IV - CCA Monatsblatt
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Titel<br />
800 In Frankreich wurden die Abfälle vor das Haus auf die Gassen<br />
geworfen. Schweine, Gänse und Kaninchen hielten sich dort<br />
auf, und knöcheltiefer Morast bedeckte das Pflaster. In manchen<br />
Straßen konnte man sich nur noch mit Stelzen bewegen oder<br />
mit hochhackigen Pantoffeln. Auch das Nachtgeschirr wurde<br />
durch das Fenster auf die Straße entleert.<br />
1183 Der Reichstag in Berlin brach in eine Fäkalgrube ein. 120<br />
Menschen ertranken. Kaiser Friedrich I. soll sich gerade noch<br />
mit einem beherzten Sprung aus dem Fenster gerettet haben.<br />
1350 In München gab es eine Regel die besagte, dass »Kot und<br />
Unflat« vor den Türen binnen drei Tagen wegzuführen seien.<br />
»Unsauberes« aus dem Hause zu gießen wurde bestraft.<br />
1678 Die »Säuberungsordnung« der Stadt Salzburg verbot, »die<br />
heimlichen Gemächer« direkt auf die Gasse hinausmünden<br />
zu lassen. Die menschlichen Ausscheidungen sollten »unter<br />
das Erdreich vergraben werden«. Müll durfte nicht wild in<br />
Gassen und auf Plätzen abgelagert werden, sondern jeder<br />
hatte ihn morgens oder abends in die Salzach oder ein anderes<br />
Fließgewässer zu werfen.<br />
17. Jh. Die »Nachtkönige« - ein Mittelding zwischen Müllabfuhr und<br />
Kanalräumer - waren in Salzburg zuständig für das Ausräumen<br />
der Senkgruben. Die Tätigkeit war wegen des Geruchs nur<br />
nachts, ab 21 Uhr, erlaubt.<br />
1732 In Berlin waren unter Friedrich Wilhelm I. »Unrathaufen vor<br />
Fenstern und Türen des Hauses zurück in die Wohnungen zu<br />
schaufeln«.<br />
1908 »Mistbauern« kündigten sich mit Glockenzeichen an, worauf<br />
die Salzburgerinnen und Salzburger ihre Behälter an die<br />
Randsteine der Gehsteige stellten und nach der Entleerung<br />
wieder ins Haus schafften.<br />
1930 Pro Einwohnerin und Einwohner waren rund ½ Kubikmeter<br />
Hausmüll zu entsorgen, 2006 waren es rund 4 Kubikmeter<br />
(inkl. der getrennt gesammelten Altstoffe).<br />
1933 Aus dem Bericht einer Stadtverwaltung geht das Problem<br />
mit wilden Ablagerungen hervor: »... es ist nicht selten<br />
vorgekommen, dass ein am Straßenrand liegengelassener<br />
Wohin mit dem Müll?<br />
10<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012