28.02.2018 Aufrufe

E_1930_Zeitung_Nr.080

E_1930_Zeitung_Nr.080

E_1930_Zeitung_Nr.080

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

N" 80 — <strong>1930</strong><br />

EDEEP<br />

HDaae<br />

Lange genug haben die Frauen es verstanden,<br />

jedes Zeichen von Individualität aus<br />

ihren Zügen zu entfernen! Jetzt revoltieren<br />

sie von se'bst, wenigstens scheint dies aus<br />

einem Artikel einer Frau in der «B. Z.» hervorzugehen.<br />

Das Gesicht, das 1929 allgemein getragen<br />

wurde, war ein Gemisch von Greta Garbo<br />

und Marlene Dietrich.<br />

Es gab dafür unerschütterlich feststehende<br />

Gesetze. Das langgezogene, etwas zugekniffene<br />

Auge.., Die dünnen, erstaunten Augenbrauen<br />

... Der kleine, etwas verbissene<br />

Mund mit einem Stich Sinnlichkeit in der<br />

oberen Kurve. Selbst die Nase durfte eine<br />

gewisse Länge nicht überschreiten, hatte<br />

einen vorgeschriebenen Durchmesser!<br />

Und die Frauen hatten ihre Freude daran!<br />

Und die Männer hatten ihre Freude daran.<br />

Weil sich alle Frauen nun so ähnlich sahen<br />

... und sie, die Männer, nicht in Verlegenheit<br />

kamen durch Fragen, wie etwa: «Wer<br />

war die blonde Person mit Stupsnäschen,<br />

mit der Sie...»<br />

Alle «Personen» hatten dasselbe Naschen,<br />

dasselbe Haar, und die Herren konnten für<br />

alle Fälle eine Standard-Antwort parat<br />

haben, wie etwa: «Meine Frau» oder «meine<br />

Schwester» oder «die Ly», natürlich!»<br />

Tausend Komplikationen des täglichen<br />

Lebens waren mit einem Schlage beseitigt.<br />

Keine Dame brauchte sich von ihrer Modistin<br />

sagen zu lassen: «Gnädigste haben<br />

ein zu rundes Gesicht für diese Kappe» oder<br />

«Die Glocke ist nicht günstig für Sie». Was<br />

für die eine recht war, war für die andere,<br />

wenn nicht gerade billig, so immerhin doch<br />

kleidsam.<br />

Ruhe und Frieden herrschte auf unserem<br />

Planeten. •.<br />

SIEBTT<br />

EPER/IX<br />

IE<br />

Man trägt wieder das eigene Gesicht<br />

Da geschah was Ungeheuerliches!<br />

Mitten am hellen Tage wagte es eine phantasiereiche<br />

Pariserin, im Bois mit ihrem eigenen<br />

Gesicht zu erscheinen!<br />

Sie trug ein kleines, leicht gekrümmtes<br />

Naschen, buschige Augenbrauen, einen breiten<br />

Mund und dunkelbraunes Haar, wie es<br />

seit vielen, vielen Monaten an keiner Frau<br />

mehr gesehen war! Sämtliche, von eleganten<br />

Insassinnen gesteuerte Wagen gerieten ins<br />

Schleudern ... Kavalkaden schöner Reiterinnen<br />

verlangsamten ihr Tempo. Eine Sekunde<br />

stockte der gesamte Verkehr von der Avenue<br />

du Bois bis zum Grabmal des unbekannten<br />

Soldaten. Man wusste nicht recht, sollte<br />

man sich über die extravagante Moderevolutionärin<br />

lustig machen oder sie bewundern.<br />

Da sie aber jung, hübsch und tadellos gekleidet<br />

war, entschloss man sich zum letzteren.<br />

Und schon am nächsten Morgen wimmelte<br />

es im Bois von feschen Erscheinungen mit<br />

vollkommen unähnlichen Gesichtern.<br />

Erstaunt und erschüttert stellten die<br />

Frauen fest, dass sie auch ganz «verschieden»<br />

aussehen konnten...<br />

Die Schönheitssalons werden aber trotzdem<br />

weiterblühen. An einer individuellen<br />

Schönheit ist nämlich, wenn man will — genau<br />

so viel herumzudoktern wie an einer<br />

stereotypen...<br />

Ein eigenes Gesicht verpflichtet!<br />

Anja Trivas.<br />

Nein, das schickt sich<br />

wirklich nicht. . .<br />

Eine Leserin schreibt uns:<br />

Wie oft hört man den Ausspruch: «Nein,<br />

das schickt sich wirklich nicht! » —, und zwar<br />

meistens von Frauen, den Hüterinnen der<br />

Tugend und Moral, Ganze Bände könnte man<br />

da füllen, was sich alles nicht schickt für die<br />

verheiratete Frau, den Mann, das junge Mädchen,<br />

das Kind, und man würde nie fertig.<br />

AUTOMOBIL-REVUE<br />

serinnen werden daraufhin antworten. Wenn<br />

Ganz abgesehen von Fällen, wo der Aus-Sie etwas beschönigt, wenn Sie über etwas<br />

