NEUMANN März 2018
Das Magazin für Kultur & Lifestyle
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44<br />
Tonträger<br />
UNTERHALTUNG<br />
Das neue Werk von A Place To Bury Strangers<br />
Völlig neue Möglichkeiten<br />
Während er als Chef der Effektpedalfirma<br />
Death By Audio die Größen des<br />
Rockzirkus mit seinen handgebauten<br />
Geräten beliefert, verfolgt Oliver<br />
Ackermann mit seinem so hübsch<br />
betitelten Projekt A Place To Bury<br />
Strangers seit Jahren konsequent<br />
seine musikalische Selbstverwirklichung<br />
– fern jeglichen kommerziellen<br />
Erfolgs zwar, dafür aber mit<br />
einem beeindruckenden musikalischen<br />
Ergebnis. Nach wie vor von<br />
The Jesus And Mary Chain beeinflusst,<br />
macht da auch das mittlerweile<br />
fünfte Werk keine Ausnahme.<br />
Allein das den Reigen eröffnende<br />
„Never Coming Back“ mit seinem<br />
wuchtigen Basslauf, der alles umgarnenden<br />
Gitarrenarbeit und dem<br />
Zweiergesang hat das Zeug zum<br />
Song für die Ewigkeit. Insbesondere<br />
die neu hinzugekommene Schlagzeugerin<br />
Lia Simone Braswell erweist<br />
sich als großer Zugewinn für<br />
die Band. Nicht nur leistet sie an ihrem<br />
Instrument exzellente Arbeit,<br />
sondern eröffnet dem Trio mit ihrem<br />
Gesang ganz neuen Möglichkeiten.<br />
Diese wissen A Place To Bury<br />
Strangers auf „Pinned“ denn auch<br />
gekonnt zu nutzen und präsentieren<br />
sich mit ihrem aktuellen Album musikalische<br />
aufregender denn je. pa<br />
A PLACE TO BURY STRANGERS<br />
Pinned<br />
Secretly Group<br />
MIEN<br />
Alles andere als unbekannte Namen verbergen sich<br />
hinter dem Projekt Mien, welches nun sein selbstbetiteltes<br />
Debüt vorlegt. Allen voran Alex Maas,<br />
Kopf der US-Psychedelic-Rockband The Black Angels,<br />
der mit Tom Furse von The Horrors, Elephant<br />
Stones Rishi Dir und John-Mark Lapham von The<br />
Early eine äußerst illustre Bande um sich scharen<br />
konnte. Eine fruchtbare Konstellation, die offensichtlich<br />
zu kreativen Höhenflügen angeregt hat:<br />
„Mien“ ist ein bis ins Detail erstklassig ausgeklügelter<br />
Trip in psychedelische, vom Ambient beeinflusste<br />
Klangwelten. Sich darauf einzulassen ist auch<br />
nach diversen Durchläufen ein großer Spaß und<br />
ein Abenteuer,<br />
denn unter der<br />
schlicht wirkenden<br />
Oberfläche<br />
verbirgt sich<br />
eine wirklich erstaunliche<br />
Tiefe.<br />
Cargo Records<br />
EARTHLESS<br />
Black Heaven<br />
Über drei Alben versorgte Earthless Liebhaber instrumentaler<br />
Space rockklänge mit exzellentem Material in epischer Länge. Mit<br />
Album Nummer vier erfindet sich das US-Trio ganz unerwartet neu:<br />
Zwar durchbrechen die Songs immer noch gerne die Acht-Minuten-Marke,<br />
sind aber deutlich kürzer gehalten. Was jedoch deutlich<br />
mehr ins Gewicht fällt, ist der neu hinzugekommene Gesang.<br />
Wahrhaft keine schlechte Entscheidung, wirken die Stücke dadurch<br />
deutlich abwechslungsreicher ohne an Intensität zu verlieren. Womit<br />
sich die Band geschickt und frühzeitig aus einer mittelfristig<br />
drohenden musikalischen Sackgasse befreit. Nuclear Blast<br />
MR. IRISH BASTARD The Desire For Revenge<br />
Der „Black Eye Friday“, auch „Mad Friday“ genannt, ist der letzte Freitag<br />
vor Weihnachten, an dem auf den britischen Inseln nicht nur die exzessive<br />
Büro- und Firmenfeiern absolviert werden, sondern an dem Polizei<br />
und Krankenhäuser alle Hände voll zu tun haben. Mit einer Hymne auf<br />
genau diesen Tag eröffnet Mr. Irish Bastard ihr neues Album „The Desire<br />
For Revenge“. Das Bild des feierwütigen Engländers passt dabei perfekt<br />
zum hochenergetischen Folk-Punk der Münsteraner Band, und gibt zugleich<br />
die Richtung vor: das Leben im Allgemeinen und das Feiern im<br />
Speziellen zu bejubeln– nicht mehr und nicht weniger. Reedo Records<br />
kompakt<br />
MEMORIAM The Silent Vigil<br />
Sie sind eine Supergroup des Death Metal. Auch wenn, neben<br />
Frank Healy und Scott Fairfax von Benediction, mit Sänger<br />
Karl Willets und Schlagzeuger Andrew Whale zwei Mitglieder<br />
der aufgelösten Bolt Thrower in den Reihen von Memoriam<br />
stehen, sehen diese sich keinesfalls als musikalischen Nachfolger<br />
der legendären Engländer. Ihre musikalische Sozialisierung<br />
können die Beteiligten<br />
jedoch nicht verleugnen, sodass<br />
„The Silent Vigil“ zum erwarteten<br />
Groovemonster geworden<br />
ist, dem ein wenig Finetuning<br />
allerdings nicht geschadet hätte.<br />
Nuclear Blast<br />
BELL, BOOK & CANDLE Wie wir sind<br />
Bell, Book & Candle? Genau, das<br />
ist das Poptrio, welches Ende<br />
der 1990er mit „Rescue Me“ einen<br />
Riesenhit hatte, um danach<br />
relativ geräuschlos wieder in<br />
der Versenkung zu verschwinden.<br />
Wiederholte Versuche, die<br />
Karriere wieder in Fahrt zu bringen, scheiterten in schönster<br />
Regelmäßigkeit. Und auch der jüngste Anlauf, dieses Mal<br />
gar auf Deutsch, dürfte nicht den erhofften Erfolg bringen.<br />
Wartet „Wie wir sind“ doch lediglich mit relativ stumpf produzierten<br />
Popstückchen auf, die schlichtweg aus der Zeit<br />
gefallen wirken. Hansa<br />
JEFF ROSENSTOCK Post-<br />
Kaum ein Musiker hat sich die „Do it yourself“-Ideologie so<br />
auf die Fahnen geschrieben wie der US-Amerikaner Jeff Rosenstock<br />
– sei es mit der Ska-Punk-Band Bomb The Music<br />
Industry! als auch solo. Sein jüngstes Werk ist eine wütende,<br />
Lo-Fi-Abrechnung mit dem aktuellen politischen und gesellschaftlichen<br />
Geschehen seiner Heimat. Doch nicht nur<br />
inhaltlich, sondern auch musikalisch<br />
zeigt sich Rosenstocks<br />
krachender Indierock dabei<br />
zeitgemäßer denn je, um mit<br />
einer überzeugenden Klarheit<br />
und Ehrlichkeit nachhaltig zu<br />
gewinnen. Spezialist Subject<br />
<strong>März</strong> <strong>2018</strong>