NEUMANN März 2018
Das Magazin für Kultur & Lifestyle
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KULTUR Konzert<br />
13<br />
Verstehst Du Dich selbst als Protagonist einer neuen<br />
Austropop-Welle?<br />
Ich versuche meine Wirkung nicht wahrzunehmen.<br />
Ich habe wirklich überhaupt keine Ahnung, wie ich<br />
auf andere Menschen wirke. Das wissen nur diese<br />
Menschen.<br />
Gibt es ein einschneidendes Ereignis in der Bandgeschichte,<br />
ab dem Dir klar war, da geht was?<br />
Ja, ich habe da tatsächlich eine Erinnerung. Wir<br />
hatten 2014 kurz vor dem Debütalbum „Amore“ auf<br />
einem Wiener Stadtfest auf dem Michaelerplatz gespielt.<br />
Der Veranstalter hatte uns gesagt, dass in etwa<br />
500 Menschen kommen – nach polizeilicher Schätzung<br />
waren am Ende aber 7 000 bis 10 000 da. Die<br />
Polizei hat diese Menschenmassen kaum im Zaum<br />
halten können. Und da war dann irgendwann dieser<br />
unheimliche Moment, in dem irgendetwas in uns<br />
passiert ist und wir verstanden haben: Ok, da ist jetzt<br />
was und das ist groß. Es war einfach eine ganz tolle<br />
Stimmung – so eine Aufbruchstimmung – spürbar,<br />
die ich auch heute noch bei unseren Shows erlebe.<br />
Ich bin immer noch der Meinung, dass dieses Lebensgefühl,<br />
das uns bei Konzerten entgegenschlägt,<br />
weniger mit uns, als mit den Menschen selbst zu tun<br />
hat. Die Menschen selbst wollen etwas und machen<br />
das. Wir sind nur zufällig da. So kommt mir das vor.<br />
Du interpretierst Deine Texte nicht gerne. Ich muss<br />
aber doch nach einer Textzeile fragen, weil die<br />
gleich in zwei Songs auf „Niente“ auftaucht: „Traurig<br />
schöne Kindheit in 0043.“ Was war so traurig<br />
und gleichzeitig so schön an Deiner Kindheit?<br />
Das könnte ich privat beantworten, aber als Texter<br />
habe ich daran gar nicht gedacht. Es ist nicht so,<br />
dass ich mit meinen Texten bewusste Erinnerungen<br />
verknüpfe. Das sind mehr Signalworte, die bereits in<br />
sich verstellt und verschlüsselt sind. Ich will eher die<br />
Spuren zu meinem eigenen Ich verwischen. Man versteckt<br />
sich in gewisser Weise in seinen eigenen Texten,<br />
damit das Publikum darin Platz findet. Indem<br />
man etwas schreibt, gibt man es in Wahrheit schon<br />
wieder her. Diese spezielle Zeile habe ich zweimal<br />
verwendet, weil ich als Liedermacher ein großer Fan<br />
von Wiederholungen bin, von Mantren, wenn Du so<br />
willst – also von Dingen, die sich einem erst bei der<br />
Wiederholung erschließen. Und diese Zeile kam mir<br />
schon stark vor. Ich wollte sie vielleicht einfach noch<br />
einmal verwenden, um selbst eine Antwort auf das<br />
zu finden, was Du mich gefragt hast.<br />
Könntest Du in einer anderen Stadt als Wien leben?<br />
Diese Frage habe ich mir noch nie gestellt. Ich bin<br />
schon in gewisser Weise in Wien gefangen, auch<br />
wenn mir die Stadt manchmal Landgang erlaubt.<br />
Aber ein großer Teil meiner Seele ist in Wien verankert<br />
– und wir haben einfach tolles Trinkwasser. Das<br />
ist etwas, dass Wien auszeichnet (lacht).<br />
Jetzt habt Ihr wieder einmal Landgang und kommt<br />
auch nach Stuttgart. Kannst Du Dich an ein spezielles<br />
Stuttgart-Erlebnis erinnern?<br />
Ja, wir waren im Vorprogramm von Kraftklub, die<br />
uns damals wirklich etwas Großes ermöglicht haben.<br />
Denn das Konzert in der Schleyer-Halle war<br />
das größte Konzert der Tour und mit 11 000 Menschen<br />
auch das größte Publikum, vor dem wir bis<br />
dahin gespielt haben. Das war schon eindrucksvoll<br />
– vor allen Dingen, dass wir vom Publikum positiv<br />
aufgenommen wurden. Ich habe dann später bei<br />
unseren eigenen Konzerten Leute wiedergesehen,<br />
die damals in der ersten Reihe standen. Das ist<br />
schon bewegend. Die Fragen stellte Holger Berg<br />
WANDA<br />
04.04. | 20 Uhr | Liederhalle | Stuttgart | wandamusik.com<br />
sucht Autoren<br />
redaktion@neumann-magazin.de<br />
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<strong>März</strong> <strong>2018</strong>