeit<br />
(variable Geometrie)<br />
• Entscheidungen entsprechen den<br />
örtlichen Herausforderungen =<br />
flexible, angepasste Problemlösungen<br />
• Entwicklung einer eigenen Identität<br />
und eines eigenen Profils<br />
• Einflussnahme auf Finanzflüsse –<br />
Steuern<br />
• Einflussnahme auf die Entwicklungspotenziale<br />
(Wohnen, Gewerbe)<br />
• Kompetenzen im Umgang mit der<br />
Internationalität (soziale Kontrolle<br />
vor Ort)<br />
Gefahren<br />
• Mühsames Aushandeln bei gewünschter<br />
Beteiligung an regionalen<br />
Angeboten<br />
• Die Verhandlungsposition kann<br />
geschwächt sein (Kanton)<br />
• Verteuerung staatlicher Dienstleistungen<br />
• Schwindender Einfluss auf die<br />
Gestaltung der Region, Gemeinde<br />
als Aussenseiter<br />
• Schwierigkeiten bei der Ämterbesetzung<br />
partnern oder aber er bricht die Bemühungen<br />
um Zusammenschlüsse vorläufig<br />
ab. Werden diese Bedingungen<br />
hingegen nicht erfüllt, so entscheidet<br />
der Gemeinderat über das weitere Vorgehen.<br />
TONI GREBER<br />
Der strahlende Gewinner der Nominationswahl: CVP-Fraktionschef Guido Graf aus Pfaffnau. FOTOS ANDREA WILLIMANN<br />
Während die vier Bewerber, Pius Zängerle, Adrian Schmassmann, Esther Schönberger und Guido Graf (v.l.) in der Vorstellungsrunde versuchten,<br />
ihr Bestes zu geben, stieg die Spannung bei den 516 Delegierten und den Angehörigen der Kandidaten, etwa bei Diana Schmassmann ...<br />
WAS IST ZU TUN BEI ...<br />
... einer Fusion<br />
• Verwaltungsreform in der fusionierten<br />
Gemeinde<br />
• Wettbewerb innerhalb der Verwaltung<br />
• Dorfstrukturen als Kompetenzzentren<br />
– staatliche Dienstleistungen,<br />
Güter des täglichen Bedarfs<br />
• Bestehende Planungsvorgaben erhalten<br />
• Parlament paritätisch wählen<br />
• Förderung der politischen Bildung<br />
... einer Kooperation<br />
• Erarbeiten von einheitlichen Instrumenten<br />
(Leistungsaufträge) für die<br />
Verhandlungen mit Partnern<br />
• Ändern der Verwaltungsstrukturen<br />
(Konsequentes CEO-Modell: Gemeinderat<br />
ist nur noch strategisch tätig,<br />
ähnlich eines Verwaltungsrates)<br />
• Einführung von Public Management<br />
(Wirkungsorientierte Verwaltung),<br />
Leistungsaufträge mit<br />
Globalbudgets<br />
• Konsequente Anwendung des<br />
«3E»-Prinzips (sparsam, wirtschaftlich,<br />
wirksam)<br />
• Die bestehenden Planungsinstumente,<br />
eidgenössisch, kantonal,<br />
regional und kommunal gezielt<br />
überwachen und umsetzen<br />
• Eine offensive Ansiedlungspolitik<br />
betreiben<br />
• Der Steuerfuss ist flexibel zu handhaben,<br />
nach oben wie nach unten<br />
• Das vorhandene Potenzial jeglicher<br />
Art muss optimal genutzt werden<br />
Surseer Kantonsrätin Patricia Schaller<br />
ins Vizepräsidium der Partei. Dies taten<br />
die Delegierten, bestimmt nicht<br />
nur wegen ihres «katholisch-konservativen<br />
Gens», einstimmig.<br />
Trost für Amtspartei Sursee<br />
Schallers Wahl war immerhin ein kleiner<br />
Trost für die CVP-Ortspartei Sursee<br />
und die Amtspartei Sursee, die vorab mit<br />
ihrer Forderung nach einem Zweierticket<br />
schon früh am Abend eine herbe<br />
Niederlage (382 Ja : 126 Nein) einfahren<br />
mussten. Die Parteileitung und der Parteivorstand<br />
hatten vor und hinter den<br />
Kulissen offensichtlich ihr ganzes Gewicht<br />
in die Waagschale geworfen. Die<br />
CVP wolle in der Vorbereitungsphase zu<br />
den Wahlen 2011 nichts riskieren, begründete<br />
Parteichef Martin Schwegler.<br />
Der Nutzen einer Zweierkandidatur sei<br />
nicht nachzuweisen: Weder gebe es<br />
Wählerstimmen zu gewinnen noch einen<br />
zusätzlichen Sitz zu holen. Zudem<br />
müsse das Wunschkonzert von hüben<br />
und drüben nicht befriedigt werden.<br />
Amtsparteipräsident Hilmar Gernet und<br />
diverse Votanten aus dem Amt Sursee<br />
monierten vergeblich, dass die CVP als<br />
erklärte Volkspartei dem Volk die Wahl<br />
bieten sollte – und niemandem anders.<br />
Luzerner Liberale hinter Graf<br />
Ob es dennoch zu echten Wahlen<br />
kommt, wird sich nach Redaktionsschluss<br />
dieser Zeitung weisen. Die<br />
SVP Kanton Luzern will am Mittwochabend<br />
in Sempach über eine allfällige<br />
eigene Kandidatur entscheiden.<br />
Die «FDP. Die Liberalen Luzern» hingegen<br />
stehen hinter dem CVP-Kandidaten.<br />
Sie anerkennen aufgrund des<br />
Wähleranteils den Sitzanspruch der<br />
CVP. Guido Graf scheint der FDP zudem<br />
ein «verlässlicher», «wirtschaftsnaher»<br />
Garant, dass die Regierung den<br />
bislang eingeschlagenen Weg in der<br />
Steuer-, Finanz- und Wirtschaftspolitik<br />
weiterführt.<br />
ANDREA WILLIMANN