spruch wirklich seine Berechtigung hat, gehen<br />

aber die meisten der strengen Sittenrichterinnen<br />

entschieden zu weit.<br />

Der kleinste Verstoss gegen die Etikette<br />

wird scharf getadelt und löst einen Sturm<br />

der Entrüstung aus. Es braucht nur an einem<br />

heissen Sommertag ein besserer Herr den<br />

Einfall zu haben, mal ohne Kragen im Hotel<br />

zum Essen zu erscheinen oder ein Mädel<br />

ohne Strümpfe spazieren zu gehen, so finden<br />

das viele empörend. Alles, was sich nicht im<br />

engen Rahmen der altgewohnten, strengen<br />

Wohlerzogenheit bewegt, wird streng kritisiert.<br />

Solche Frauen verbreiten stets eine Atmosphäre<br />

von einer Korrektheit und Steifheit,<br />

die sich in einer grauen, tödlichen' Langeweile<br />

auslöst. In ihren Augen sitzt ein ewiger Tadel<br />

und die Angst, um Gotteswillen nie etwas<br />

zu tun, was sich eventuell nicht schicken<br />

würde und das Gerede der Leute heraufbeschwören<br />

könnte. Nur das nicht. Sie sind<br />

die Sklaven ihrer engherzigen und kleinlichen<br />

Lebensauffassung. «Was werden auch die<br />

Leute dazu sagen » ist immer der erste Gedanke<br />

und der wirkt lähmend und hemmend<br />

auf die ganze Lebensweise und macht innerlich<br />

unfrei. In einer solch ängstlichen Atmosphäre<br />

können keine Talente aufkommen. Es<br />

ist wie Gottfried Keller sagt: «Solche Gerechte<br />

werfen keine Laternen ein, aber sie<br />

zünden auch keine an und kein Licht geht<br />

von ihnen aus.»<br />

Pflicht der modernen Frau ist es, gegen<br />

solche engherzigen, starren und kleinlichen<br />

Ansichten zu kämpfen. Seien wir doch in<br />

erster Linie Menschen, geben wir uns offen,<br />

natürlich und ungezwungen. Die gute Erziehung<br />

wird sicher nicht darunter leiden.<br />

Wirklich tugendhafte Frauen sind doch gütig<br />

und verstehend und machen die Taktik des<br />

Heruntermachens anderer, um sich selber in<br />

ein besseres Licht zu setzen, schon aus Prinzip<br />

nicht mit.<br />

Hedy Schmid.<br />

«Wie denken Sie in dieser<br />

Sache?»<br />

Die « Seite der Frau » soll Austausch von<br />

Ideen und Meinungen unserer Frauen werden.<br />

Es gibt so viele ungemein aktuelle Fragen<br />

! Legen Sie uns dieselben vor, unsere Le-<br />

Frauen von heute<br />

Die französische Fliegerin Maryse Bastie hat zweimal<br />

den Dauerrekord der Frauen im Fliegen geschlagen.<br />

Sia hielt sich während 39 Stunden in<br />

der Luft. Unser Brld zeigt die mit Blumengeschenken<br />

überhäufte Fliegerin kurz nach ihrer<br />

Landung.<br />

im Unklaren sind, wenn Sie etwas kritisieren<br />

oder loben möchten, die Oeffentlichkeit auf<br />

Dinge aufmerksam machen wollen, die Sie<br />

interessieren, « wie denken Sie in dieser Sache<br />

», so veröffentlichen wir diese gerne in<br />

der « Seite der Frau ». Wir erwarten Ihren<br />

Beitrag !<br />

Die Redaktion.<br />

HERBSTFAHRT<br />

NACH DEM<br />

SCHÖNEN-HEIME LIGEN<br />

BERN<br />

Besuchen Sie bei Ihren Ausflügen das<br />

Strand-Hotel<br />

in Ueberllngen, beim Ostbahnhof, direkt am<br />

See. Sie finden dort den schönsten Wirtschafts,<br />

garten am ganzen Bodensee. Badegelegenheit.<br />

Jeden Sonntag Konzert<br />

Der Besitzen L. Kees, Tel. 302.<br />

INSTITUT<br />

MACHEN SIE EINE<br />

PROSPEKTE- BEJM-VERKEHRSBUREAU<br />

LEMAN1A, LAUSANNE<br />

Moderne Sprach- und Handelsfaehschule mit<br />

abMtalie88endem Diplom. Gründliche Erlernung<br />

dei Französischen sowie rationelle Vorbereitung<br />

traf den kaofmänn. Beruf. Französische<br />

Ferienkurse in den Bergen: Sport. Internat<br />

and Extemat für Schüler von 15 Jahren an.<br />

Alpines Landeserziehungsheim Chancery<br />

Walliser Alpen, 1070 Meter über Meer.<br />

Höhen- n. Sport-Kurort für Knaben und<br />

Jünglinge von 8 Jahren an. Idealer Aufenthalt,<br />

sorgfältige Erziehung. :: Primär-, Sekundär-,<br />

Real- und Handels • Abteilung. :: Gründlich«<br />

Erlernung des Französischen.<br />

Ihre Wagenschlösser und<br />

-Schlüssel werden repariert<br />

und geliefert durch<br />

F. KERN, GENEVE<br />

11, Poterie Tel. 24173<br />

Di e Zufahrtsstrassen aus der ganzen Schweiz sind ersichtlich In O. R. Wagners<br />

CH Touring, Führer für Automobilfahrer, offizielle Ausgabe des T. C. S.<br />

Vollständig der Neuzeit entsprechend renoviert Fllessen<br />

des Kalt- und Warmwasser in allen Zimmern. Gediegene<br />

öffentl. Räume, grosse Halle, Cafe, Salon, Sitzungszimmer,<br />

Festsäle, Afternoon-Tea, Orchester. Bekannt für<br />

seine vorzügl. Küche und Keller. Garage.<br />

Telephon Nr. 10. W. Neuenschwander-Schaffer.<br />

Prima Keller — Feine Küche — Neue Morgenthaler-Kegelbahn<br />

— Orosse Garage mit Zentralheizung<br />

Tel Nr. 28. F.MEISTER, Küchenchef.<br />

Rendez vons d

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!