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Wirtschaftsschau Eggental 2013

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8 08/<strong>2013</strong> aktuell<br />

themenbereich Das Krafthaus 08/<strong>2013</strong> des E-Werks im 9<br />

„Was es Zuhause alles gibt“<br />

<strong>Eggental</strong> oberhalb des Stausees<br />

neben dem Restaurant „Wasserfall“.<br />

Horst Pichler ist der OK-Chef der <strong>Wirtschaftsschau</strong> <strong>Eggental</strong>.<br />

Über die Idee und das Ziel der ersten Präsentation der<br />

Wirtschaft aller drei <strong>Eggental</strong>er Gemeinden.<br />

Radius: Warum braucht es eine <strong>Wirtschaftsschau</strong>?<br />

Horst Pichler: Nach dem großen Erfolg der übergemeindlichen<br />

Handwerksschau ist die Idee entstanden, eine Ausstellung<br />

für alle Wirtschaftssektoren zu organisieren. Ich denke,<br />

dass wir vor allem in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit<br />

Zusammenhalt zeigen und gemeinsame Interessen vertreten<br />

sollten. Kooperationen zwischen den einzelnen Sektoren<br />

werden immer bedeutender, wenn wir auf die Anforderungen<br />

des Marktes eingehen wollen.<br />

Radius: Lokale Kreisläufe liegen im Trend …<br />

H. Pichler: … und sind bedeutend für die Nahversorgung<br />

und die Schaffung bzw. für den Erhalt von Arbeitsplätzen<br />

in den Gemeinden.<br />

Die bereits bestehenden lokalen Kreisläufe können nur<br />

durch die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Sektoren<br />

gestärkt werden. Um die bekannte Südtiroler Qualität der<br />

Produkte und Dienstleistungen auch in Zukunft zu gewährleisten,<br />

sind allerdings bessere gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

notwendig.<br />

Radius: Widersprechen sich lokale Kreisläufe und Export?<br />

H. Pichler: Regionalität richtet sich nicht gegen den Export.<br />

Jeder Betrieb entscheidet selbst, ob er seine Produkte<br />

exportieren will und ob es sich lohnt. In den vergangenen<br />

Jahren hat sich alles auf Export und Innovation eingeschworen.<br />

Diese zwei Faktoren sind für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung sehr wichtig, ich glaube aber, dass wir uns<br />

zuerst am lokalen Markt orientieren, die Kraft aus der<br />

Nähe holen sollten.<br />

Auf der Handwerksschau 2009 kam ein Hotelier zu Besuch<br />

und fand bei einem Zimmermann genau den Boden für seine<br />

Terrasse, den er bei den großen Herstellern auswärts vergeblich<br />

gesucht hatte. Er hatte bestimmte Vorstellungen und fand<br />

deren Realisierung vor seiner eigenen<br />

Haustür, nicht am globalen Markt.<br />

Radius: Auch die Kundschaft soll<br />

aufmerksam gemacht werden?<br />

H. Pichler: Es muss wieder neues Vertrauen<br />

entstehen: nicht nur Vertrauen<br />

in die Politik und in neues Wachstum,<br />

sondern auch Vertrauen zwischen<br />

Horst Pichler<br />

den Wirtschaftstreibenden. Nur dann<br />

werden uns auch unsere Kunden<br />

das Vertrauen schenken. Profitieren werden alle davon.<br />

Vielleicht sollte man mehr lokal denken, anstatt immer nur<br />

Innovativem und Neuem hinterher zu laufen. Machen wir<br />

doch aus der Situation etwas Sinnvolles.<br />

Radius: Das war nun die Gegenrede zur Innovation?<br />

H. Pichler: Nein, im Gegenteil. Die Handwerker sind tagtäglich<br />

innovativ, da sie sich an die individuellen Wünsche<br />

der Kunden anpassen und ihre Produkte und Dienstleistungen<br />

dementsprechend anbieten. Allerdings sollte man dem<br />

Trend „Innovation“ nicht um jeden Preis nachlaufen. Es<br />

geht vielmehr darum, unsere Gemeinsamkeit zu unserem<br />

innovativen Ziel zu machen, den Zusammenhang zu fördern<br />

– und uns vielleicht auch für größere Aufträge zusammen<br />

anzubieten. Der lokale Markt bietet viele innovative Möglichkeiten<br />

dazu.<br />

Radius: Die <strong>Wirtschaftsschau</strong> als …?<br />

H. Pichler: … Ort der Begegnung für Handwerker, Bauern,<br />

Industriebetriebe, Touristiker, Dienstleister, Lieferanten,<br />

Kunden und Gäste – sie können sich untereinander inspirieren,<br />

auf sich aufmerksam machen und zeigen, was hier im<br />

<strong>Eggental</strong> geleistet wird und was gefragt ist. Als Wirtschaftsmesse<br />

