Look4 April 2018
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food<br />
Apfelwein von „Bembel-With-Care“ gibt es in<br />
Dosen, aber auch in edlen, dunklen Flaschen.<br />
Er ist ein Odenwald-Patriot mit einer Vision<br />
– seit zehn Jahren arbeitet Benedikt Kuhn<br />
daran, ein „Äppler-Imperium“ aufzubauen.<br />
Mit Apfelwein in Dosen will er den Getränkemarkt<br />
erobern. Und die Zeichen stehen gut: Zehn<br />
Millionen Dosen seines Unternehmens Bembel-With-Care<br />
hat er bis Ende 2017 verkauft und<br />
ist damit auf gut zehn Prozent Marktanteil am<br />
deutschen Apfelwein-Absatz gekommen. Getrunken<br />
wird überall zwischen Flensburg und Weil<br />
am Rhein, zwischen Aachen und Frankfurt an der<br />
Oder. Doch die Landesgrenzen hat der 38-Jährige<br />
längst hinter sich gelassen: Seinen Odenwald-<br />
Äppler trinkt man in Russland, Spanien, Singapur,<br />
der Schweiz, Österreich, Kenia und den USA.<br />
Begonnen hat die weltweite Expansion des<br />
hessischen Nationalgetränks in Mannheim: Dort<br />
studierte der gebürtige Heppenheimer an der<br />
Hochschule Design. Bei einer Seminararbeit wurde<br />
die Idee geboren. Die Studenten sollten einem<br />
Produkt oder einer Marke auf die Sprünge helfen,<br />
die Schwächen aufwies. Die Leidenschaft für das<br />
Getränk war bei ihm schon immer da: „Es war<br />
einfach eine sehr günstige Alternative zum Bier.<br />
50 Pfennig pro Liter. Unschlagbar.“ Viele seiner<br />
Freunde rümpften damals noch die Nase und<br />
„ICH WOLLTE<br />
DAS ANGE-<br />
STAUBTE<br />
ALTHERREN-<br />
GETRÄNK<br />
RETTEN.“<br />
in einem musste ihnen Kuhn recht geben: „Die<br />
Verpackung sah scheiße aus. Aber das Getränk war<br />
geil.“ Besonders „geil“ fand er den Apfelwein der<br />
Odenwälder Kelterei Krämer aus Reichelsheim.<br />
Als Kuhn dort mit seiner Vision vorsprach, war das<br />
Familienunternehmen, das seit 1928 keltert, zunächst<br />
skeptisch. Krämers Apfelwein sollte in stylische<br />
Dosen gefüllt werden – Büchsen statt Flaschen<br />
oder Bembel – eine Marktneuheit. Kuhn war sich<br />
sicher: Tradition und Innovation gehen Hand in<br />
Hand. „Ich wollte das angestaubte Altherrengetränk<br />
retten.“ Durch das moderne Design richtete Kuhn<br />
das Produkt an eine jüngere Zielgruppe, die so ein<br />
traditionelles, fast vergessenes Getränk wiederentdecken<br />
sollte. Nach dem Ende von Heinz Schenks<br />
Fernsehsendung „Zum Blauen Bock“, die den<br />
Bembel einst populär gemacht hatte, ging es Ende<br />
der 80er Jahre mit dem Äppler bergab – vielleicht<br />
mit Ausnahme der Apfelweinschänken in Frankfurt<br />
und Umgebung.<br />
Krämer traute sich. Und es funktionierte. 2007<br />
gründete Kuhn mit einem Studienkollegen Bembel-With-Care.<br />
Das Unternehmen war für Design<br />
und Vermarktung zuständig, die Kelterei für Inhalt<br />
und Vertrieb. Sitz des Startups war zunächst ein<br />
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