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E_1930_Zeitung_Nr.080

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Bern, Dienstag 23. September <strong>1930</strong> IV. Blatt der „Automobil-Revue" No. 80<br />

Der Sportsmann lacht...<br />

Von Haku.<br />

«Hallo, alter Junge!»<br />

«Selber hallo!»... «Oder weisst du zufällig<br />

eine gute Anekdote?»<br />

Nichts leichter als dies.<br />

Als Jack Dempsey, noch als Boxweltmeister<br />

gekrönt, nach Europa kam, geriet er<br />

in London an einem zu seinen Ehren gegebenen<br />

Diner in arge Verlegenheit. Jack<br />

wurde nämlich aufgefordert, beim Champagner<br />

einige Worte an die Anwesenden zu<br />

richten, besass aber bekanntlich nichts weniger<br />

als das Talent eines Redners. Er zog<br />

sich aber kurz und bündig aus der Affaire:<br />

«Meine Herren! Ich bin kein Redner, aber<br />

ein Pugilist. Weiss nicht zu reden, aber zu<br />

kämpfen. Infolgedessen verbiete ich mir,<br />

hier eine Rede zu halten, doch bin ich bereit,<br />

mit irgendwelchem Gentleman, der anwesend<br />

ist, zu boxen!»<br />

Die Amerikaner haben bekanntlich das<br />

•Talent, sich in wenigen Worten recht kräftig<br />

und vielsagend auszudrücken. Wer also im<br />

Wagen durch Texas fährt, kann dort folgende<br />

automobilistische Empfehlungen lesen:<br />

«Welches ist Ihr Wunsch? Wenn Sie das<br />

Panorama bewundern wollen, fahren Sie<br />

langsam. Wenn Sie aber ins Gefängnis kommen<br />

wollen, so forcieren Sie das Tempo!»<br />

In Mexiko wollen sie den Leuten das Spiel<br />

mit Messer und Revolver abgewöhnen. Und<br />

zwar gedenken sie so vorzugehen, dass jedes<br />

Gefängnis einen Boxlehrer erhält, der die Insassen<br />

in die edle Kunst der Selbstverteidigung<br />

einweihen soll, welche entschieden weniger<br />

lebensgefährlich ist. —<br />

In den Vereinigten Staaten hat es übrigens<br />

einige Gefängnisse, die sich dieser Methode<br />

bedienen. Jack Johnson und Kid Mac Coy,<br />

die in der Boxgeschichte eine führende Rolle<br />

spielten, wurden seinerzeit ebenfalls als<br />

Boxtrainer beschäftigt, als sie sich — allerdings<br />

unfreiwillig — hinter schwedischen<br />

Gardinen befanden. —<br />

Lynch-Justiz, wie sie jüngst ein amerikanischer<br />

Policeman anwandte, ist ebenso<br />

humorvoll wie gerecht. Man höre:<br />

Hatte da ein Automobilist sein Fahrzeug<br />

in einer wenig verkehrsreichen Strasse parkiert,<br />

als sich zwei Bengel daran machten,<br />

an den vier Pneus die Luft aus den Ventils<br />

zu lassen. Das Auge des Gesetzes wachte<br />

aber und besagter Policeman ersuchte die<br />

beiden Schlingel, ebenso liebenswürdig wie<br />

dringend, mit Hilfe einer Handpumpe die<br />

vier Pneus wieder «in Form» zu bringen. Als<br />

dies im Schweisse ihres Angesichts besorgt<br />

war, liess der Polizist sie laufen. —<br />

Ein Bekannter von mir, von Geburt sparsamer<br />

Schottländer, nimmt prinzipiell nie<br />

kein Taxameter.<br />

«Sehr einfach,» erklärt er, «wenn ich den<br />

Rücken der Fahrtrichtung zugekehrt habe,<br />

so wird's mir übel. Und wenn ich im gleichen<br />

