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O+P Fluidtechnik 3/2018

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STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />

1. EINLEITUNG<br />

In mobilen Arbeitsmaschinen versorgen je nach Maschinengröße<br />

und -typ eine oder mehrere Pumpen zahlreiche parallel betriebene<br />

Antriebe mit hydraulischer Energie. Ein zentraler Steuerblock bestehend<br />

aus je einer Ventilsektion pro Aktuator verteilt die von den<br />

Pumpen geförderte Ölmenge gemäß einer Bedieneranforderung<br />

auf die einzelnen Verbraucher. Äußere Prozesslasten beeinflussen<br />

sowohl die Fördermenge der Pumpe(n) entsprechend der verfügbaren<br />

Motorleistung, als auch den Volumenstrom durch die Ventilsektion<br />

zum Verbraucher. Zur Bewegungssteuerung finden in der<br />

Regel Mehrwege-Proportionalventile Anwendung, welche in einer<br />

offenen Steuerkette, d. h. ohne Rückführgrößen, betrieben werden<br />

[1, 2].<br />

Die eingesetzten Ventilsektionen im zentralen Steuerblock sind<br />

anwendungsspezifisch für eine Volumenstrom- und Lastanforderungen<br />

ausgelegt und üblicherweise als Schieberventil ausgeführt.<br />

Nuten im Schieber ermöglichen eine sehr gute Steuerbarkeit bei<br />

geringen Schieberwegen (Feinsteuerbereich). In jedem Schieberdesign<br />

ist eine spezifische Widerstands-Durchfluss-Charakteristik<br />

fest hinterlegt (Bild 01), welche nur durch Einsetzen eines neuen<br />

Schiebers geändert werden kann. Darüber hinaus bestehen bei der<br />

Schieber-Buchse-Paarung hohe Anforderungen an die Fertigungstoleranzen,<br />

um eine geringe Leckage und Reibung sicherzustellen.<br />

Dadurch steigen sowohl Aufwand als auch Kosten bei der<br />

Herstellung, Anpassung und im Service.<br />

Die meisten Arbeitsaufgaben erfordern eine Bewegungsrealisierung<br />

in mehreren Quadranten des Geschwindigkeit-Kraft- bzw.<br />

Drehzahl-Drehmoment-Diagramms. Haben beide Größen dieselbe<br />

Wirkrichtung spricht man von generatorischen / ziehenden Lasten.<br />

Diese müssen bei ventilgesteuerten Antrieben über die Rücklaufkante<br />

sicher abgestützt werden, um die Sollvorgaben einzuhalten.<br />

Gleichzeitig verhindern unnötige Rücklauf-Druckverluste einen<br />

energieeffizienten Betrieb beim Bewegen motorischer / drückender<br />

Lasten. Konventionelle Schieber mit mechanisch gekoppelter Zuund<br />

Ablaufseite bilden hier immer einen Kompromiss zwischen<br />

Beherrschbarkeit ziehender Lasten, der Vermeidung von Kavitation<br />

durch ziehende Lasten und der Energieeffizienz.<br />

Die zunehmende Elektronifizierung der Maschinen führt bisher<br />

nur teilweise zu einer Verlagerung der Steuerungsaufgaben zur<br />

Software. Grundlegende Ansteuerungsfunktionalitäten, wie pumpenseitige<br />

Leistungsregelung, Druck-Förderstrom-Regelung und<br />

Lastkompensation bleiben meist hydraulisch-mechanisch umgesetzt<br />

und sind damit strukturell weniger flexibel bezüglich der<br />

Anpassung an wechselnde Einsatz- und Betriebssituationen [3].<br />

Die Möglichkeiten, welche sich durch die Trennung konventioneller<br />

Ventile in einzelne Steuerelemente bieten, sind vielfältig und<br />

schon seit Beginn der 1970er Jahre bekannt. Jedoch lassen erst die<br />

jüngeren Entwicklungen und Trends eine potenzielle Marktverbreitung<br />

erkennen [4]. Bereits in [5] wird formuliert, dass die Auftrennung<br />

der Widerstände eines 4/3-Wegeventils zu Einzelwiderständen,<br />

welche nicht mehr zwangläufig und synchron geschaltet<br />

werden, mit Blick auf Energieeffizienz, Flexibilität, Struktur- und<br />

Komponentenkomplexität sowie Kosten vorteilhaft erscheint. Im<br />

folgenden Abschnitt sollen die Ziele und Potenziale getrennter<br />

Steuerkanten dargestellt werden.<br />

2. ZIELE VON SYSTEMEN MIT GETRENNTEN<br />

STEUERKANTEN<br />

Die Energieeffizienz rückt bei der Entwicklung von Hydrauliksystemen<br />

zunehmend in den Fokus. Der offensichtliche und primäre<br />

Mechanismus von Systemen mit getrennten Steuerkanten besteht<br />

in der individuellen Steuerung der Zu- und Ablaufwiderstände.<br />

Dadurch sind die mechanische Zwangskopplung zwischen den<br />

Steuerkanten und damit auch der starre Volumenstrom-Druck-<br />

Zusammenhang aufgelöst. Ein solches last- und geschwindigkeitsadaptives<br />

Ventil ist in der Lage betriebspunktabhängige Druckverluste<br />

im System zu reduzieren [6, 7].<br />

Den weitaus größeren Anteil am energieeffizienten Betrieb solcher<br />

Systeme bietet allerdings die Möglichkeit, die Strömungspfade<br />

frei zu definieren und somit Volumenstrom wiederzuverwenden,<br />

also zu regenerieren. Durch den Einsatz von verbraucher-interner<br />

und -übergreifender Regeneration können generatorisch wirkende<br />

Lasten nutzbar gemacht und die hydraulisch zugeführte Primärleistung<br />

der Pumpe reduziert werden. Eine Ausrüstung mit entsprechenden<br />

Zusatzkomponenten (Hydromotoren, Speicher) ermöglicht<br />

auch Rekuperationsmodi, also Rückgewinnung und<br />

Zwischenspeicherung von Energie [8].<br />

Durch getrennte Betätigung von Zu- und Ablauf besitzen Systeme<br />

mit getrennten Steuerkanten mehr als einen Stelleingriff zur<br />

Zylindersteuerung. Neben der Verbrauchergeschwindigkeit kann<br />

eine weitere Zustandsgröße wie z. B. das Druckniveau gleichzeitig<br />

vorgegeben werden. Durch den erweiterten regelungstechnischen<br />

01<br />

Widerstandsdarstellung eines 4/3-Wegeventils (links), schematische Darstellung (rechts)<br />

R A1<br />

R E1/2<br />

R A2<br />

R<br />

y<br />

A1<br />

R E1<br />

R E2<br />

R A2<br />

S<br />

y S<br />

p T<br />

p 0<br />

p T<br />

p T<br />

p 0<br />

p T<br />

<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> 3/<strong>2018</strong> 41

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