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Mabuhay – Benvenuti – – Mir se vini – Witajcie ... - Kirchenblatt

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Thema<br />

Voraus<strong>se</strong>tzungen<br />

Wer sich mit dem Islam befasst, müsste<br />

eigentlich folgende Fähigkeiten aufwei<strong>se</strong>n:<br />

er sollte Arabisch können (die Fachleute<br />

lernen dann gleich auch Türkisch,<br />

Persisch und Indonesisch usw. dazu), den<br />

Koran gründlich studiert haben, sich in islamisch<br />

geprägten Ländern auskennen<br />

und mit der dortigen Mentalität, Wirtschaft,<br />

Ge<strong>se</strong>llschaftsform, Politik vertraut<br />

<strong>se</strong>in. Der Verfas<strong>se</strong>r der folgenden Gedankengänge<br />

kann nur folgende Gewichte<br />

in die Waagschale werfen: er befasst sich<br />

mit den (katholischen und orthodoxen)<br />

Ostkirchen <strong>se</strong>it bald 60 Jahren, zunächst<br />

mit den kommunistisch unterjochten Kirchen;<br />

dann aber bald mit der Problematik<br />

der Ostchristen, die sich <strong>se</strong>it Jahrhunderten<br />

mit dem Islam zurechtfinden müs<strong>se</strong>n.<br />

In vielen Jahren hat der Verfas<strong>se</strong>r, jeweils<br />

allerdings nur kurz, eine Mehrzahl der<br />

Länder mit christlichen Minderheiten im<br />

Osten besucht und dort Kontakte auch<br />

mit den kirchlich Verantwortlichen geknüpft,<br />

zudem an Gottesdiensten teilgenommen<br />

(was immer wichtig ist). Und<br />

was nicht durch Anschauung und Begegnung<br />

erfahren werden konnte, musste<br />

durch intensive Fachlektüre (aus Büchern,<br />

Zeitschriften, Zeitungen) ergänzt werden.<br />

4 KIRCHENBLATT 9 08<br />

ISO BAUMER<br />

Iso Baumer<br />

1929 in St.Gallen geboren,<br />

Studium der Sprachwis<strong>se</strong>nschaft und<br />

Philosophie in Bern, Paris, Rom, Freiburg;<br />

befasst sich <strong>se</strong>it 1949 mit den<br />

Ostkirchen. Gymnasiallehrer in Bern,<br />

1988<strong>–</strong>1999 Lehrbeauftragter an den<br />

Universitäten Zürich, Bern und Freiburg<br />

für Ostkirchenkunde.<br />

Veröffentlichte Bücher und Artikel in<br />

Zeitschriften und Zeitungen.<br />

Christentum <strong>–</strong> Islam<br />

Eine 1400-jährige Au<strong>se</strong>inander<strong>se</strong>tzung<br />

Eine erste Warnung: Vielfalt der Muslime<br />

Noch allzu oft wird arabisch mit muslimisch<br />

gleichge<strong>se</strong>tzt. Das trifft nicht zu:<br />

die weitaus grösste Mehrzahl der Muslime<br />

ist nicht arabisch in Sprache und Kultur.<br />

Im Grunde zieht sich ein breites Band<br />

des Islam von Nord- und Mittelafrika über<br />

den Nahen Osten und Zentralasien bis<br />

Süd- und Südostasien, und durch Auswanderung<br />

gelangt er auch in andere<br />

Länder. Und zudem sind die Muslime in<br />

mehrere Gruppen aufgeteilt, die sich zum<br />

Teil heftig befehden; am bekanntesten<br />

sind die Sunniten (9/10) und die Schiiten<br />

(1/10).<br />

Eine zweite Warnung:<br />

Keine Pauschalisierung<br />

Wenn ich im Ausland randalierende, betrunkene<br />

Schweizer <strong>se</strong>he, so schäme ich<br />

mich zwar, aber ich verwechsle sie nicht<br />

mit «der Schweiz». Man typisiert ja gerne<br />

Nationen und Völker und versieht sie mit<br />

einer Pauschaletikette («Stereotypen»).<br />

Automatisch waren uns in der Schweiz<br />

jahrzehntelang Tibeter und Portugie<strong>se</strong>n<br />

sympathischer als Deutsche und Italiener,<br />

zierliche Asiaten angenehmer als tiefschwarze<br />

Afrikaner, ganz unabhängig<br />

davon, ob man je mit einem Vertreter eines<br />

die<strong>se</strong>r Völker auch nur ein Wort gewech<strong>se</strong>lt<br />