Sinne zur Fahrbahn sitze, so wird's mir<br />

noch «schlechter».»<br />

? ? ?<br />

«Natürlich! Denn so habe ich immer den<br />

Tax-Zähler vor den Augen!»<br />

Die blaue Wand<br />

O<br />

Von Richard Washburn Chüd.<br />

'Autorisierte Ueberaetzoag aus dem Amerikanischen<br />

von läse Landau. (Engelhorns Romanbibliothek.)<br />

(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.')<br />

«Haben Sie Telephon im Hause?» japste er.<br />

«Ja,» stiess ich im ersten Schreck hervor.<br />

«Bitte, ein Zündholz. Ich muss 'ne Zigarette<br />

rauchen. Ach, lassen Sie nur, hab'<br />

schon selber eins.»<br />

Er strich es an. Bei dem flackernden<br />

Schein erkannte ich den rothaarigen Reporter<br />

mit den Sommersprossen und in seinen grünlichen<br />

Augen tanzten tausend Lichter.<br />

Ehe ich es verhindern konnte, war er mir<br />

voran in des Richters Arbeitszimmer geeilt<br />

und hatte das Hörrohr abgenommen.<br />

«Ein Ferngespräch,» keuchte er. «Mit New<br />

York, bitte!»<br />

Wie ein Wilder kaute er an seiner Zigarette,<br />

und auf dem Teppich mischten sich<br />

mit seinen Schweisstropfen Funken und<br />

Ascha.<br />

N<br />

Von alten Häusern und neuen Autos<br />

Unterhaltung mit Ford<br />

Der amerikanische Aufoköriig, der bekanntlich<br />

gegenwärtig sich auf einer Reise durch Europa befindet,<br />

steht seit einiger Zeit wieder im Brennpunkt<br />

des Interesses. Wir entnehmen bei dieser Gelegenheit<br />

dein «Berliner Tageblatt> eine vorzüglich geschriebene<br />

Reportage über das Interview eines Redaktors<br />

des genannten Blattes mit Ford in Detroit,<br />

das verschiedene neue Seiten des Menschen Ford<br />

enthüllt.<br />

Das alte Dorf.<br />

«All diese Häuser habe ich in den letzten Jahren<br />

gekauft und herbringen lassen.» Lächelnd zeigt<br />

Henry Ford, der ehen angekommen ist, den eigenen,<br />

bescheidenen Ford-Wagen steuernd, auf die Ziegelund<br />

Holzhäuser ringsherum, die im hellen Sonnenschein,<br />

auf dem wohigepflegten grünen Rasen, den<br />

Eindruck eines freundlichen, alten englischen Dorfes<br />

machen. Henry Ford sammelt alte Häuser. Was<br />

seine Aufmerksamkeit fesselt, kauft er, lässt es hierherbringen,<br />

in die Nachbarschaft seiner Fabrik, wo<br />

so eine neue alte Ortschaft entsteht — von ihm<br />

Greenfield Village genannt.<br />

Wir stehen zwischen den Säulen eines alten,<br />

für amerikanische Begriffe uralten, fast hundertjährigen<br />

Gasthauses, im Kolonialstil erbaut und<br />

innen, in Einrichtung, Hausrat, Essgerät sorgsam<br />

im Stil der Zeit restauriert. In dieser Taverne, die<br />

in Clinton, Staat Michigan, stand, 80 Kilometer entfernt,<br />

hat Ford häufig verkehrt. Jetzt hat er sich<br />

den ganzen Gasthof zur grösseren Bequemlichkeit<br />

herkommen lassen.<br />

Drüben, die niedrige Baracke aus roten Ziegelsteinen,<br />

ist die ärmliche Schule, in die der kleine<br />

Henry vor sechzig Jahren ging. War zwar nur drei<br />

Kilometer von hier entfernt. Aber es ist doch besser,<br />

wenn man seine sieben Sachen zusammen hat.<br />

So wurde das Schulhaus hertransportiert. Das<br />

