gie_05_2018
Schmelzen und Gießen, Feuerfesttechnik
Schmelzen und Gießen, Feuerfesttechnik
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INTERVIEW<br />
Daher haben wir zwei Entwicklungsabteilungen: Da ist zum einen<br />
das Ressort Design & Engineering, dem ich angehöre und<br />
wo es um die Entwicklung der Bauteile in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Kunden geht. Hinzu kommt unsere R&D-Abteilung,<br />
die sich um die Entwicklung der entsprechenden Verfahren und<br />
Materialien kümmert. Beide Ressorts arbeiten eng zusammen,<br />
sodass wir am Ende nicht nur das optimale Bauteil, sondern<br />
auch das optimale Verfahren für den Kunden liefern. Auf diese<br />
Weise sorgen wir nicht nur für ein optimales Design, sondern<br />
auch für optimale Kosten.<br />
Gießer im Automotive-Bereich, so hört man von den OEM<br />
immer öfter, müssten sich vom reinen Komponentenhersteller<br />
zum Systemanbieter weiterentwickeln und mehr<br />
bieten als ein Gussbauteil. Trifft das auf Sie zu?<br />
Ja, wir bieten auch Gesamtkonzepte an und entwickeln beispielsweise<br />
für Audi schon seit über zehn Jahren komplette<br />
Pedalerie-Werke. Am Ende produzieren wir zwar nur den Lagerbock,<br />
der aus Aluminium besteht, aber die Entwicklung des<br />
Gesamtsystems mit allen Pedalen, Federn und Sensoren kommt<br />
von uns. Falls am Ende irgendetwas nicht funktioniert, sind wir<br />
natürlich erster Ansprechpartner für den Kunden, um Probleme<br />
zu beheben.<br />
Das heißt letztendlich, Sie müssen sich zunehmend auch<br />
Gedanken darüber machen, wie sich ein Bauteil vielleicht<br />
in Multimaterialbauweise integrieren lässt, müssen sich<br />
mit Fügetechniken beschäftigen, mit Thermomanagement,<br />
also mit Themen, die weit über das reine Gießen eines<br />
Bauteils hinausgehen? Brauchen Sie dazu eine andere Systemkompetenz<br />
als ein reiner Gießer, der nur ein Gussteil<br />
abliefert?<br />
Wir befassen uns mit diesen Themen, was aber nicht heißt, dass<br />
wir alles in-house haben. Wir arbeiten eng mit Ingenieurbüros,<br />
Die umfangreiche Nachbearbeitung übernehmen bei KSM Castings<br />
Industrieroboter, die dazu beitragen, die maximale Wertschöpfung<br />
zu erreichen.<br />
mit Universitätsinstituten, Fraunhofer und anderen Forschungsinstituten<br />
sowie mit unseren Lieferanten zusammen. In den<br />
letzten Jahren spielt das Thema Fertigungstiefe eine immer größere<br />
Rolle. Darüber hinaus wird immer mehr gewünscht, dass<br />
der Lieferant die Gussteilbearbeitung übernimmt. Das reine<br />
Liefern von Rohteilen nimmt nur noch einen kleinen Teil ein.<br />
Wir mussten ein Know-how mit Hilfe von Vollautomation aufbauen.<br />
Das konnten wir natürlich nicht von jetzt auf gleich für<br />
uns darstellen, von daher haben wir da auch sehr stark auf unsere<br />
Lieferanten gebaut, die entsprechende Anlagen konzipiert<br />
und installiert haben. Andererseits entwickeln wir auch gemeinsam<br />
mit unseren Lieferanten neue Gießverfahren. So haben wir<br />
z. B. das CPC-Verfahren zusammen mit Fill weiterentwickelt,<br />
mit einem anderen Lieferanten das Kipp<strong>gie</strong>ßverfahren. Um diese<br />
ganzen Gießtechniken und neue Materialien zu testen, bauen<br />
wir jetzt eine Versuchs<strong>gie</strong>ßerei mit entsprechenden Maschinen<br />
auf, in der wir verschiedene Materialien testen und verschiedene<br />
Ideen zu neuen Gießverfahren, aber auch Anläufe<br />
erledigen können, ohne dass die Produktion dadurch belastet<br />
wird. Diese Gießerei können wir auch zur Ausbildung unserer<br />
neuen Mitarbeiter nutzen.<br />
Heißt das, dass Sie Ihre Produktpalette in Zukunft erweitern<br />
wollen?<br />
Das bedeutet für uns erst einmal, dass wir unsere Verfahren<br />
ständig weiterentwickeln müssen, auch renommierte, allgemein<br />
anerkannte Verfahren. Wir sind einer der Marktführer in der<br />
Herstellung von radführenden Bauteilen aus Aluminium. Natürlich<br />
wird das weiterhin ein Kerngeschäft bleiben, auch das Elektroauto<br />
oder wie immer das Auto der Zukunft aussieht, wird<br />
34 GIESSEREI 1<strong>05</strong> <strong>05</strong>/<strong>2018</strong>