Stadtmagazin CLP Ausgabe 22
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kann auf eine stolze Tradition zurückblicken. Fast 300 Jahre<br />
wird der Hof bereits durch die Familie Looschen auf der<br />
altehrwürdigen Hofstelle bewirtschaftet. Aber die Idylle<br />
hier im ländlichen Garrel täuscht, längst herrscht auf den<br />
Höfen keine Bauernhofromantik mehr. Um wirtschaftlich zu<br />
überleben, müssen sich die landwirtschaftlichen Betriebe<br />
den Marktanforderungen anpassen und konkurrieren dabei<br />
auch mit billigen Importen aus dem Ausland. Karl-Heinz<br />
Looschen führt den landwirtschaftlichen Betrieb seit 1971<br />
und hat seine Produktion stets den sich wandelnden Marktbedingungen<br />
angepasst.<br />
So gab er schon vor etlichen Jahren seine Milchviehwirtschaft<br />
auf und spezialisierte sich neben der Bullenmast auf<br />
die Enten- und Gänsezucht. Nun wagte er gemeinsam mit<br />
seinem Sohn Michael noch einmal den Schritt auf neues Terrain.<br />
Ein Jahr lang reisten die beiden durch ganz Deutschland,<br />
Australien und Japan, um sich umfassend über moderne<br />
Rinderzucht und die besonderen Anforderungen, die<br />
Wagyus an ihr Lebensumfeld stellen, zu informieren.<br />
Michael und Karl-Heinz Looschen möchten ihren Tieren<br />
artgerechte Lebensbedingungen bieten und bauten daher<br />
große offene Ställe mit mindestens zehn Quadratmetern<br />
Platz für jedes Tier. Die Rinder können selbst entscheiden,<br />
ob sie draußen auf der Weide grasen oder lieber im offenen<br />
Stall Heu fressen. Die Weide ist übrigens wolfsicher gemacht,<br />
da die Familie bereits erste Spuren des Räubers auf<br />
ihrem Hof entdeckt haben.<br />
In den Ställen stehen die Tiere nicht auf Spaltenböden,<br />
sondern auf einer dicken Schicht Stroh, die täglich frisch eingestreut<br />
wird. Draußen gibt es eine betonierte Außenfläche,<br />
die von den Rindern ebenfalls gerne als Ruheort genutzt<br />
wird. Gefüttert wird ausschließlich genfreies Futter aus hofeigenem<br />
Heu, Biertreber sowie ein eigens entwickeltes Wagyu-Schrot.<br />
Gülle fällt in diesem Betrieb nicht an. Der Mist<br />
wird zur Biogasanlage gefahren, so dass die Bewirtschaftung<br />
des Hofes in einem geschlossenen System arbeitet.<br />
2010 wurde schließlich die „Wagyu Auetal“ gegründet<br />
und die ersten Kühe für die Zucht wurden gekauft. Zunächst<br />
standen aber keine schwarzen Wagyu-Rinder im<br />
Stall, sondern Simmentaler-Fleckvieh, das aufgrund seiner<br />
Gutmütigkeit als Leihmütter und spätere Ammen für die<br />
Wagyu-Embryonen ausgesucht wurde. Das Sperma für die<br />
Zucht stammte von einem australischen Züchter.<br />
Der Stammbaum der Wagyu-Rinder lässt sich bis ins 19.<br />
Jahrhundert zurückverfolgen, denn die Japaner haben<br />
schon früh großen Wert daraufgelegt, Inzucht zu vermeiden.<br />
Vor allem im Bereich Zucht wird Michael Looschen von<br />
seinem älteren Bruder Alexander, der mit seiner Familie in<br />
der Nähe des elterlichen Hofes lebt, unterstützt.<br />
In der ersten Generation wurden auf dem Hof Looschen<br />
sechs Kälber, vier Kuh- und zwei Bullenkälber, geboren, die<br />
den Grundstock der Zucht bilden. Nach und nach wird das<br />
Fleck-Vieh durch Wagyu-Rinder ersetzt, die bereits von den<br />
eigenen Zuchtbullen auf natürliche Art belegt werden. Heute<br />
weiden 100 schwarze Wagyu-Rinder aus der eigenen Aufzucht<br />
auf den Weiden rund um den Hof Looschen und auf<br />
Partnerhöfen. Um die Tiere nach den eigenen strengen Standards<br />
unterbringen zu können, arbeitet die Familie Looschen<br />
Die Rinder auf dem Hof Looschen können ganzjährig frei zwischen der Außenweide und dem großen Stall wählen.<br />
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