12.04.2018 Aufrufe

Stimmen aus aller Welt - der Freiwilligenjahrgang 2017/2018

Zeitung mit Rundbriefen der Freiwilligen des Berliner Missionswerkes in Großbritannien, Italien, Kuba, Palästina, Schweden, Südafrika, Taiwan und Tansania

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Die kubanische Regierung hat verlauten lassen, dass Raúl Castro zum April vom Präsidentenamt<br />

zurücktreten wird. Sehr wahrscheinlich wird sein jetziger Vertreter an die Spitze rücken und Raúl<br />

die Geschehnisse nur noch <strong>aus</strong> dem Hintergrund lenken, wie einst Fidel. Auf große Än<strong>der</strong>ungen<br />

wird zwar gehofft, wie die Steckbriefe auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite haben verlauten lassen, aber dass <strong>der</strong><br />

Präsidentenwechsel diese hervorbringt, daran glaubt, so wie ich das bisher <strong>aus</strong> meinem Freundeskreis<br />

vernommen habe, nahezu keiner.<br />

Als einzige Freiwillige <strong>der</strong> christlichen Organisationen <strong>aus</strong> Deutschland in Kuba ist es für Julius<br />

und mich eine gute Gelegenheit das sozialistische Land mit dem stark durch die USA beeinflussten<br />

Costa Rica zu vergleichen. Mit ein wenig Abstand können wir nun die Probleme Kubas<br />

betrachten und stellen fest, dass diese sich fast komplett unterscheiden.<br />

Während Costa Rica, das als Schweiz Mittelamerikas<br />

gilt, mit einem rasanten Bevölkerungsanstieg,<br />

großen Umweltbelastungen<br />

durch die Plantagenwirtschaft<br />

und einem nicht so breit aufgestellten<br />

Bildungsniveau zu kämpfen hat, werden<br />

uns auf Kuba vor allem die Probleme<br />

wirtschaftlicher Natur bewusst.<br />

Die ökonomische Situation bestimmt die<br />

Gesprächswelt und ist im Alltag allgegenwärtig,<br />

nicht umsonst fällt häufig das<br />

Wort „lucha“ (Kampf). Das Wort wurde<br />

wohl durch die Revolution geprägt und<br />

drückt etwa so viel <strong>aus</strong> wie „Geld auftreiben“<br />

o<strong>der</strong> „über die Runden kommen“.<br />

Unser Mentor Idael versucht, uns die Realität Kubas so nah wie möglich zu bringen, in dem er uns<br />

erklärt: „Los cubanos viven de inventa”. Auf Deutsch: „Die Kubaner leben <strong>aus</strong> Erfindungsgeist“. So<br />

berichtet er, kenne er einige Leute, die Mayonnaiseflaschen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Fabrik mitnehmen und „por<br />

la izquierda”, wörtlich „durch die Linke” verkaufen. Das bedeutet, dass sie es auf <strong>der</strong> Straße, dem<br />

Schwarzmarkt, verkaufen, was <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Notwendigkeit her<strong>aus</strong> geschieht.<br />

Nicht zuletzt gibt es viele Jugendliche, die sich dafür entscheiden <strong>aus</strong>zuwan<strong>der</strong>n. Zum Beispiel<br />

wartet ein guter Freund von uns gerade auf sein Visum nach Chile, nachdem seine Mutter schon<br />

vor einigen Wochen dorthin <strong>aus</strong>gereist ist. Sie versprechen sich ein besseres Leben, o<strong>der</strong> zumindest<br />

ist die Wahrscheinlichkeit dort höher, genug Geld zu verdienen.<br />

Neben dem touristischen, zu Romantisierung neigenden Kuba, existieren noch viele an<strong>der</strong>e<br />

Kubas, die sich nicht auf den ersten Blick erschließen lassen, aber in die uns <strong>der</strong> Freiwilligendienst<br />

einen kleinen Einblick gewährt.<br />

Trotz allem werden viele Späße gemacht, die Situation wird mit ganz speziellem Humor<br />

aufgegriffen, den man wahrscheinlich auch nur versteht, wenn man hier geboren ist o<strong>der</strong> lange<br />

hier lebt.<br />

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