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Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 06 / 2017

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe sechs Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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| Leben & Wissen<br />

SERIE: Schöner Scheitern<br />

„HAB KEINE ANGST<br />

ZU SCHEITERN, ...<br />

... hab Angst es nie zu versuchen!“<br />

Mutmachgespräch mit einer Marketing-Expertin, die zwei Jahre lang „zweigleisig“ gefahren ist.<br />

Foto: Rangizzz / Fotolia.com<br />

gewachsen zu sein. Und ein Unternehmer<br />

konstatierte auch überzeugt: „Ich führe<br />

kein Unternehmen, ich BIN Unternehmer.<br />

Wenn du einmal die Freiheit gespürt hast,<br />

wie es ist, dein eigenes Unternehmen aufzubauen<br />

– dann ist aufgeben keine Option<br />

mehr für dich. Du machst so lange weiter,<br />

bis du einen Weg gefunden hast.“ Als jedoch<br />

die Besucher der Fuckup-Night, überwiegend<br />

Studenten, gefragt wurden, wer<br />

ein Unternehmen gründen wolle, hoben nur<br />

zwei Personen die Hand.<br />

w: Das unterstreicht,<br />

dass die Anzahl der Gründer in Deutschland<br />

seit Jahren rückläufig ist.<br />

Wer "den Kopf in den Sand steckt" und es gar nicht erst versucht hat wenig Chance auf Erfolg.<br />

„Ich hoffe für Sie, dass Sie Ihre Entscheidung nicht bereuen werden.“ Das waren die<br />

Worte von Annika Thierfelds Chefin, als sie ihre sichere Festanstellung kündigte, um<br />

sich endlich in Vollzeit selbstständig zu machen. Ihr Herz klopfte bis zum Hals und<br />

ihr war vor Aufregung richtig schlecht. Sie antwortete: „Ich auch. Aber ich würde es<br />

wohl mehr bereuen, es gar nicht erst versucht zu haben.“ Damit ist sie eine von immer<br />

weniger überzeugten Selbstständigen.<br />

w: Mussten Sie denn<br />

schon etwas bereuen?<br />

Annika Thierfeld: Nein, bisher bereue ich<br />

gar nichts! Wobei ich nicht sagen kann,<br />

dass immer alles total locker ist und komplikationslos<br />

abläuft, auch wenn man sich<br />

das so wünscht. (lacht) Es ist doch so: <strong>Die</strong><br />

wenigsten Gründer geben zu, wie es einem<br />

in der Anfangsphase geht: Du hast einfach<br />

eine Scheißangst! Manchmal bist du sogar<br />

neidisch auf deine Bekannten, die in ihrer<br />

„sicheren“ Festanstellung sind, richtigen<br />

Urlaub haben, krank sein dürfen und die<br />

sich keine Gedanken darum machen müssen,<br />

ihre Krankenkassenbeiträge zu zahlen.<br />

Dennoch bereue ich meine Entscheidung<br />

nicht. Risiko gehört zum Unternehmertum<br />

einfach dazu. Wenn ich mir Freiheit wünsche,<br />

muss ich auch bereit sein, den Preis<br />

dafür zu zahlen. Und dazu gehört nun mal<br />

die Möglichkeit, dass man scheitern kann.<br />

Aber genau genommen war auch ich nicht<br />

wirklich mutig. Ich habe nicht spontan gekündigt,<br />

sondern bin zwei Jahre lang zweigleisig<br />

gefahren und habe mir mein Unternehmen<br />

nebenbei aufgebaut.<br />

w: Aber das nimmt doch<br />

nicht die Angst vor dem Scheitern, oder?<br />

Annika Thierfeld: Wie auch. Neulich war<br />

ich bei der Fuckup-Night, deren Format sich<br />

steigender Beliebtheit erfreut. Dort stehen<br />

regelmäßig Unternehmer auf der Bühne,<br />

die von ihrem Scheitern berichten. Mir imponierten<br />

diese Haltung und die Offenheit!<br />

Gerade in Deutschland scheint es noch ein<br />

Tabu zu sein zuzugeben, etwas probiert zu<br />

haben und damit gescheitert zu sein. Wir<br />

haben hier leider noch keine „Scheiter-Toleranz“<br />

wie in Amerika. Überraschend war:<br />

Bei keinem einzigen Vortragsredner konnte<br />

ich Bedauern oder Scham feststellen. Trotz<br />

aller Fehlschläge schienen sie zufrieden,<br />

es zumindest probiert zu haben und daran<br />

Annika Thierfeld: Ich finde das enorm<br />

schade. Wenn ich sehe, was für ein Potenzial<br />

überall ist, das nicht gelebt wird – einfach<br />

aus Angst zu versagen. Dabei gibt es<br />

gar kein Versagen! Es ist ein Naturgesetz:<br />

Jeder Mensch muss wachsen und sich entwickeln.<br />

Das Wachstum hört nicht einfach<br />

auf, wenn du erst mal eine sichere Festanstellung<br />

gefunden hast. Oder hört ein Baum<br />

irgendwann einfach auf zu wachsen? Aber<br />

um wachsen zu können, muss man einfach<br />

Fehler machen und Hindernisse überwinden.<br />

Wir alle lieben doch diese Heldenreisen<br />

à la „Rocky“, „Herr der Ringe“ oder<br />

„Star Wars“. Der „Held“ wird zum Handeln<br />

gezwungen und immer sind es genau die<br />

schwierigen Herausforderungen, die er am<br />

meisten fürchtet oder die seine größten<br />

Schwächen offenbaren. So durchläuft er<br />

verschiedene Krisen in ansteigender Größe,<br />

die ihn dann aber letztendlich zu einer besseren<br />

Version seiner selbst werden lassen.<br />

Durch die Krisen wird er erst zum Helden.<br />

w: Warum glauben die<br />

meisten Menschen dann, dass es bei<br />

ihnen anders läuft?<br />

Annika Thierfeld: Wir erwarten eine steile,<br />

geradlinige Kurve zum Erfolg mit einem<br />

klaren Start- und Endpunkt. Doch so funktioniert<br />

das einfach nicht. Der Weg zum Erfolg<br />

ist eher wie ein Wellengang mit Höhen und<br />

Tiefen, die immer wieder in Phasen herein-<br />

42 www.diewirtschaft-koeln.de

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