Kirchlein, ein paar Schritte weiter, ist aus den Steinen<br />

gefügt, mit denen Frau Fords Heim, acht Kilometer<br />

von hier, erbaut war.<br />

Die Arbeitsstätten Lincolns und Edisons.<br />

Wir gehen in das Haus daneben, einfach,<br />

schmucklos, zwei Stock, stammt aus Springfield, Illinois.<br />

Es ist, wenn man den Ausdruck auf dies<br />

Miniaturmass anwenden kann, das Gerichtsgebäude,<br />

der Law-Court, in dem Abraham Linooln tätig war,<br />

da er noch nicht die Sache der Nation und der<br />

Menschlichkeit, sondern die Privatangelegenheiten<br />

seiner Mitbürger als Lawyer vertrat. Allerlei Erinnerungen<br />

in den niedrigen Räumen. Alte Möbel.<br />

Ein paar •» Handschriften. Viele Lincoln-Bilder,<br />

kunstlose Darstellungen der Zeit. Der Theaterzettel<br />

jener verhängnisvollen Vorstellung vom 14. April<br />

1865, als man, merkwürdigerweise im «Fords Theatre>,<br />

das lustige Stück «Unser amerikanischer Vetter»<br />

gab. An der Wand gegenüber ein Holzschnitt,<br />

der Mörder schiesst auf den Präsidenten, der, in<br />

seinen Sessel gelehnt, arglos der Aufführung folgt,<br />

und im Zimmer daneben, das Henry Ford aufschliesst,<br />

dieser Sessel selbst, der rote Ueberzug<br />

zerschliessen, am oberen Ende, da, wo der Kopf<br />

zurückfiel, vom Blut dunkel verfärbt. Der Sessel<br />

hat eine Geschichte. Nach der unseligen Tat hatte<br />

der Staat ihn konfisziert. Frau Ford, die Theaterbesitzerin,<br />

musste vor die Gerichte gehen, und der<br />

höchste Gerichtshof sprach ihr endlich den Stuhl<br />

zu. Vor sechs Monaten hat ihn der heutige Ford<br />

auf einer Auktion gekauft.<br />

Mit einem anderen Namen von Weltruf ist das<br />

Holzhaus daneben verbunden, schmal, langgestreckt,<br />

laboratoriumsähnlich. Es ist das Haus des<br />

Zauberers aus dem Menlopark, das Haus, in dem<br />

Thomas A. Edison vor 50 Jahren das elektrische<br />

Glühlicht fand, in dem er am Telephon, am Lautsprecher,<br />

an der Verbesserung des Telegraphen,<br />

schon an Vorahnungen drahtloser Telegraphie gearbeitet<br />

hat und an hundert und tausend anderen<br />

Wundern und Erfindungen. Die Arbeitsstätte des<br />

modernen Faust, mit Instrumenten vollgepfropft,<br />

mit Flaschen und Fläschchen in allen Farben und<br />

Formaten, mit Retorten, Röhren und Röhrchen, primitiven<br />

und komplizierten Apparaten, mit der kleinen<br />

Orgel, die Edison für seine mikrophonischen<br />

Experimente benutzte. Sein Mitarbeiter aus jenen<br />

Tagen, Franz Jehl, führt uns, und während die alten<br />

Gasbrenner lustig flackern, erzählt Jehl heitere<br />

und erste Geschichten aus der Zeit, da hier der<br />

«Entschuldigen Sie!» sagte er, auf den<br />

Boden deutend. Und dann: «Ich hab' mich<br />

blamiert!»<br />

«Wieso?» fragte ich.<br />

«Freigesprochen!» erklärte er. «Der Richter<br />

war allzu gewissenhaft in seiner Rechtsbelehrung<br />

an die Geschworenen. — Na, endlich<br />

— New York da? Teufel auch, so melden<br />

Sie sich doch! Ich muss meiner <strong>Zeitung</strong><br />

eine dringende Meldung machen!»<br />

«Freigesprochen?» fragte ich, vor Erregung<br />

