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Wirtschaftsschau Eggental 2013

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themenbereich<br />

36 08/<strong>2013</strong> 08/<strong>2013</strong><br />

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aktuell<br />

Das „<strong>Eggental</strong>er Kistl“<br />

Eine gemeindeübergreifende Initiative zur<br />

Verbesserung der bäuerlichen Direktvermarktung<br />

und der regionalen Nahversorgung.<br />

Regionale Produkte liegen im<br />

Trend. Kurze Transportwege bringen<br />

frische und somit gesunde Erzeugnisse<br />

von heimischen Bauern schnell vom<br />

Hof auf den Esstisch. Kurze Transportwege<br />

reduzieren den Verkehr, tragen so<br />

zum Umweltschutz bei und „Einkaufen<br />

direkt beim Bauern“ hilft, die Berglandwirtschaft<br />

zu erhalten.<br />

Übrigens: Aus diesem Kontakt heraus entstand auch ein<br />

weiterer Markt. Die <strong>Eggental</strong>er Schmiede, die sich Rohstoff<br />

aus den taleigenen Minen besorgten, fertigten für die<br />

Weinbauern Rebmesser an, die ebenfalls im Tausch mit Wein<br />

gehandelt wurden.<br />

Selbstredend, dass Waldarbeiter zu sein, ein einheimischer<br />

Beruf im <strong>Eggental</strong> ist, der von kaum einen Trend der<br />

Geschichte ausgeplant wird. Auch das Handwerk rund um<br />

die Verarbeitung des Holzes ist im <strong>Eggental</strong> alteingesessen:<br />

Tischler und Zimmermänner finden die vielfältige Qualitäten<br />

für ihre Materialien vor der Tür, die Spenglermeister<br />

wählten eher Harthölzer. Andere brauchten hingegen<br />

Holzprodukte: Die Schmiede kauften ihren Brennstoff bei<br />

den Kohlebrennereien. Die Schuster holten sich nicht nur<br />

das Rohmaterial für Leisten, sondern gewannen Baumharz,<br />

um den Zwirn fürs Leder zu imprägnieren. Dachdecker<br />

fertigten Holzschindeln an, Kürschner und Gerber nutzten<br />

die Lohe, Fichtenrinde, um die Temperatur des Feuers zum<br />

Garben des Leders zu kontrollieren.<br />

An die 40 venezianische Sägen waren einst im <strong>Eggental</strong> im<br />

Einsatz – das mit Wasser angetriebene Gerät wurde bei Bedarf<br />

angemietet. Heute gibt es gerade noch eine einzige, wie<br />

zur Erinnerung – auch manche der genannten Berufe sind<br />

nur noch in Geschichtsbüchern verzeichnet.<br />

Holz liegt im Trend<br />

Dennoch liegt die Verwendung von Holz im Trend. Das<br />

<strong>Eggental</strong> schafft es bald, energieautonom zu sein. Nicht nur<br />

wegen der Wasserkraft, sondern auch Dank der Biomasse.<br />

Der Ort Obereggen beliefert mit seinem mit Hackschnitzeln<br />

befeuerten Fernwerk alle Privaten, Hotels und das Skigebiet<br />

Obereggen: Dort wird seit 2009 sogar der Strom für die<br />

Beschneiungsanlagen aus dem Wald genährt.<br />

Welschnofen beheizt aktuell seine gemeindeeigenen Gebäude<br />

mit Hackschnitzel-Wärme – und hat sich aktuell auf<br />

den Weg gemacht ein Fernheizwerk zu bauen, um ebenfalls<br />

Private und Betriebe mit nachhaltiger Energie zu versorgen.<br />

In Deutschnofen beliefert ein Hotelier mit seinem hauseigenen<br />

Fernheizwerk das Altersheim mit Energie.<br />

Umweltschutz durch Holz<br />

Alle diese Initiativen haben gleich eine ganze Reihe an<br />

positiver Folgen. Der CO 2<br />

-Ausstoß ist reduziert – allein<br />

Obereggen vermeidet 500.000 Liter Heizöl. Auch der<br />

LKW-Verkehr, der die Energie ins Tal transportieren musste,<br />

ist zurückgegangen. Drittens kurbelt diese nachhaltige<br />

Energie den lokalen Markt an, da lokale Produzenten<br />

entstanden sind. Wieder ist es das Holz, das die <strong>Eggental</strong>er<br />

Wirtschaft befeuert.<br />

Mit dem „<strong>Eggental</strong>er Kistl“ haben die Bewohner<br />

der Gemeinden Karneid, Welschnofen und<br />

Deutschnofen nun die Möglichkeit, die Produkte der<br />

lokalen Bergbauern einfach zu erwerben und so der<br />

eigenen Gesundheit, der Umwelt und der heimischen<br />

Berglandwirtschaft etwas Gutes zu tun.<br />

Und so geht’s: Auf dem Internet-Portal<br />

„www.eggentaler-kistl.it“ sind die aktuell verfügbaren heimischen<br />

Bauernprodukte aller teilnehmenden Höfe aufgelistet.<br />

Diese können über das Portal oder per Telefon beim jeweiligen<br />

Bauern bestellt und dann dort abgeholt werden. Darüber<br />

hinaus sind zahlreiche „<strong>Eggental</strong>er Kistl“-Produkte bei vielen<br />

Lebensmittelgeschäften im Tal auch in eigens gekennzeichneten<br />

Regalen vorrätig und können dort erworben werden.<br />

Beim Kauf werden die Produkte in speziellen Papiertüten<br />

oder (gegen Aufpreis) in attraktiven Holzkisten verpackt. Die<br />

Kisten aus <strong>Eggental</strong>er Holz stammen von talansässigen Tischlern<br />

und eignen sich als Geschenkverpackung.<br />

Im Oktober geht’s los<br />

Der Verkaufsstart ist für Oktober <strong>2013</strong> geplant. Die Verfügbarkeit<br />

der Produkte unterliegt saisonalen und produktionsbedingten<br />

Schwankungen. Verarbeitete Produkte wie Käse,<br />

Eier, Joghurt, Fruchtaufstriche, Säfte, Eier und lagerfähige<br />

Gemüse wie Kartoffeln, Kürbisse, usw. sind (fast) das ganze<br />

Jahr verfügbar. Frisches Obst und Gemüse nur während der<br />

Erntezeiten von Frühling bis Herbst. Ausgewählte bäuerliche<br />

Handwerksprodukte (z.B. Weidenkörbe, Wollwaren) werden<br />

ebenfalls zeitweise angeboten. Für die Qualität der verkauften<br />

Produkte garantieren die teilnehmenden Höfe, welche<br />

alle kontrollierte Anforderungen erfüllen müssen.<br />

Dieses Pilotprojekt wird vom Europäischen Sozialfonds<br />

finanziert. Es dient als Maßnahme zur Verringerung von<br />

Abwanderungsgefährdung. Die Verbesserung der Einkommensmöglichkeiten<br />

von Bergbauern und der Nahversorgung<br />

der ländlichen Bevölkerung steigern Wirtschaftskraft<br />

und Lebensqualität. Projektbeteiligte sind die Gemeinden<br />

Deutschnofen, Welschnofen und Karneid, die Ortsgruppen<br />

der örtlichen Bauernjugend und der Bäuerinnen Organisation,<br />

Projektkoordinator ist die Freie Universität Bozen.

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