hätte. Wir haben fremden<br />

Sprachlauten gegenüber un<strong>se</strong>re Vorurteile,<br />

das gilt schon bei un<strong>se</strong>ren eigenen<br />

Dialekten. Das gilt erst recht für die fremden<br />

Sprachen. Wer hat schon eine Ahnung<br />

vom Klang und dem Aufbau der <strong>se</strong>mitischen<br />

Sprachen (Arabisch, Äthiopisch,<br />

Syrisch, Iwrith = Neuhebräisch), der<br />

indischen Sprachen (ein paar hundert an<br />

der Zahl!)? Und wer hat schon an fremden<br />

Gottesdiensten teilgenommen, an<br />

evangelischen, christkatholischen, orthodoxen,<br />

jüdischen, islamischen, hinduistischen,<br />

buddhistischen...? Wer hat schon<br />

fremde Menschen beten ge<strong>se</strong>hen? Das<br />

Fern<strong>se</strong>hen zeigt dies zwar auch, aber<br />

eben doch lieber Menschen, die sich<br />

streiten, die lärmen, die ihre «<strong>se</strong>ltsamen»<br />

Gebetsformen mas<strong>se</strong>nwei<strong>se</strong> durchführen,<br />

die Bomben legen, Selbstmordattentate<br />

ausüben und scheussliche Blutbäder<br />

anrichten.<br />

Ein erster Schritt<br />

Ich würde sagen: Selbstbescheidung. Wir<br />

müs<strong>se</strong>n uns eingestehen, dass wir vom<br />

andern <strong>–</strong> in die<strong>se</strong>m Fall vom Islam <strong>–</strong> nur<br />

wenig wis<strong>se</strong>n. Aber ebenso schlimm ist,<br />

dass wir vom Christentum wenig, oft beinahe<br />

nichts (mehr) wis<strong>se</strong>n. Dabei kommt<br />

es in einem Dialog zum ersten darauf an,<br />

dass die beiden Gesprächspartner ihren<br />

eigenen Standort kennen und mit guten<br />

Argumenten darlegen können. Es geht<br />

nicht darum, die Unterschiede zu verwischen,<br />

sondern sie klar zu benennen. Und<br />

als erstes: der Islam ist nicht nur eine Religion,<br />

sondern auch ein Ge<strong>se</strong>llschafts-,<br />

Politik- und Rechtssystem, die alle eng<br />

miteinander verzahnt sind. Im Westen<br />

hingegen sind die<strong>se</strong> Bereiche säuberlich<br />

getrennt. Das muss man gegen<strong>se</strong>itig zur<br />

Kenntnis nehmen.<br />

Und sodann, um bei der Religion anzufangen:<br />

Wir haben zwar einiges gemeinsam,<br />

vor allem den Ein-Gott-Glauben und<br />

mehrere ethische Grundsätze (im Sinne<br />

der Zehn Gebote), das Gebet, das Fasten<br />

(bei uns <strong>se</strong>hr reduziert!). Dann aber kommen<br />

die Unterschiede: die Muslime können<br />

nie und nimmer den dreifaltigen<br />

Gott anerkennen, nicht die Gottessohnschaft<br />

Christi (während sie den Propheten<br />

Jesus und <strong>se</strong>ine Mutter Maria <strong>se</strong>hr<br />

verehren), die Kreuzigung Jesu ist ihnen<br />

unverständlich usw. Hier gilt es, die Muslime<br />

nicht bekehren zu wollen (das ist bei<br />

ihnen sowieso unter Strafe gestellt!), sondern<br />

friedlich darzulegen versuchen,

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