Tirol am Teller 2017
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Gold und Silber: Saskia Spiegelhoff und Michael Raggl ließen die Konkurrenz spielend hinter sich. Peter<br />
Zangerl, Bäckerinnungsmeister <strong>Tirol</strong>, war vom Können des <strong>Tirol</strong>er Bäckernachwuchses angetan.<br />
Natürlich Schritt für Schritt, aber <strong>am</strong> Ende der<br />
Lehrzeit kann er alles. Teig mischen, aufarbeiten<br />
und natürlich das Brot ‚ausbacken‘ gehört dazu.<br />
Das Allerwichtigste und Beste in der Lehrzeit<br />
ist, wenn sich der Chef noch Zeit nimmt und<br />
Geduld für den Lehrling aufbringt.“ Ins gleiche<br />
Horn stößt auch „Brotbube“ Stefan Lener, der<br />
mit Saskia Spiegelhoff heuer den besten Bäckerlehrling<br />
Österreichs in seiner Mannschaft hat<br />
und schon seit 1980 Lehrlinge ausbildet: „Unsere<br />
Lehrlinge werden im Laufe der Lehrzeit in allen<br />
Bereichen eingesetzt und lernen jeden Aspekt des<br />
Bäckerhandwerks kennen. Es braucht Allrounder.<br />
Es ist aber gleichzeitig wichtig, sie dabei nicht zu<br />
‚verheizen‘.“<br />
Es sind zweifellos die Allrounder-Qualitäten,<br />
die Bäckern vor allem nach einer Ausbildung in<br />
kleineren Bäckereien zu eigen sind und die sie aus<br />
der Masse hervorstechen lassen. Dabei geht ohne<br />
Motivation – wie in jedem anderen Handwerk und<br />
im Berufsleben überhaupt – nichts. „Besonderen<br />
Wert legen wir darauf, dass der Lehrling auch<br />
selber etwas lernen will. Es bringt nichts, wenn er<br />
es nur machen muss, sondern die Liebe zum Beruf<br />
gehört da dazu, das sollte man dann auch beim<br />
Brot ‚schmecken‘“, meint Tschiderer.<br />
Qualitätsausbildung führt<br />
zu Qualitätsware<br />
Der Bäckerberuf ist zweifellos ein schöner, erfüllender<br />
Beruf. Wer liebt nicht den Duft frisch<br />
gebackenen Brots? Bäcker zu sein, ist weit mehr<br />
als ein Brotberuf, sondern eine Leidenschaft.<br />
Schließlich stellt man mit Brot ein unverzichtbares<br />
Grundnahrungsmittel her. „Ein Nahrungsmittel,<br />
das immer gebraucht wird. Ein Leben ohne Brot<br />
ist für viele gar nicht vorstellbar. Außerdem arbeiten<br />
wir mit der Natur, das heißt ohne chemische<br />
Backhilfsmittel, und es ist toll, etwas Gesundes<br />
herzustellen. Von dem Duft des frischen Brots<br />
mal ganz abzusehen ...“, gerät Luggi Tschiderer ins<br />
Schwärmen. Es ist diese Leidenschaft, das Brennen<br />
fürs eigene Handwerk, das Lehrherren wie<br />
Tschiderer und Lener an ihre Lehrlinge weiterzugeben<br />
vermögen.<br />
Doch wie lässt sich der schöne Bäckerberuf der<br />
heutigen Jugend schmackhaft machen? Für ihn<br />
persönlich seien, selbst wenn man eine Sechstagewoche<br />
habe, die Arbeitszeiten ein Pluspunkt,<br />
argumentiert Stefan Lener: „Wenn ich um halb<br />
drei beginne und nach der Arbeit die Bäckerei<br />
verlasse, habe ich den ganzen Nachmittag frei.<br />
Man muss sich halt den Schlaf entsprechend<br />
einteilen.“ Gurgltalbrot-Bäcker Luggi Tschiderer<br />
räumt ein, dass der Beruf auch anstrengend sei,<br />
beurteilt das aber ganz ähnlich: „Wir Bäcker haben<br />
auch genügend Zeit. Die Jugendlichen arbeiten in<br />
der Nacht bzw. früh morgens, <strong>am</strong> Vormittag ein<br />
paar Stunden Schlaf und nachmittags haben sie<br />
Freizeit. Jemand <strong>am</strong> Bau muss beispielsweise den<br />
ganzen Tag arbeiten und kommt dann <strong>am</strong> Abend<br />
nach Hause und hat nur <strong>am</strong> Wochenende Freizeit.“<br />
Und: „Auch der Lohn ist für einen Bäckerlehrling<br />
ein Ansporn.“<br />
Die kleineren Bäckereibetriebe, ohne deren<br />
wertvollen Beitrag zur Lehrlingsausbildung<br />
es womöglich finster aussähe, sehen neben<br />
persönlichem Service und Flexibilität nur drei<br />
Möglichkeiten, sich dauerhaft gegen die Industrie-Massenware<br />
zu behaupten: kompromisslose<br />
handwerkliche Qualität, Qualität und noch einmal<br />
Qualität. <br />
David Winter<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 85