<strong>Eggental</strong>, die mit einem Rahmenprogramm auch<br />

Kindern und Familien Unterhaltung bietet. Und es werden<br />

auch Schulklassen eingeladen, um ihnen das breite Wirtschaftsspektrum<br />

unseres Tales näher zu bringen.<br />

<strong>Eggental</strong> unter Strom<br />

Seit über einem halben Jahr wird im <strong>Eggental</strong> Strom<br />

erzeugt. Das E-Werk ist ein Gemeinschaftsprojekt der fünf<br />

Gemeinden Karneid, Deutschnofen, Welschnofen, Tiers<br />

und Völs sowie der SEL AG. Das Projekt gilt als Paradebeispiel<br />

übergemeindlicher Zusammenarbeit. Sobald sich<br />

die Baukosten amortisiert haben, garantiert das E-Werk<br />

den beteiligten Gemeinden zusätzliche Einnahmen für die<br />

Gemeindekassen.<br />

v.l.n.r. Albin Kofler (Bürgermeister Karneid, Initiator und<br />

langjähriger Präsident der E-Werk-Gesellschaften), Markus Dejori<br />

(Bürgermeister Welschnofen), Arno Kompatscher (Bürgermeister<br />

Völs), Damian Matthias (Vizebürgermeister Tiers) und<br />

Bernhard Daum (Bürgermeister Deutschnofen)<br />

Im Mai wurde im Bereich des Stausees im <strong>Eggental</strong> ein<br />

neues E-Werk feierlich eingeweiht. Das E-Werk <strong>Eggental</strong><br />

produziert an die 20 Mio. kWh Strom pro Jahr. Das sind<br />

etwa 6.000 Haushalte, die mit Strom versorgt werden können.<br />

Auch im Mai definitiv seiner Bestimmung übergeben<br />

wurde ein zweites etwas kleineres E-Werk in Breien, das an<br />

die 4.000 Haushalte mit Strom versorgt. „Mit diesen zwei<br />

E-Werken haben wir eine nachhaltige Investition für zukünftige<br />

Generationen getätigt. Beide Werke können zusammen<br />

etwa 10.000 Haushalte mit Strom versorgen. Sie sind ein<br />

wichtiger Schritt in Sachen Energieunabhängigkeit und<br />

Umweltschutz. Die Energie aus Wasserkraft macht uns unabhängig<br />

von anderen Energieträgern und stärkt unsere Eigenständigkeit,<br />

denn so fließt Geld in unsere Gemeindekassen“,<br />

freut sich Albin Kofler. Der Karneider Bürgermeister war<br />

von Anfang an der Initiator und hat diese Projekte mit sehr<br />

viel Einsatz und Engagement vorangetrieben.<br />

Infrastrukturen, Wanderweg, Straßenbau …<br />

Im Rahmen der Verlegung der Leitungen für das Werk<br />

wurden im <strong>Eggental</strong> auch Rohre für das übergemeindliche<br />

Glasfaser-Telekommunikationsnetz, die Stromleitung sowie<br />

Wasserrohre in den Boden verlegt. Gleichzeitig wurden auch<br />

Abwasserleitungen verlegt, da die Kläranlage vor Birchabruck<br />

aufgelassen werden soll. Im Rahmen des Projekts<br />

mussten diverse Felssicherungs- und Böschungssicherungsarbeiten<br />

sowie mancherorts Instandsetzungsarbeiten der Uferverbauung<br />

des <strong>Eggental</strong>er Baches durchgeführt werden. Im<br />

Rahmen des Projekts wurde auch vom Gasthof „Sonne“ bis<br />

zum Tunnel „Halser“ ein Wanderweg errichtet. Dieser wird<br />

im Herbst dieses Jahres fertiggestellt. So wurden Synergien<br />

genutzt und viele Arbeiten zusammengelegt.<br />

Kaum sichtbar<br />

Die Bauarbeiten des E-Werkes im <strong>Eggental</strong> gingen sehr zügig<br />

voran. Die Bauzeit betrug 1,5 Jahre. Die Baukosten beliefen<br />

sich auf 12 Mio. Euro. Die Wasserfassung befindet sich kurz<br />

vor Birchabruck. Das Bauwerk wurde unterirdisch angelegt.<br />

Das Krafthaus mit den Turbinen ist oberhalb des Stausees<br />

beim Restaurant „Wasserfall“ angesiedelt. Beides ist mit einer<br />

über 6 km langen Druckrohrleitung verbunden. Im Zuge<br />

des Baus wurde auch die Trinkwasserleitung der Gemeinde<br />

Bozen neu verlegt und die Quelle „Collare“ saniert. Das E-<br />

Werk in Breien produziert schon seit Dezember 2011 Strom.<br />

Der Bau dieses Werkes war in dem sehr engen Tal eine große<br />

Herausforderung. Vielerorts mussten Felssicherungsarbeiten<br />

durchgeführt werden. Gleichzeitig mit dem Bau des E-Werks<br />

wurde die Straße nach Breien saniert. Auch dort ist die<br />

Wasserfassung völlig unterirdisch gestaltet. Das Krafthaus<br />

befindet sich talauswärts ca. 4,6 km von der Wasserfassung<br />

entfernt. Die Baukosten betrugen 8,1 Mio. Euro.

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