zitternd.<br />

«Freigesprochen!» brüllte er in den Apparat<br />

hinein. «Hier ist Roddy. Fünfstündige<br />

Sitzung. Hatte Interview mit dem Geschworenen<br />

Dugan, Ortsinstallateur. Er erklärte,<br />

die glänzende Rechtsbelehrung hätte es gemacht.<br />

Der Gefangene ist mit seinem Anwalt<br />

sofort in eine Bar gegangen. Verweigert<br />

jede Auskunft. Alles Nähere bereits per<br />

Telegraph gemeldet.»<br />

Danach wandte er sich um und verzog das<br />

Gesicht, als bemühe er sich, seinen Schmerz<br />

zu unterdrücken. Ich hatte inzwischen die<br />

Lampe angezündet und bemerkte, wie sonderbar<br />

weiss sein Gesicht jetzt unter dem hellroten<br />

Haar hervorsah.<br />

Menschheit ein neues Licht angezündet wuTae. Mit<br />

seiner Hilfe hat Ford das Haus, das er aus dem<br />

Menlopark hierher entführte, ganz so wiederhergestellt,<br />

wie es damals aussah,, und. als Edison es<br />

am 1. Oktober des vorigen Jahres, zu dem glänzenden<br />

50jährigen Edison-Jubiläum, betrat, rief er aus:<br />

«Es ist ganz genau so wie damals!»<br />

An dem ewigen Kaminfeuer vorbei, das Edison<br />

im vorigen Jahre angezündet hat (wie Präsident<br />

Hoover das im Lincoln-Haus), treten wir ins Freie.<br />

Wie ein Jüngling läuft der 68jährige Ford über den<br />

Basen, das nächste Haus aufzusehliessen: ein alter<br />

amerikanischer Kramladen. Elias A. Brown ist die<br />

Firma, 90 Jahre alt, aus einem kleinen Ort in Michigan<br />

hergeschafft und in allen Einzelheiten mit<br />

den Waren eines typischen alten amerikanischen<br />

Store ausstaffiert. Bescheidenster Vorläufer des<br />

heutigen Warenhauses.<br />

•" So geht es weiter. Heute sind es 25 Häuser. Es<br />

sollen, sagt mir Ford, 75 werden — das Ganze durch<br />

ein Museum gekrönt, das, im Stile der Unabhängigkeitshalle<br />

von Philadelphia gebaut, eine Uebersicht<br />

über die Entwicklung der amerikanischen<br />

Technik, besonders aller Beförderungsmittel bis zu<br />

Fords Wagen, geben wird. In acht Monaten soll Eröffnung<br />

sein...<br />

Ford beim Lunch.<br />

Wir sitzen beim Luncheon. Ford ist höchst aufgeräumt<br />

und gibt auf alle Fragen bereitwillige Auskunft.<br />

«Was ich über die wirtschaftliche Krise in Amerika<br />

denke? Die Bankiers sind daran schuld; sie<br />

denken: Geld ist Wirtschaft. Auch die deutschen<br />

Unternehmer sind alle von den Banken abhängig —<br />

einer ausgenommen — ich habe den Namen vergessen.<br />

Als vor einigen Monaten die Konferenz bei<br />

dem Präsidenten Hoover stattfand, sagte ich ihm:<br />

Es gibt nur ein Mittel gegen die Krise, Heraufsetzung<br />

der Arbeiterlöhne, und damit Erhöhung des<br />

Verbrauchs. Sie klagen über die Schädigung Ihrer<br />

Länder durch die amerikanischen Schutzzölle. Nun,<br />

Ihre Unternehmer müssen die Löhne heraufsetzen.»<br />

«Man sagt mir aber, Sie haben die Löhne nicht<br />

heraufgesetzt.»<br />

«Doch — im Februar und März wurden die<br />

Löhne heraufgesetzt — auf sieben Dollars täglich<br />

als Mindestsatz — nach sechzigtägiger Arbeit- in<br />

meinem Werk.»<br />

«.Haben Sie Arbeiter entlassen oder werden Sie<br />

