03.04.2018 Aufrufe

Look4 April 2018

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

mode<br />

WWer es sich leisten kann, Lady Gaga<br />

einen Korb zu geben, ist entweder größenwahnsinnig<br />

oder hat es tatsächlich<br />

geschafft. „Wir hatten keine Zeit, die Anfrage<br />

kam kurz vor der Fashion Week in<br />

Paris“, erzählt der Heidelberger Designer<br />

Leon Emanuel Blanck. Lady Gaga wollte<br />

ein Kleidungsstück für einen Videodreh,<br />

er hatte allerdings nur noch einen Prototyp<br />

in Größe 34 auf Lager; der war zu<br />

klein. Und Paris war wichtiger.<br />

Blanck lacht, als er die Gaga-Geschichte<br />

erzählt. Wahnsinnig ist er nicht, große<br />

Pläne hat er: Der 32-Jährige will ein<br />

eigenes Design-Universum erschaffen.<br />

Geschafft hat er es noch nicht, doch er<br />

arbeitet täglich zwölf bis 16 Stunden in<br />

seinem Atelier im Heidelberger Kulturund<br />

Kreativwirtschaftszentrum Dezernat<br />

16, einer alten Feuerwache, daran. Hier<br />

in seiner Heimatstadt haben bisher nur<br />

wenige von ihm gehört. In Metropolen<br />

wie Paris, Berlin, Tokio oder New<br />

York gilt er als einer der angesagtesten<br />

und innovativsten Modedesigner. Auch<br />

Hollywood schätzt seine einzigartigen<br />

Kleidungsstücke: Brad Pitt trägt Blanck,<br />

Mickey Rourke hat gleich mehrere seiner<br />

Lederjacken im Schrank.<br />

Vor sechs Jahren entwickelte Blanck als<br />

Student der Mannheimer Modedesignschule<br />

Manuel Fritz eine revolutionäre<br />

Schnitt-Technik, die Bewegung in seine<br />

Branche brachte: Er zeichnet nicht,<br />

sondern steckt Stoff an Menschen in<br />

Bewegung ab und formt dann so lange,<br />

bis er einen „anatomischen Fingerabdruck“<br />

hat. Dadurch ergibt sich eine Art<br />

Skulptur, die er in viele Teile zerschneidet<br />

und wieder zusammennäht. Das wiederholt<br />

er so lange, bis er den gewünschten<br />

Schnitt hat. So entstehen Nähte, die<br />

völlig willkürlich gesetzt wirken und<br />

Muskelsträngen gleichen. „Körper und<br />

Stoff ergeben das Design. Da unsere Körper<br />

nicht symmetrisch sind, sind es meine<br />

Stücke auch nicht“, erklärt Blanck. Das<br />

Ziel: Die Kleidungsstücke sollen passen<br />

wie eine zweite Haut, aber man muss sich<br />

trotzdem ohne Probleme darin bewegen<br />

können. Vom ersten Abformen bis zum<br />

fertigen Produkt können schon mal 70<br />

Arbeitsstunden vergehen.<br />

Seine Kollektionen sind meist in<br />

Schwarz- und Grautönen gehalten. Dass<br />

Models darin aussehen wie postapokalyptische<br />

Kämpfer hat einen Grund: Blanck<br />

liebt Science-Fiction – Endzeitfilme<br />

Brad Pitt trägt Blanck,<br />

Mickey Rourke hat gleich<br />

mehrere seiner Lederjacken<br />

im Schrank.<br />

wie „Mad Max“ oder Aldous Huxleys<br />

dystopischen Roman „Schöne neue Welt“.<br />

Neben dem Designer Luigi Colani und<br />

der Architektin Zaha Hadid ist<br />

HR Giger sein großes Vorbild. Giger<br />

war es, der 1979 das „Alien“ für Ridley<br />

Scotts gleichnamigen Film schuf. Blanck<br />

zieht sich eine seiner Lederjacken an. „Du<br />

fühlst Dich darin wie ein Kämpfer, der<br />

gerade seine Rüstung überstreift – bereit<br />

und mächtig.“ Er trägt fast ausschließlich<br />

seine eigene Kleidung: Hosen, Shirts,<br />

Pullover, Schuhe und Jacken. Bis auf die<br />

Schuhe wird alles von Hand in Heidelberg<br />

produziert, insgesamt etwa 1200<br />

Stücke im Jahr für Männer und Frauen.<br />

Vor drei Jahren mietete er eine ehemalige<br />

Garage im Kellergeschoss der<br />

alten Feuerwache, wo er bis heute sein<br />

Büro hat. Seine Vorliebe für martialische<br />

Materialien spiegeln sich in den<br />

Räumlichkeiten dieser Unterwelt wieder:<br />

einst war sein Lager ein Testraum für<br />

Brand- und Gasbedingungen mit einer<br />

überdimensionierten Abzugshaube. Die<br />

Kacheln verströmen eine kalte, düstere<br />

Industrie-Atmosphäre – der perfekte Ort<br />

für seine finstere Avantgarde-Mode.<br />

Mit seiner innovativen Technik stieß er<br />

27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!