23.02.2018 Aufrufe

NEUMANN März 2018

Das Magazin für Kultur & Lifestyle

Das Magazin für Kultur & Lifestyle

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Neuer Fall für Dengler: Im <strong>März</strong> liest Krimiautor Wolfgang Schorlau in der Region<br />

Der Poirot aus dem Kessel<br />

47<br />

BÜCHER<br />

Wolfgang Schorlau widmet sich in seinem neunten Dengler-Krimi „Der große Plan“<br />

wieder einem brandaktuellen, brisanten Thema: Diesmal geht es um die große<br />

Finanzkrise und Fördergelder für Griechenland, die irgendwo versickern.<br />

Gezeigte anscheinend nicht.“ Er nimmt es gelassen,<br />

sieht den Angriff einer ganz bestimmten Boulevardzeitung<br />

eher als Auszeichnung denn als Problem.<br />

So locker-lakonisch wie Schorlau selbst ist auch der<br />

Dengler. Ein schrulliger Ermittler, dem man nicht<br />

unbedingt immer detektivische Meisterleistungen<br />

zutraut und der gerne mal einen über den Durst<br />

trinkt. Vielleicht ein wenig zu klischeebeladen, aber<br />

immer noch unterhaltsam – zumal der Dengler mit<br />

dem Bohnenviertel natürlich den perfekten Ort für<br />

sein Büro gefunden hat. Dass diese Ecke der Stadt<br />

eine wichtige Rolle für seine Bücher spielen würde,<br />

wurde Schorlau schnell klar: Nach seinem Umzug<br />

nach Stuttgart suchte er bewusst Ecken, die großstädtisch<br />

wirken. „Nicht die leichteste Aufgabe“, wie<br />

er zugibt. Mit Verlaub: Idar-Oberstein, der Geburtsort<br />

des Autors, ist nun auch nicht gerade der kosmopolitische<br />

Nabel der Welt.<br />

Foto: o. Volker Schrank<br />

Die Wege der Inspiration sind unergründlich: Da<br />

musste Wolfgang Schorlau erst mit 50 Jahren nach<br />

Stuttgart ziehen, um seine Muse zu finden. Dann<br />

aber gleich so richtig: 2003 veröffentlichte er mit<br />

„Die blaue Liste“ den ersten Fall seines Ermittlers<br />

Georg Dengler, inzwischen steht der neunte in den<br />

WOLFGANG SCHORLAU Der große Plan<br />

Wolfgang Schorlau schreibt seit 15<br />

Jahren erfolgreiche Krimis um seinen<br />

kauzigen Ermittler Georg Dengler, ist<br />

Dauergast in der Spiegel-Bestsellerliste<br />

und konnte sogar schon Filmdeals<br />

mit dem ZDF an den Mann bringen.<br />

Dennoch wurde ihm manchmal polemische<br />

Meinungsmache und reißerische<br />

Aufbereitung heikler Themen wie dem NSU-Komplex<br />

vorgeworfen. Aber mal ehrlich: Der Stuttgarter Autor<br />

schreibt Fiktion mit realistischen Versatzstücken, da ist das<br />

doch wohl gestattet. Bei Denglers neuntem Fall „Der große<br />

Plan“ verhält es sich nicht anders: Der Ermittler mit Weinund<br />

Blues-Faible wirkt wie immer ein wenig zu konstruiert,<br />

die Aufbereitung eines Finanzskandals bei der Griechenland-Hilfe<br />

geschieht durchaus ein wenig klischeebehaftet;<br />

dafür ist der Fall wie immer spannend, reichlich unterhaltsam<br />

zu lesen, gut recherchiert und von angenehmer Unaufgeregtheit.<br />

Stuttgart-Insider inklusive. KiWi<br />

Startlöchern – und das, obwohl man ihm anfangs<br />

davon abgeraten hatte, weil Detektivgeschichten<br />

in Deutschland nicht angesagt seien. Wie in seinen<br />

vorherigen Büchern greift Schorlau brisante politische<br />

Themen auf. Diesmal geht es um Fördergelder<br />

für Griechenland, die irgendwo versickern. Dengler<br />

übernimmt den Fall natürlich – und fühlt der Politik<br />

wieder ordentlich auf den Zahn.<br />

Weshalb Schorlau am liebsten politische und reale<br />

Hintergründe aufgreift, anstatt einen Mord in einem<br />

Zug aufklären zu lassen, hat für ihn gute Gründe.<br />

„Die Arbeit ist spannender, weil mich diese Recherche<br />

Dinge über unser Land erfahren lässt, die<br />

mir zuvor nicht bekannt waren. Ich lerne dadurch<br />

viel“, meint er. Das schmecke ihm in den seltensten<br />

Fällen, gibt er im Nachsatz zu, aber das mache es ja<br />

gerade so aufregend. Bei seinem NSU-Thriller „Die<br />

schützende Hand“ ging das so weit, dass das Buch<br />

zu einem Großteil dokumentarische Züge aufweist<br />

und nicht überall auf Anklang stieß. Im Zuge der<br />

Verfilmung von „Die schützende Hand“ gab es außerdem<br />

ein „Shitstörmle“, wie er sagt, der aber eher<br />

den Regisseur betraf, obwohl es eigentlich ihm hätte<br />

gelten sollen. „Einigen Zeitungen gefiel das von uns<br />

Wieso er überhaupt einen Ermittler im beschaulichen<br />

Stuttgart operieren lässt, wurde Schorlau<br />

schon oft gefragt. Seine Antwort lautet immer recht<br />

ähnlich: „Stuttgart hat zwar kaum Straßenkriminalität“,<br />

meint er, „doch wenn man an die Dieselproblematik<br />

denkt, sieht es schon ganz anders aus.“<br />

Nicht zuletzt ist auch das eine oder andere Heimspiel<br />

des VfB kriminell und nur sehr schwer zu ertragen,<br />

aber das steht auf einem anderen Blatt.<br />

Dengler interessiert sich für Blues, Rotwein und<br />

italienisches Essen. Ein Echo seiner eigenen Persönlichkeit?<br />

Nicht unbedingt, so Schorlau: „Ich habe<br />

den Dengler am Reißbrett entworfen und ihm einen<br />

detaillierten Lebenslauf geschrieben. Deswegen<br />

kenne ich ihn auch ziemlich gut.“ Schorlau geht sogar<br />

noch weiter, beschreibt sein Verhältnis zu seinem<br />

Helden durchaus als freundschaftlich. Aus dem<br />

Weg räumen würde er den Dengler deswegen nie –<br />

oder zumindest nicht solange ihn die Leute noch<br />

lesen wollen. Es kann also gut und gerne noch einige<br />

weitere Einsätze für Dengler geben. jono<br />

WOLFGANG SCHORLAU Der große Plan<br />

Buchpremiere: 08.03. | 20 Uhr | Alte Reithalle | Stuttgart<br />

12.03. | 19.30 Uhr | Buchhandlung Taube | Marbach a. N.<br />

14.03. | 20 Uhr | Buchhandlung Wittwer | Stuttgart<br />

27.03. | 20 Uhr | K3N | Nürtingen<br />

28.03. | 20 Uhr | Mauerwerk GmbH | Herrenberg<br />

<strong>März</strong> <strong>2018</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!