SP nominierte als Erste - Trienger Woche
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15. märz 2012 • SurSeer <strong>Woche</strong> / Sempacher <strong>Woche</strong> / trienger <strong>Woche</strong> WirtSchaft im fokuS 33<br />
Nicht nur auf operativer, sondern auch auf strategischer Ebene sind gute persönliche Kontakte äusserst wichtig. Foto KEystoNE<br />
«Das Lobbying hat massiv zugenommen»<br />
georgeS theiler der luzerner fdp-politiker über Seine arbeit alS Ständerat, unternehmer und VerWaltungSrat<br />
konfliktpotenzial zwischen seiner<br />
arbeit <strong>als</strong> unternehmer,<br />
mehrfacher Verwaltungsrat und<br />
fdp-Ständerat sieht georges<br />
theiler nicht. im gegenteil. das<br />
seien die grundpfeiler unseres<br />
politischen milizsystems.<br />
Grosse Unterschiede in der politischen<br />
Arbeit – der FDP-Politiker hat<br />
im vergangenen Herbst vom National-<br />
in den Ständerat gewechselt – gibt es<br />
laut Georges Theiler nicht. Es werden<br />
Gesetze und Vorlagen behandelt. Anders<br />
ist hingegen die Art und Weise,<br />
wie das gemacht wird. «Der Ständerat<br />
arbeitet schneller und lösungsorientierter;<br />
es geht weniger um Parteipolitik,<br />
und deshalb werden Kompromisse<br />
eher gesucht», fasst Theiler zusammen.<br />
Vor allem aber sei die Arbeit in<br />
den Kommissionen – Theiler ist in deren<br />
vier vertreten – intensiver, denn<br />
diese spuren das weitere Vorgehen im<br />
Parlament schon wesentlich vor.<br />
Wertvoll – aber gesunde distanz<br />
«Generell», so Georges Theiler, «hat<br />
das Lobbying von Interessenvertretern<br />
im Bundeshaus in den letzten Jahren<br />
massiv zugenommen.» Als Ständerat<br />
sei er neu einer von 46, im Nationalrat<br />
sei er hingegen einer unter 200 gewesen,<br />
weshalb er nur schon deshalb<br />
noch mehr im Fokus der Meinungsbeeinflusser<br />
stehe. «Die Lobbyisten konzentrieren<br />
sich vor allem auf die Kommissionsmitglieder<br />
und suchen so<br />
den direkten Draht zu den Parlamentariern.»<br />
Theiler gibt offen zu, dass er<br />
ein gespaltenes Verhältnis zu den Einflüsterern,<br />
wie sie auch genannt werden,<br />
hat. «Auf der einen Seite sind sie<br />
für mich <strong>als</strong> Politiker wertvoll, um an<br />
detaillierte Informationen zu kommen»,<br />
hält er fest. «Andererseits»,<br />
gibt er zu bedenken, «braucht es schon<br />
eine gesunde Distanz, um von ihnen<br />
nicht vereinnahmt zu werden.»<br />
grundsätze und erfahrung<br />
Wie aber arbeitet der Ständerat Theiler,<br />
der im Spannungsfeld zwischen<br />
sich <strong>als</strong> Bürger, Unternehmer, mehrfacher<br />
Verwaltungsrat und Politiker<br />
steht? Wo schlägt sein Herz, wenn es<br />
darauf ankommt, Position zu beziehen?<br />
«Von aussen mag das nach einem<br />
Spannungsfeld aussehen – für<br />
mich ist das überhaupt nicht der<br />
Fall», differenziert Theiler. Er vertrete<br />
grundsätzlich liberale Positionen, wo-<br />
für er auch gewählt worden sei. Selbstverständlich<br />
habe er <strong>als</strong> Ständerat<br />
aber die kantonalen Interessen von<br />
Luzern noch stärker im Fokus und<br />
vertrete diese auch – etwa wenn es um<br />
den Tiefbahnhof gehe. «Ich bin keineswegs<br />
zwischen verschiedenen Polen<br />
hin- und hergerissen», stellt er<br />
klar. «Ich vertrete meine Grundsätze<br />
und habe einen Erfahrungsschatz.<br />
Und daraus entstehen schliesslich<br />
bürgerfreundliche, liberale Lösungen,<br />
die unserem Land dienen.» Das sei<br />
seine oberste Maxime.<br />
Dass Politiker auch <strong>als</strong> Verwaltungsräte<br />
tätig sind, ist für Georges Theiler<br />
eine Selbstverständlichkeit. «Das ist<br />
ein Grundsatz unseres Milizsystems,<br />
den ich vehement verfechte.» Ein Verbot<br />
von VR-Mandaten käme laut Theiler<br />
einem Berufsverbot für viele Politiker<br />
gleich. Zudem ist er überzeugt,<br />
dass sich das Milizsystem der Schweiz<br />
mit jedem anderen politischen System<br />
auf der Welt messen lasse. «Es gibt<br />
weltweit kein einziges Profi-Parlament,<br />
das nebenbei nichts arbeitet,<br />
keine Interessen vertritt und das trotzdem<br />
bessere Arbeit leisten würde <strong>als</strong><br />
wir es in der Schweiz tun.»<br />
Weit kritischer beurteilt der Luzerner<br />
Ständerat hingegen Politiker oder Politikerinnen,<br />
die bei Verbänden oder<br />
Gewerkschaften angestellt sind. «Im<br />
FDP-ständerat Georges theiler (links) im Gespräch mit Nationalrat Christian Wasserfallen<br />
