Stadtmagazin CLP Ausgabe 22
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eportage<br />
Der hl. Antonius erteilt dem Teich seinen Segen<br />
Dem hl. Antonius werden auch heute noch<br />
Kerzenopfer gebracht<br />
In der Nähe von Koblenz, unweit der üblichen Touristenattraktionen,<br />
liegt die Bilderlandschaft der Pfarrer Kraus-Gärten.<br />
Wer dieses religiöse Kleinod im Ort Arenberg aufsucht,<br />
wird in eine andere Zeit, in das 19. Jahrhundert versetzt. Die<br />
ab 1845 erbaute und europaweit einzigartige Landschaftsbilderbibel<br />
besteht aus etwa 60 Kapellen, Grotten und Bildstöcken<br />
sowie einem Kreuzweg. Im 19. Jahrhundert war der<br />
Bildungsstand der einfachen Bevölkerung noch nicht so,<br />
dass alle Menschen schreiben und lesen konnten. Also blieb<br />
nur das Betrachten und so begann Pfarrer Johann Baptist<br />
Kraus ab 1845 mit der Anlage einer religiösen Parklandschaft<br />
und erweiterte diese kontinuierlich bis zu seinem Tod 1893.<br />
Die spätere deutsche Kaiserin Augusta war Gönnerin von<br />
Pfarrer Kraus und unterstützte den Bau der Anlagen. Hiermit<br />
sollten den Gläubigen der Zugang zu den biblischen und anderen<br />
religiösen Geschichten nahegebracht werden.<br />
Die Atmosphäre der vergangenen Jahrhunderte ist auch<br />
heute noch an diesem Ort zu spüren. Die verschlungenen<br />
Pfade führen über kleine Holzbrücken, an Grotten vorbei<br />
durch eine romantische Anlage von alten Bäumen und Büschen.<br />
Das diesige Herbstwetter verstärkt den Eindruck, an<br />
einen verwunschenen Ort geraten zu sein. Hinter jeder Biegung<br />
tun sich ein neues Thema und eine neue Szene auf.<br />
Nicht nur der Kreuzweg, der ja in vielen Kirchen dargestellt<br />
wird, sondern auch Szenen aus dem Leben des heiligen Franziskus<br />
und des heiligen Antonius sind dort zu finden.<br />
Von letztem Jahrhundert stammen diese Verhaltensregeln,<br />
die noch heute beherzigt werden sollten<br />
An jeder Ecke ist ein Engel zu finden.<br />
Die Pfarrer-Kraus Anlagen in Arenberg sind das<br />
Erleben einer anderen Zeit.<br />
Die Darstellung der Werkstatt und Wohnstätte der Familie<br />
Jesu ist sicherlich nicht unbedingt historisch korrekt. Doch<br />
brachte sie den Gläubigen im 19. Jahrhundert die Geschichten<br />
aus der Bibel näher. Durch die Statuen und Bilderszenen<br />
konnten sich die Besucher im wahrsten Sinne des Wortes ein<br />
Bild von den Erzählungen aus der Sonntagsschule machen<br />
und bei einem Besuch der Anlagen ein Gefühl der Nähe zu<br />
den religiösen Figuren bekommen. Dies animierte viele Leute<br />
auch dazu, diese Anlagen freiwillig zu pflegen, zu erhalten<br />
und zu erweitern.<br />
Beeindruckend ist die filigrane Bearbeituang der Kapellen<br />
und Grotten. Jede einzelne, noch so kleine Gebetsstätte ist<br />
mit Steinchen, Murmeln und Muscheln verziert. Das Herzstück<br />
ist die Pfarrkirche, in der Fenstermalereien, plastische<br />
Darstellungen und Wandmalereien das Auge kaum zur Ruhe<br />
kommen lassen. Selbst der Beichtstuhl besteht aus kleinen<br />
Steinchen und Muscheln, zusammen getragen von den Menschen,<br />
die diesen Ort mit-, auf- und weitergebaut haben.<br />
In einigen Kapellen kann man zahlreiche Danksagungen<br />
auf Platten an den Wänden finden. Dank für die Erhörung<br />
von Gebeten, Genesungen oder für die gelungene Prüfung.<br />
Dies zeigt, dass dieser Ort mit dem Einzug der Moderne nicht<br />
an Bedeutung für die Hoffnungen der Menschen verloren<br />
hat.<br />
Dieser Ort ist einer der Stille und der Friedfertigkeit, und<br />
die allgegenwertige mystische Stimmung ist auch heute<br />
noch ein wichtiger Rückzugsort vor der Hektik der heutigen<br />
Zeit. Selbst wenn man nicht religiös ist – dem Zauber der<br />
Pfarrer-Kraus Anlagen in Arenburg bei Koblenz kann man<br />
sich nicht entziehen.<br />
Michaela Mense<br />
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