welche entlassen?»<br />

«Nein, es kann höchstens sein, dass weniger neu<br />

eingestellt werden.»<br />

«Wir -sprechen Lber die öewVrkseliaften. «Die<br />

Gewerkschaften existieren für" mich, nicht. Der Arbeiter<br />

kann sein, was er will, Katholik, Lutheraner,<br />

Jude, Gewerkschaftler. Aber in den Betrieb lassen<br />

wir uns nicht hineinreden. Wir zahlen, was wir für<br />

richtig halten. Es gibt auch keine Arbeitervertretung<br />

in meinem Werk.»<br />

Ich erzähle ihm von den deutschen Gewerkschaften,<br />

ihrer Befehdung durch die Kommunisten.<br />

Er hat nur die Antwort: «Die Gewerkschaften sind<br />

die Vorstufe des Kommunismus.» Darüber gibt es<br />

auch keine Diskussion mit ihm, wie überhaupt keinerlei<br />

Auseinandersetzung möglich ist. Er hört die<br />

Meinung des andern sehr freundlich an, setzt aber<br />

dann, ohne auf diese-einzugehen, seine eigene, sehr<br />

bestimmte Auffassung dagegen, und die kleinen Augen<br />

in dem schmalen, vielfach gefältelten, wie aus<br />

Holz geschnittenen Gesicht funkeln, wenn er eine<br />

prägnante Formulierung gefunden und mit den<br />

grossen, ausdrucksvollen Händen unterstrichen hat.<br />

Ich spiele auf die antideutsche und antisemitische<br />

Propaganda an, die unter seinem Namen früher<br />

geführt worden ist und in Amerika wie, in<br />

Deutschland scharfen Widerspruch hervorgerufen<br />

hat<br />

Ėr sagt: «Was wahr ist, ist wahr.»<br />

«Aber vieles darin war nicht wahr. Denken Sie<br />

an das Märchen von den Weisen in Zion.»<br />

«Jenes Buch, das Sie meinen, war nicht von<br />

mir geschrieben. Man hat mich getäuscht. Wir haben<br />

mit jenem Schreiber keinerlei Verbindung<br />

mehr.»<br />

_ Wir sprechen natürlich vom Auto. Er erzählt<br />

mir eine lustige Geschichte, die er vor einigen Jahren<br />

erlebte. Auf der Landstrasse trifft er in seinem<br />

Ford-Wagen einen Autofahrer, der eine Panne gehabt<br />

hat und sich nicht zu helfen weiss. Ford bringt<br />

«Kann ich einen Schluck Wasser bekommen?»<br />

brachte er mühsam heraus, und im<br />

nächsten Augenblick fiel er, mit dem Gesicht<br />

voran, in den grossen Lehnstuhl.<br />

Ich lief in die Küche an die Wasserleitung<br />

und überhörte, dass der Richter inzwischen<br />

nach Hause gekommen war. Ich gewahrte<br />

es erst, als ich ins Arbeitszimmer zurückkam.<br />

Da stand er, die Hornbrille in den langen<br />

Händen, und sah auf Mr. Roddy herab, der<br />

matt und mit halb geschlossenen Augen in<br />

seinem Stuhl lehnte.<br />

«Tut mir leid, Herr Richter, dass ich wie<br />

eine Königinwitwe hier in Ihrem Zimmer<br />

ohnmächtig geworden bin,» meinte der Reporter<br />

mit seinem nie versagenden amerikanischen<br />

Gleichmut. «Ich bin hereingekommen,<br />

weil ich das erstbeste erreichbare Telephon<br />

benutzen musste. Ich war ein bisschen<br />

erschöpft. Mein Name ist Roddy.»<br />

«Mr. Roddy.» sagte Richter Colfax und<br />

streckte ihm die Hand entgegen, «Sie sind<br />

mir kein Fremder; ich weiss, wie lebhaft Sie<br />

sich für diesen Fall interessiert haben.»<br />