in den Wandelhallen des Bundeshauses in Bern. Foto zvG<br />
Vergleich dazu ist ein Verwaltungsrat<br />
in seiner politischen Arbeit viel unabhängiger.»<br />
Deshalb käme für ihn eine<br />
solche Konstellation auch auf keinen<br />
Fall in Frage. Theiler begründet: «Einen<br />
Stempel in eine so bestimmte politische<br />
Richtung wollte ich mir nie<br />
aufdrücken lassen. Denn <strong>als</strong> Verbandsvertreter<br />
wird man politisch mit<br />
dem Mandat gleichgestellt, und das<br />
wollte ich nie.»<br />
Die Gefahr eines politischen Ungleichgewichts<br />
im Parlament wegen<br />
solcher Verbandsvertreter sieht er allerdings<br />
nicht. «Per Saldo halten sich<br />
linke und rechte Verbandsvertreter in<br />
etwa die Waage, das sorgt für Ausgleich,<br />
weshalb ich das für unbedenklich<br />
halte», stellt Georges Theiler fest.<br />
transparenz für alle<br />
Ob Interessenvertreter, Verwaltungsräte<br />
oder Verbands- und Gewerkschaftsangestellte<br />
in der Politik tätig sind, spielt<br />
für ihn keine Rolle, sofern bei allen<br />
Mandaten Transparenz herrscht. «Und<br />
die kann jeder Bürger mit einem Blick<br />
ins Internet erhalten, womit das kein<br />
Problem ist», begründet Theiler. Auf<br />
keinen Fall dürfe<br />
«Es gibt weltweit<br />
kein einziges Profi-<br />
Parlament, das<br />
bessere Arbeit<br />
leisten würde.»<br />
es aber so weit<br />
kommen, dass sich<br />
jemand von einer<br />
Firma oder Organisation<br />
sagen lasse,<br />
wie er politisch<br />
agieren solle. «Das<br />
stelle ich auch immer<br />
von vornherein<br />
klar, wenn ich<br />
für ein Mandat angefragt<br />
werde, um schon gar keine Erwartungen<br />
aufkommen zu lassen. Denn<br />
beeinflussen lasse ich mich nicht», erklärt<br />
Georges Theiler klipp und klar.<br />
Komme hinzu, dass es ein schlechtes<br />
Unternehmen wäre, wenn es VR-Mandate<br />
nur mit Blick auf die politische Beeinflussung<br />
vergeben würde.<br />
interessenkonflikte<br />
Trotzdem, Interessenkonflikte sind<br />
laut Theiler durchaus möglich. Die<br />
seien aber unmissverständlich geregelt<br />
durch das Parlamentsgesetz, das<br />
bei solchen Konstellationen den Ausstand<br />
vorschreibt. «Dabei muss es<br />
aber um konkrete Fälle gehen, wo die<br />
betroffene Person direkt etwas bewirken<br />
könnte», schränkt Theiler ein. Erlebt<br />
habe er selber einen solchen Fall<br />
noch nie. Was aber nicht erstaunlich<br />
Georges Theiler<br />
perSon 1949 geboren, ist Georges<br />
Theiler Bürger von Hasle und<br />
Luzern, wo er auch mit seiner Partnerin<br />
wohnt. Der Vater von drei erwachsenen<br />
Töchtern war von 1987<br />
bis 1995 im damaligen Grossrat des<br />
Kantons FDP-Vertreter, dann wurde<br />
er in den Nationalrat gewählt<br />
und schliesslich 2011 in den Ständerat.<br />
Theiler ist Inhaber der GT-<br />
Consulting und <strong>als</strong> Verwaltungsrat<br />
tätig bei der Auto AG Group, Rothenburg,<br />
der Bison Holding AG,<br />
Neuenkirch, der Mobimo Holding<br />
AG, Luzern, der Riva AG, Buochs,<br />
sowie der Wascosa AG, Zug. rS<br />
sei, denn ein übergeordnetes Gesetz<br />
oder ein Auftrag betreffe nur in sehr<br />
seltenen Fällen direkt eine Firma oder<br />
einen Auftrag eines Unternehmens.<br />
Grundsätzlichen Handlungsbedarf<br />
sieht der Luzerner Ständerat deshalb<br />
nicht beim bestehenden Schweizer<br />
georgeS theiler<br />
Politsystem. «Es<br />
ist unter Umständen<br />
etwas träge.<br />
Etwa wenn es<br />
zwei Jahre<br />
braucht, bis eine<br />
Gesetzesvorlage<br />
umgesetzt ist. Gerade<br />
in der heutigen<br />
Zeit ist das<br />
lange.» Wichtig<br />
sei aber eine gute<br />
Lösung und dass eine Mehrheit der<br />
Bevölkerung dahinterstehe.<br />
Stabil, aber langsam<br />
«Wenn wir das beispielsweise mit<br />
Griechenland vergleichen», so Theiler,<br />
«wo über Nacht Gesetze massiv<br />
geändert wurden und zu grossen Unruhen<br />
führten, ist die Stabilität in der<br />
Schweiz dagegen ein riesiger Erfolgsfaktor.»<br />
Und wie bringt Georges Theiler<br />
Beruf, Politik und Familienleben<br />
zeitlich unter einen Hut? Ganz einfach,<br />
er arbeitet 150 Prozent, besucht<br />
Anlässe und Sitzungen auch abends<br />
und am <strong>Woche</strong>nende. «Wahnsinnig<br />
viel Freizeit bleibt da nicht», sagt er,<br />
was wohl untertrieben ist. «Ich habe<br />
aber das Glück, dass mein Umfeld,<br />
meine Familie, dafür Verständnis haben.»<br />
roland Stirnimann