«Schade!» meinte Roddy. «Ist das ein Ergebnis!»<br />

Als im Gedränge zweifelvoller Standen<br />

ich damals deine lieben Augen fand,<br />

vergass ich meiner Bitterkeiten Wunden,<br />

und einfach hab' ich mich dir zugewandt.<br />

Ich machte Scherze, doch es war kaum<br />

Scherz,<br />

eh' wir es wussten, waren wir bekannt,<br />

ich streichelte dein Haar mit meiner Hand,<br />

in Freundschaft lehnte sich schon Herz an<br />

Herz.<br />

Und Liebe kam mit ihrem feinen Fluge,<br />

die manchmal schmerzte, fester dann ver*<br />

band,<br />

dann wieder trennte, aber niemals schwand,<br />

wir folgten ruhig unserer Seelen Zuge.<br />

Unfasslich sind nun Stunde, Tag und Zeit,<br />

weil Liebe dauert alle Ewigkeit.<br />

Aus einem Gedicht von Ernst Blass in der<br />

«Lit. Welt».<br />

den Wagen in Ordnung. Jener gibt ihm fünf Dollars.<br />

Ford weist das Geld zurück: «Ich brauche<br />

Ihr Geld nicht.» — «Behalten Sie es ruhig, Sie<br />

brauchen es doch. Ich sehe ja, dass Sie einen Ford-<br />

Wagen fahren.» Heute fährt er neben seinem Ford-<br />

Wagen (435 Dollars ist der Preis des billigsten in<br />

Detroit) auch den ebenfalls von ihm fabrizierten<br />

Lincoln, einen der teuersten amerikanischen Wagen.<br />

Er stellt mir die Frage: «Wie bekommt man<br />

gute Autostrassen?» und gibt selbst die Antwort;<br />

«Indem man möglichst viel Autos baut.»<br />

Ford zur Prohibition.<br />

Dann das in Amerika unvermeidliche Gesprächs»<br />

thema: die Prohibition. Ford ist ein energischer<br />

Vorkämpfer der Prohibition. Sie ist, führt er aus,<br />

gesund und nützlich für die amerikanische Bevölkerung.<br />

Sie hat die Lebenshaltung der Arbeitermassen<br />

stark gehoben. Sie erhöht die Arbeitsleistung<br />

im Betrieb. Ford beschäftigt unter seinen<br />

100.000 Arbeitern 6000 Farbige, und zwar, im Gegensatz<br />

zu den meisten amerikanischen Betrieben,<br />

auch in schwieriger, gelernter Arbeit. Er hat, wie<br />

er mir sagt, mit den Negern nur gute Erfahrungen<br />

gemacht.<br />

Sein Sohn Edsel tritt hinzu, nicht so hoch gewachsen<br />

wie der Vater, 37 Jahie, genau so alt wie<br />

die Fordsche Motorproduktion, seit 10 Jahren Präsident<br />

der Ford Motor Companie. Einziges Kind.<br />

Er hat drei Jungens und eine TochteT. Für den<br />

Weiterbestand der Dynastie Ford ist also gesorgt.<br />

Ford Vater und Ford Sohn waren noch niemals in<br />

Deutschland. Sie wollen das nachholen. Henry<br />

Ford fährt im September nach Deutschland, zu den<br />

Spielen im Oberammergau und zur Vorbereitung der<br />

«Ich möchte mich nicht äussern,» entgegnete<br />

der Richter mit müder Stimme.<br />

«Der Freigesprochene hatte nichts Eiligeres<br />

zu tun, als gleich wieder eine Schnapsbude<br />

aufzusuchen. Noch ehe er sich Zeit nahm,<br />

nach seinem Kinde zu sehen, ging er in eine<br />

Bar.» (Fortsetz, siehe Seite 28.)<br />

Die<br />

Cigaretten<br />

Liebesbrief<br />

[IflORTH STAT£<br />

a Fr. 1.— per 20 Stöck-Paket<br />

zeichnen sich aus durch ihr<br />

hochfeines, unaufdringliches<br />

Aroma und ihre grosse Milde.

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